Mit MS Annabelle ab/bis Lyon durch Frankreich bis ans Mittelmeer
Mit dem Flusskreuzfahrtschiff durch Südfrankreich. MS Annabelle ist eines von drei Flussschiff-Neubauten, die in diesem Jahr für den Bonner Reiseveranstalter Phoenix Reisen in Dienst gestellt wurden. Gebaut wurde die 135m lange und 11,4m breite Annabelle für die Reederei Scylla AG mit Sitz in Basel. Maximal reisen 180 Gäste in 90 Kabinen an Bord mit. Die Annabelle ist ganzjährig in Frankreich stationiert und fährt auf unterschiedlichen Routen ab/bis Lyon
8 Tage auf Rhône und Saône bis ans Mittelmeer
Impfnachweis vor Einschiffung
Es ist ein wunderbar sonniger Herbsttag, dieser 14. Oktober 2021 im französischen Lyon. Die Anreise ab Deutschland erfolgt in der Regel mit dem Flugzeug. Entweder direkt oder über ein Drehkreuz wie München und Frankfurt. Sofern die Reise samt Flügen über Phoenix Reisen gebucht wurde, steht am Flughafen Lyon ein Shuttlebus für die Gäste bereit. Das zahlt sich in diesem Fall aus, denn aufgrund einer technisch bedingten Verspätung des Fluges ab München, fällt die Sorge, dass Schiff nicht pünktlich bis zu Abfahrt zu erreichen, weg. Am Ufer der Rhône liegt die Annabelle frisch herausgeputzt bereit. Es ist für dieses Jahr die letzte Reise, die heute beginnt. Bei allen Gästen wird vor der Einschiffung das digitale Impfzertifikat überprüft. Die Einschiffung verläuft entspannt und geordnet.
Keine Spur von Herbst
Nachdem alle Gäste an Bord sind, kann es kurz nach Sonnenuntergang losgehen. Dann heißt es „Leinen los“ in Richtung Tournus. Zeit für einen Stadtrundgang blieb heute nicht mehr. Den plane ich für den letzten Tag der Reise. Lyon ist eine abwechslungsreiche, sehr schöne Stadt, durch die zwei Flüsse fließen – die Rhône und Saône. Lyon bietet den Besuchern ein wahres Kaleidoskop an historischen und bunten Stadtvierteln. Seit 1998 gehören 4 Stadtviertel zum Weltkulturerbe der UNESCO. Der Besucher erlebt in Lyon eine Reise von der Vergangenheit bis heute. Darüber hinaus hat Lyon auch kulinarisch eine Menge zu bieten, denn die Region Auvergne-RhôneAlpes ist die Region Frankreichs mit den meisten Sterneköchen. Zu den besten Adressen zählt zweifelsfrei das Restaurant Paul Bocuse, welches mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde.
Langsam gleitet die Annabelle rückwärts vom Liegeplatz an der Rhône entlang bis zu einer Flussgabelung. Dort fließen Rhône und Saône zusammen. Jetzt geht es mit dem Bug voraus, unter einigen extrem niedrigen Brücken hindurch, in Richtung Tournus. Vorbei am ältesten Hügel der Stadt, dem Hügel von Fourvière. Noch eine Zeit lang ist die markante Basilika Notre-Dame de Fourvière, die zwischen 1872 bis 1896 auf dem Hügel errichtet wurde, erkennbar. Noch deutlicher hebt sich der Tour métallique de Fourvière am dunklen Abendhimmel ab. Dabei handelt es sich um eine dem Eiffelturm nachempfundene Stahlkonstruktion, die mit 85,9m aber deutlich niedriger ist. In der Panoramalounge begrüßt Kreuzfahrtleiterin Katharina zunächst alle Gäste, bevor das Abendessen im Restaurant Vier Jahreszeiten für die Gäste der ersten Tischzeit bereitsteht. Der erste Abend verläuft ruhig und entspannt. Nach dem Abendessen trifft man sich zu einem Digestif.
Tournus und Chalon-sur-Saône
Am nächsten Morgen macht die Annabelle sehr früh in Tournus fest. Nebel liegt über der Stadt. Auf dem Kalender ist bereits der Monat Oktober aufgeschlagen, das wird in diesem Moment deutlich. Mit 16 Grad ist es jedoch recht mild. Der Stopp in Tournus dient in erster Linie dazu, die Teilnehmer des heutigen Ausflugs aussteigen zu lassen. Wer an Bord bleibt, hat die Gelegenheit zu einem Stadtrundgang. Die Stadt hat einige ältere Kirchen sowie eine schön angelegte Uferpromenade zu bieten.
