Lucas Michael: Plankenschnack mit dem Kreuzfahrtleiter

Lucas Michael in Bernkastel / photo: F. Poth

Lucas Michael ist derzeit jüngster Kreuzfahrtleiter

Seit 3 Jahren kenne ich Lucas Michael durch seine Online-Erscheinung als TheCruiseVibes auf Instagram. 2019 fing Lucas an, als Kreuzfahrtleiter für den Bonner Reiseveranstalter Phoenix Reisen zu arbeiten.

Mit 23 Jahren Kreuzfahrtleiter

Mit seinen 23 Jahren, ist Lucas Michael der jüngster Kreuzfahrtleiter in der Branche. Wir haben mit Lucas 2019 einen privaten Ausflug durch Bernkastel unternommen. Nachdem er seine Gäste auf Ausflug geschickt hat, ging es zum Wasserfall und zur Burg von Bernkastel. Auf dem Weg dorthin, erzählt mir Lucas einiges über sich und seinen Beruf als Kreuzfahrtleiter. Im letzten Jahr hat der Autor ihn vor „seinem“ Schiff ASARA, wieder getroffen. Wie er die Corona Zeit an Bord und Zuhause während des Lockdown erlebt hat und wie die Arbeit unter den verschärften Bedingungen ist, hat Lucas bei einem Wiedersehen mit Fabian Poth geschildert, der durch das Interview führt.

Hinweis: Das Wiedersehen zur Corona Zeit im Jahr 2020 fand mit Berücksichtigung und Einhaltung aller geltenden Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen statt.

CruiseStart:

Wie kam es dazu, dass du in Deinem jungen Alter ausgerechnet auf dem Fluss arbeiten möchtest?

Lucas Michael:

Mich hat vor allem die Herausforderung gereizt, „alleine“ für die Reiseleitung verantwortlich zu sein. Natürlich bin ich nicht wirklich alleine, denn mir ist eine enge Zusammenarbeit mit Hotelmanger*in, Kapitän*in und der Crew sehr wichtig und wir unterstützen uns gegenseitig, jedoch trage ich weiterhin die Verantwortung für die Leitung der Kreuzfahrt. Außerdem gibt mir der Fluss die Freiheit, Programm und Durchsagen nach meinen Ideen und Vorstellungen zu gestalten. An Flusskreuzfahrten gefällt mir auch, dass ich nie wirklich weit weg von Freunden und Familie bin. Ich bin aber auch ein großer Fan von Hochsee-Kreuzfahrten, diese mache ich dann jedoch privat als Urlaub.

CruiseStart:

Du bist mit 23 Jahren der jüngste Kreuzfahrtleiter in der Branche. Siehst du einen Wandel der Branche in Richtung „jüngeres Flussreisen“?

Lucas Michael:

Es ist durchaus erkennbar, dass immer mehr jüngere Gäste das entspannte Reisen auf Flussschiffen für sich entdecken. Dabei kommt es aber stark auf die Reise selbst an, Routen mit großen Metropolen wie Amsterdam und Rotterdam ziehen eher ein jüngeres Publikum an als Reisen mit kleineren Zielhäfen. Außerdem ist die Länge der Reise entscheidend, auf Kurzreisen ist der Altersschnitt deutlich niedriger als auf Reisen, die länger als eine Woche dauern. Das hängt einerseits mit den Urlaubszeiten der Arbeitstätigen zusammen, zeigt andererseits aber auch, dass viele jüngere Gäste erst einmal in eine Flusskreuzfahrt reinschnuppern möchten und dann in den nächsten Jahren vielleicht auch eine längere Reise buchen. In der Saison 2020 hat aber auch die Corona-Pandemie dazu geführt, dass das Publikum deutlich jünger war, da sehr viele Gäste von abgesagten Reisen auf Hochseeschiffen auf Flussreisen umgebucht haben