Historisches Zentrum und Wiege der Fotografie
Bereits um 14:00 Uhr kommt das nächste Tagesziel in Sicht, die Stadt Chalon-sur-Saône. Die Sonne hat den Nebel inzwischen aufgelöst. Mit 20 Grad sind die Temperaturen einfach zum Genießen und laden zu einem Stadtbummel ein. Zentraler Mittelpunkt der Stadt ist der malerisch anmutende Place Saint-Vincent, der von historischen Fachwerkhäusern umgeben ist. Blickfang ist die Kathedrale Saint-Vincent sowie ein markanter Brunnen in dessen Mitte Wasser aus einer gespaltenen Kugel läuft. Ebenfalls sehr sehenswert ist der Place de L´Hôtel de Ville, an dem sich ebenso zahlreiche Cafés befinden wie am Place Saint-Vincent. Am Place de L´Hotel de Ville ist auch die renommierte Pâtisserie Chocolaterie ALLEX zu finden. Im Mittelalter lag Chalon-sur-Saône am Kreuzungspunkt römischer Handelswege, hatte daher eine große Bedeutung. Der Höhepunkt des Handels auf den Wasserstraßen wird mit dem Bau des Canal de Bourgogne im 19. Jahrhundert erreicht. Chalon-sur-Saône ist darüber hinaus die weltweite Wiege der Fotografie. In Chalon-sur-Saône wurde der Erfinder der Fotografie geboren, Joseph Nicéphore Niépce. Ihm ist eine Statue am Flussufer sowie ein großes Museum in der Stadt gewidmet. Von Nicéphore Niépce stammt die erste, bis heute erhaltene Fotografie. Sie zeigt einen Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers und wurde mit einer Belichtungszeit von 8 Stunden aufgenommen.
Kurz nach Rückkehr der Ausflugsteilnehmer nimmt die Annabelle um 18:30 Uhr Kurs auf Mâcon. Mit Chalon-sur-Saône war zugleich der nördlichste Punkt der Reise erreicht. Von nun an geht es wieder zurück in Richtung Lyon bzw. zu Zielen in südlicher Richtung an der Rhône. Im Panoramasalon der Annabelle laden Kapitän Michael Fouquet, Hotelmanager Tim van de Moosdijk und die Kreuzfahrtleiter Katarina Kohlschmidt sowie Christian Wunderer zum Kapitäns Willkommens-Cocktail. Diesem schließt sich das Willkommens Gala-Abendessen an.
Erst Nebel dann Sonnenschein
Um kurz nach Mitternacht erreicht die Annabelle den Liegeplatz in Mâcon. Die Ausflugsbusse in Richtung Abtei Cluny sowie zu anderen Zielen starten um 08:15 Uhr. Mâcon ist die Hauptstadt des Departement Saone-et-Loire in Burgund und Franche-Comté. Mâcon ist die südlichste Stadt des Burgunds und von rund 5.600 ha Weinbergen umgeben. Das historische Zentrum mit seinen farbenfrohen Fassaden verleihen Mâcon das Flair einer Stadt des Südens. Zu den historischen Gebäuden zählt die Kathedrale des Heiligen Vinzenz. Da die meisten Touristen zu dieser Jahreszeit bereits wieder abgereist sind, zeigt sich die Innenstadt früh am Morgen noch relativ verwaist. Am Flussufer ziehen einige Jogger vorbei, Hunde werden Gassi geführt und Einheimische machen sich auf den Weg zum Wochenmarkt, der immer Samstagvormittag auf den Marktständen der Esplanade Lamartine, direkt am Ufer der Rhône stattfindet. Auffälligstes Bauwerk und zugleich eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt ist die Pont Saint-Laurent aus dem 11. Jahrhundert, die den Fluss mit 12 Bögen überspannt. Die Brücke, die einst nur sechs Bögen aufwies, ist eine der wenigen, der Region, die nicht im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Während der Sommermonate findet auf dem Place aux Herbes täglich ein Gemüse- und Blumenmarkt statt. Nachdem sich der Morgennebel verzogen hat, strahlt die Herbstsonne vom azurblauen Himmel und sorgt für prächtige Farben des Herbstlaubes in der Stadt.
Ein Markt voller Delikatessen
Auf dem Gelände des Wochenmarktes an der Esplanade Lamartine lässt es sich wunderbar einen Vormittag lang schlendern. Das Angebot ist an Einheimische gerichtet, weshalb die Preise dort sehr moderat sind. Neben Obst- und Gemüseständen werden auch frische Austern, sowie unzählige Käsesorten an entsprechenden Ständen angeboten. Außerdem sind Camarguereis, Olivenöl aus dem Umland, Wurst- und Fleischprodukte aus Arles, Camargue Flusskrebse, Bio-Früchte und Honig zu erwerben. Käseliebhaber sollten unbedingt an einem der Stände einige Käsesorten aus der Region mitnehmen, die in Deutschland nicht oder nur sehr umständlich in selbiger Qualität zu beziehen sind. Dazu zählt zum Beispiel der Abbaye de Cîteaux, der aus Rohmilch von Montbéliard-Kühen seit 1925 im Kloster Notre-Dame de Cîteaux hergestellt wird. Das Kloster befindet sich zwischen Chalon-sur-Saône und Dijon. Ein weiterer König unter den Käsesorten ist der Époisses, der seit dem 16. Jahrhundert ebenfalls aus Kuhmilch hergestellt wird.
Um 12:00 Uhr heißt es Abschied nehmen von Macon. Das sonnige Wetter hält weiterhin an, so dass die an Bord verbliebenen Gäste die Fahrt auf der Saône vom Sonnendeck aus genießen. Gerade haben wir Villefranche-sur-Saône passiert, da taucht auch schon die Stadt Trévoux auf der linken Flussseite auf. Um 15:00 Uhr sind die Leinen fest und die Teilnehmer des nächsten Ausflugs gehen von Bord. Am Nachmittag genießen die an Bord gebliebenen das herrliche Wetter bei Kaffee und Kuchen noch einmal auf dem Sonnendeck.
Die Fassaden der historischen Häuserzeilen im Stadtgebiet von Lyon werden von der Abendsonne in goldenes Licht getaucht. Erneut passieren wir die Basilique Notre Dame de Fourviere, bevor in Lyon die Ausflugsgäste zurück an Bord erwartet werden. Wenig später erreicht die Annabelle die Mündung der Saône in die Rhône. Um 08:00 Uhr des nächsten Tages sind die Leinen fest in Le Pouzin. Hier beginnt der Ausflug zu den Schluchten der Ardèche.
Ein Museum unter freiem Himmel
Alle an Bord gebliebenen Gäste kommen erneut in den Genuss, die wärmende Herbstsonne Südfrankreichs auf dem Sonnendeck genießen zu können. Um 12:30 Uhr kommt die mittelalterliche Stadt Viviers in Sicht. Viviers ist eine französische Gemeinde mit rund 3.700 Einwohnern und wird oft als Museum unter freiem Himmel bezeichnet. Dass diese Beschreibung mehr als zutrifft, wird dem Besucher schon nach wenigen Metern auf dem Weg vom Anleger der Annabelle in Richtung Stadtkern deutlich. Die Zeit hier scheint stehengeblieben zu sein. Dieser Eindruck entsteht nicht nur durch die mittelalterlichen Bauten, sondern auch durch die überwiegend älteren Stadtbewohner, die durch die verlassenen Straßen und Gassen laufen. Während des Mittelalters und der Renaissance war Viviers eine pulsierende Handelsstadt. Es lohnt sich unbedingt, durch die kleinen Gassen zu schlendern und die verwinkelten Straßenzüge zu erkunden. Einen herrlichen Blick auf die verwinkelten Gassen erhält man vom Point De Vue 300°, einer Aussichtsplattform in direkter Nähe zur Kapelle Notre-Dame-du-Rhôhne,
Wandern zum Aussichtspunkt
Touristen sind zu dieser Jahreszeit keine mehr in der Stadt anzutreffen, was den Eindruck unterstreicht, sich an einem verlassenen Drehort eines Hollywood-Streifens zu befinden. Das gesamte Stadtbild ist geprägt von einer romanischen und gotischen Architektur, die hier ineinander verschmilzt. Beeindruckend sind die Fassaden der Patrizier-Häuser ebenso wie der imposante Stadtpalais „Maison des Chevaliers“. Die Stadt ist zweifach befestigt, wobei die untere Stadt von einer eigenen Mauer umgeben ist. Eine zweite, fast vollständig erhaltene Stadtmauer umgibt das Domviertel. Auf einem Felsen erbaut, überragt es die Rhône sowie die untere Stadt. Der Dom, wie er heute zu bestaunen ist, wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Einen einzigartigen Panoramablick über die Stadt sowie das Rhône-Tal bietet sich vom Aussichtspunkt „La Joannade“. Zwei kleine Wanderwege führen hinauf zu diesem Aussichtspunkt, der schon von weither erkennbar ist. Die hier stehende Statue des Erzengels Michael ist von der Rhône aus bereits viele Kilometer vor Ankunft in Viviers zu erkennen. Die beiden Wanderwege zum Aussichtspukt bieten immer wieder unerwartete Blicke auf Viviers, sind unbefestigt und nur mit festem Schuhwerk zu nutzen.
Um 18:30 Uhr verlassen wir diese wunderbare Stadt Viviers in Richtung Tarascon. Im Bistro Restaurant gibt es heute ein Abendessen mit französischen Spezialitäten. Für das Abendessen ist zwar eine vorherige Reservierung erforderlich, die an der Rezeption getätigt werden kann, das Abendessen ist aber bereits im Reisepreis enthalten.
Die Nacht ist sternenklar und es ist völlig windstill.
Naturparadies am Mittelmeer
Der nächste Tag steht ganz im Zeichen der Camargue, der heimischen Tierwelt und einem Besuch am Mittelmeer. Da die Annabelle nicht ganz bis ans Mittelmeer fahren kann, empfiehlt es sich, in jedem Fall am entsprechenden Ausflug teilzunehmen. Zumindest dann, wenn man möglichst viel von der einheimischen Tierwelt sehen und einen kurzen Spaziergang an einem Mittelmeerstrand unternehmen möchte. Besucht wird in diesem Zusammenhang aber nicht die Stadt Port-Saint-Louis-du-Rhône, in deren Nähe sich große Salzfelder und die Strände Plage de Piemanson sowie Plage Napoléon befinden. Zwischen diesen beiden Stränden mündet die Rhône in den Golf von Lyon, einer großen Bucht des Mittelmeers. Dafür führt die Fahrt durch den Parc naturel régional de Camargue, einem großen Naturpark mit vielen Feuchtgebieten und Zugang zum Mittelmeer. Hier sind die heimischen Camargue-Rinder, die Camargue-Pferde und unzählige Flamingos zu sehen. Letztere zumindest in den Sommermonaten. In der Camargue befinden sich einige der letzten Brutkolonien dieser auffälligen, rosaroten Vögel. Mit rund 45.000 Exemplaren ist es die größte Brutstätte in Europa. Jetzt im Herbst sind nahezu 90 Prozent der vom Aussterben bedrohten Vögel bereits in ihre Winterquartiere aufgebrochen. Einige wenige Flamingos sind dennoch zu sichten. Sie prägen neben den Camargue-Rindern und den Camargue-Pferden das Landschaftsbild der Camargue. Wir haben weiterhin Glück mit dem Wetter, denn Temperaturen von mehr als 20 Grad und Sonnenschein sind hier Mitte Oktober keine Selbstverständlichkeit.
Die heilige Hauptstadt der Camargue
Einziger Wermutstropfen dieser einzigartigen, malerischen Region ist, dass es hier in den Sommermonaten regelmäßig zur Mückenplage kommt. Nach der Fahrt durch den Nationalpark führt die Ausflugstour in die heilige Hauptstadt der Camargue, nach Saintes-Maries-de-la-Mer. Der kleine Ort mit seinen knapp 2.000 Einwohnern zeigt sich zu dieser Jahreszeit beschaulich und ursprünglich. Auch hier sind kaum noch Touristen vor Ort. Derzeit sicherlich auch durch die aktuelle Situation der reduzierten Reiseströme zu begründen. Insgesamt ist die Region jedoch extrem dünn besiedelt, denn auf einen Quadratkilometer Fläche kommen nur sieben Einwohner. Saintes-Maries wird im Sommer recht stark besucht, da die Stadt internationaler Wallfahrtsort ist, zu dem jährlich tausende Gläubige pilgern. Insbesondere im Mai ist es hier sehr voll.
Rundgang durch Tarascon und Beaucaire
Nach Rückkehr zum Liegeplatz der Annabelle bleibt noch Zeit, zwei weitere Orte zu erkunden, Tarascon und Beucaire. Den Namen Tarascon bekam die Stadt mit ihren rund 15.000 Einwohnern vom menschenfressenden Monster Tarasque, welches in einem dunklen Schaukasten unter den Arkaden der Place du Marché versteckt „lebt“. Einmal im Jahr, zu Pfingsten, wird der Drache bei einem Umzug durch die Straßen „freigelassen“. Auffälligstes Gebäude von Tarascon ist das Château de Tarascon. Das Schloss ist für Besucher geöffnet und beherbergt eine Kunstausstellung. Erbaut wurde es im 15. Jahrhundert als Wehrburg und sicherte die damals noch unabhängige Provence vom Einflussbereich des französischen Königs ab.
Gespenstisch ruhiges Tarascon
Ein Rundgang durch die verwinkelten Gassen mit Kopfsteinpflaster ist zu empfehlen. Der beschauliche und ruhige Eindruck, der sich während der gesamten Reise in den Städten zeigt, setzt sich hier fort. Nur ab und zu sind Menschen in den Straßen zu sehen. Die jüngere Bevölkerung ist zum Großteil weggezogen, wie die örtliche Reiseführerin mitteilt. Überwiegend die ältere Bevölkerungsgeneration lebt noch im historischen Stadtzentrum, in dem es immerhin einige Geschäfte und Restaurants gibt. Insgesamt hinterlässt die Stadt einen recht gespenstischen Eindruck.
Yachthafen und mittelalterliche Bausubstanz
Etwas lebhafter geht es auf der anderen Flussseite zu. Hier liegt die Stadt Beaucaire, in der mit rund 16.000 Einwohnern nur unwesentlich mehr als in Tarascon leben. Verbunden sind die beiden Städte durch eine moderne Straßenbrücke. Auch in Beaucaire thront ein großes Schloss erhaben am Stadtrand, das Château de Beaucaire. Der wohl größte Unterschied zum benachbarten Tarascon ist der Yachthafen, in dem zahlreiche Motorboote zu bestaunen sind. Beaucaire befindet sich im Département Gard, die Stadt Tarascon im Département Bouches-du-Rhône. Knapp oberhalb von Beaucaire mündet der Gardon als rechter Nebenfluss in die Rhône. Die Stadt mit ihren zahlreichen Restaurants und Straßencafés macht einen insgesamt deutlich lebhafteren und moderneren Eindruck, obwohl die Bausubstanz größtenteils ebenfalls mittelalterlich ist. Die Burg gehörte damals zu den größten in Südfrankreich, wurde 1632 weitgehend zerstört, blieb in Teilen aber erhalten und steht seit 1845 unter Denkmalschutz. Vor der Ankunft der Eisenbahn erlangte die Stadt großen Reichtum durch den bedeutenden Warenhandel. Die Stadt war jahrhundertelang einer der wichtigsten Marktplätze in Europa.
Um 18:00 Uhr heißt es Abschied nehmen von der südlichsten Region, die während dieser Reise besucht wird. Die Annabelle nimmt nun Kurs auf Avignon und erreicht den Liegeplatz dort bereits am gleichen Abend.
Mittelalterliche Gassen, der Papstpalast und eine weltbekannte Brücke
Mit ihren etwas mehr als 92.000 Einwohnern ist Avignon deutlich größer als die anderen Städte, die bisher angelaufen wurden. Genauer gesagt ist Avignon eine der fünf größten Städte in der Provence. Die Stadt war von 1309 bis 1377 Sitz der katholischen Päpste und blieb bis 1791 unter päpstlicher Herrschaft. Das Stadtbild ist geprägt von einer imposanten Befestigungsmauer, die man zunächst durchschreiten muss, wenn man vom Liegeplatz der Flusskreuzfahrtschiffe am Ufer der Rhône kommt. Außerdem findet man überall wunderschöne Gassen, verträumte Plätze und mittelalterliche Häuser, die einen Großteil der Gebäudestruktur in Avignon ausmachen. Dem Papsttum ist es zu verdanken, dass den Besucher in Avignon heute noch viele imposante Bauwerke erwarten. Zu den bekanntesten gehören der Papstpalast, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und die wohl berühmteste Brücke Frankreichs, die Pont Saint-Bénézet. Die Brücke wurde im 12. Jahrhundert erbaut und ist über einen Wachturm mit dem Papstpalast verbunden. Sie bildete einst die Verbindung zwischen der Stadt Avignon und der Ile de la Barthelasse. Weltweite Bekanntheit erlange die Brücke durch das legendäre Volkslied „Sur le pont d´Avignon“. Durch häufige Hochwasser wurde die Brücke immer wieder zerstört, bis man sich 1669 entschloss, die Brücke nicht wieder zu reparieren. Von den einstigen 22 Bögen sind heute noch vier erhalten. Die Brücke kann kostenpflichtig betreten werden, endet aber als Ruine mitten im Fluss.
Voller kultureller und kulinarischer Höhepunkte
Die Stadtmauer von Avignon ist die einzige Befestigungsmauer in Europa, die sich noch in einem tadellosen Zustand befindet. Die Mauer ist 4.430m lang und wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Insgesamt verfügt die Mauer über 39 Türme und sieben Haupttore. Nur über diese gelangte man in die Stadt. Avignon begeistert nicht nur durch die bereits genannten Eigenschaften und Gebäude, sondern auch durch die Basilika St. Pierre d´Avignon mit ihrer spätgotischen Fassade, die vielen Patrizierhäuser, Kardinalspaläste, Klöster, die Kathedrale, die Oper, eine denkmalgeschützte Bibliothek, Museen und den Rocher des Doms, einen Felsvorsprung am linken Ufer der Rhône. Der Felsvorsprung gilt als Geburtsstätte von Avignon und war bereits vor prähistorischer Zeit besiedelt. Neben all den kulturellen Höhepunkten kommen auch Shoppingfreunde in der Stadt auf ihre Kosten. Viele namhafte Labels haben eine Niederlassung in der Innenstadt. Auch Käse und kostbare Trüffel-Spezialitäten lassen sich in entsprechenden Geschäften erwerben. Ein Besuch der großen Markthalle ist zu empfehlen. Die Stadt versprüht von der ersten Minute an, nach der man durch eines der Stadtmauer-Tore geschritten ist, ein einzigartiges Flair. An jeder Straßenecke spürt man geradezu die bewegende Geschichte und abwechslungsreiche Vergangenheit der Stadt. In Avignon befindet sich eine Universität, sowie die wichtigsten Gesundheitszentren der Stadt, was den Altersdurchschnitt der Stadt deutlich niedriger hält als in vielen Nachbarstädten. Wenn die Zeit es zulässt, sollte man sich unbedingt einen Platz in einem der zahlreichen Straßencafés suchen und das lebendige Treiben in den Straßen bzw. auf den Plätzen beobachten.
Nach der Abfahrt am Abend fährt Kapitän Michael Fouqurt die Annabelle noch rund einen Kilometer den Nebenarm der Rhône hinauf und stoppt vor der berühmten Pont Saint-Bénézet. Ein ganz besonderer Moment, denn dieses Manöver ist nur möglich, wenn kein anderes Flusskreuzfahrtschiff zur selben Zeit abfährt und kein Mistral über die Stadt weht. Der Mistral ist ein starker Fallwind, der sich im gesamten Golf von Lyon bis nach Korsika und somit auch im Rhônetal bemerkbar macht. Der Mistral weht häufig, meist über einen längeren Zeitraum und erzeugt oft hohe Wellen im Golf von Lyon.
Am Abend ist dann bereits der Zeitpunkt gekommen, an dem das große Gala-Abendessen serviert wird. Kapitän Michael Fouquet, Hotelmanager Tim van de Moosdijk sowie die Phoenix Kreuzfahrtleiter Katharina Kohlschmidt und Christian Wunderlich verabschieden zuvor alle Gäste beim Farewell-Cocktail in der Lounge.
Die letzten Kilometer auf der Rhône
Bevor die Annabelle am nächsten Tag den Ausgangshafen Lyon erreicht, steht noch ein letztes Mal eine herrliche Fahrt auf der Rhône und ein kurzer Aufenthalt in Vienne bevor.
Zum ersten Mal während dieser Reise ziehen Wolken am Himmel vorbei, der Wind hat stark aufgefrischt, hohe Wellen treiben über die bisher so glatte Wasseroberfläche der Rhône. Dennoch ist der letzte Flussvormittag einer zum Genießen, denn es bleibt trocken. Daher verbringen viele Gäste die Stunden bis zur Ankunft in Vienne auf dem Sonnendeck.
Ungeplanter Rundgang durch Vienne
Ein kräftiger Wind fegt schließlich auch durch die Straßen von Vienne, nachdem die Annabelle am Liegeplatz festgemacht hat. Der Wind ist so kräftig, dass die Annabelle rund 2 Stunden früher in Vienne ankommt. Damit ergibt sich die Möglichkeit, noch einen kurzen Stadtbummel zu unternehmen. Vienne ist eigentlich nur Ausgangspunkt für den Ausflug in Richtung Lyon. In Vienne gibt es einige Reste römischer Bauwerke zu sehen. Dazu zählen der Tempel des Augustus und der Liva, der sich zentral in der Stadtmitte befindet. Der Tempel ist ein Podiumstempel mit einer T-förmigen Cella (Hauptraum eines römischen Tempels), die von einer offenen Säulenhalle umstellt ist. Die Hauptsehenswürdigkeit stellt das römische Theater dar, dass tief in den Pipet-Hügel gebaut wurde. Es war mit einem Durchmesser von 130 Metern das größte römische Theater Galliens. Auf insgesamt 46 Zuschauerreihen fanden bis zu 13.000 Zuschauer Platz. Einen besonders guten Blick auf das Theater und die Stadt sowie den Verlauf der Rhône hat man vom Belvédère de Pipet aus.
Lyon auf eigene Faust
Nach dem Stadtrundgang in Vienne beginnt auch schon die Bustour in Richtung Lyon. Dieser Ausflug empfiehlt sich, wenn man noch Zeit in Lyon verbringen möchte. Der Bus benötigt nur rund 30 Minuten bis nach Lyon, das Schiff regulär 2,5 Stunden. Der erste Stopp während der Stadtrundfahrt erfolgt auf dem Hügel von Fourvière, auf dem sich neben der Basilique Notre Dame de Fourvière auch zwei antike Theater befinden. Lyon wurde durch die Römer im Jahr 43 vor Christus auf dem Hügel von Fourvière gegründet und breitete sich danach von Westen nach Osten aus, machte sich dabei die Hügel sowie die beiden Flüsse Rhône und Saône zu Nutze. Die Basilique Notre Dame sollte man unbedingt von innen gesehen haben. Leider ist der Aussichtspunkt an der Esplanade de la Basilique zum Großteil zugewachsen, weshalb man nur noch einen sehr eingeschränkten Blick über Lyon hat.
Ich entschließe mich dazu, an dieser Stelle die Ausflugsgruppe zu verlassen und mich auf eigene Faust durch die Straßen von Lyon treiben zu lassen. Das Wetter zeigt sich noch einmal von seiner schönsten Seite. Zwar hat der Wind noch immer nicht nachgelassen aber der Himmel ist blau und die Sonne wärmt für diese Jahreszeit sehr angenehm.
Es ist ein wunderbarer Spaziergang am Ufer der Saône entlang mit Blick auf das bunt gefärbte Laub der Bäume und die von der Sonne in zarte Pastellfarben getauchte Hausfassaden. Zwischen dem Hügel der Fourvière und der Sâone hat die Altstadt Vieux-Lyon den Charme der Renaissance in den Straßen und Gassen bewahrt. Man fühlt sich zurückversetzt in eine Zeit, in der Lyon eine Markt- und Handelsstadt war. Die prunkvollen Häuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert beherbergten damals reiche Familien der Bankiers sowie der Händler.
Imposante Plätze und Bauten
Das Herz der Stadt schlägt heute zwischen den Flüssen Rhône und Saône, im Rhythmus der Einkaufsstraßen mit ihren edlen Restaurants und Luxusboutiquen, auf der Halbinsel von Lyon. Bereits während der ersten Urbanisierungsphase in der Renaissance wurde die Halbinsel erweitert und ausgebaut. Die Spuren der damaligen Epoche sind in nahezu jedem Straßenzug zu erkennen und zu spüren. Eine grundlegende Veränderung fand im 19. Jahrhundert statt, was zwischen dem Platz Bellecour und dem Platz des Terreaux erkennbar ist. Der Place Bellecour ist der größte, als Fußgängerzone gestaltete Platz Europas. Da wichtigste Gebäude am Place des Terreaux ist das Hôtel de Ville (Rathaus) von Lyon. Aber auch das Kunstmuseum besticht durch seine prachtvolle Bauweise.
Die Halbinsel hat noch weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten. Hier einige Beispiele:
- Gotische Kirche Saint-Nizier
- Rue de la République und Rue Edouard Herriot – die Einkaufsstraßen im Stadtzentrum
- Fresko berühmter Lyoner Bürger
- Opéra de Lyon – die Oper
- Passage de l´Argue – Einkaufsstraße aus dem 19. Jahrhundert
- Platz und Theater des Célestins
- Brunnen auf dem Platz des Jacobins
- Basilika St-Martin d´Ainay – einzige romanische Kirche in Lyon
Mein individueller Stadtrundgang führt schließlich entlang des Place Antonin Poncet und vorbei am Flower Tree (Blumenbaum) entlang des Flussufers der Rhône. Es geht über die Pont de l´Université de Lyon bis zur Anlegestelle der Annabelle, die bereits dort festgemacht hat.
Damit endet an dieser Stelle auch meine Reise mit der Annabelle zu wunderschönen Zielen entlang der Saône und Rhône. Nach einem letzten Abendessen und einem abschließenden Cocktail an der Bar steht noch das Kofferpacken an, der bis zum nächsten Morgen um 08:30 Uhr vor die Tür gestellt werden kann.
Je nach Abflugzeit oder gebuchtem Nachprogramm stehen am nächsten Morgen die Transferbusse für alle Gäste bereit.
Das Fazit dieser Reise
Die Annabelle ist eines der komfortabelsten Flusskreuzfahrtschiffe, die auf dem deutschsprachigen Markt für eine Flusskreuzfahrt auf der Rhône und Saône angeboten werden. Alle angelaufenen Städte haben durch individuelle Highlights und ihren eigenen Charme überzeugt. Vom Großstadtleben bis hin zum mittelalterlichen Flair einsamer Gassen bietet diese Route sehr viel kulturelle Abwechslung. Kulinarisch hat die Reise darüber hinaus ebenso viel Besonderheiten zu bieten. Die heimische Tier- und Pflanzenwelt ist einzigartig, die Landschaft beeindruckend schön. Die französische Lebensart Südfrankreichs ist täglich aufs Neue spürbar gewesen, gewürzt mit einer Prise Mittelmeerfeeling. Das Fazit dieser Reise ist entsprechend eindeutig: „unbedingt empfehlenswert“. Idealerweise bereist man diese Region in der Vor- und Nebensaison, denn während der heißen Sommermonate sind die Städte meist überlaufen. Am Ende gab es weit mehr zu sehen als Austern, Burgen, Käse und Flamingos.
Das Flusskreuzfahrtschiff Annabelle
Mit 135m Länge und 11,4m Breite gehört die Annabelle zu den größeren Flusskreuzfahrtschiffen auf der Rhône. Maximal finden 180 Passagiere in 90 Kabinen an Bord Platz. Den Gästen stehen insgesamt vier Passagierdecks zur Verfügung – inklusive Sonnendeck. Mit einer Größe von 17m² bieten die Doppelkabinen ausreichend Platz. Die Suiten sind mit 18,5m² etwas größer. Sowohl die 37 Kabinen auf dem Oriondeck als auch die 37 Kabinen auf dem Saturndeck verfügen über einen französischen Balkon. Die 16 Kabinen auf dem Neptundeck sind mit einem Fenster versehen, dass nicht geöffnet werden kann.
Schiffsportrait mit weiteren Details der Annabelle <<Link>>
- Komplette Bildergalerie mit allen Innenfotos der Annabelle <<Link>>
- Komplette Bildergalerien der Reise mit der Annabelle <<Link>>
Alle Flusskreuzfahrten mit der Annabelle können zum Beispiel bei Kreuzfahrten und mehr gebucht werden. Weitere Details zum Schiff und zur Kabinenausstattung teilt Ihnen das erfahrene Team gerne auf Anfrage mit. Senden Sie uns einfach eine unverbindliche Mail an kontakt@kreuzfahrten-mehr.de oder rufen Sie uns an unter 04893-4288535.
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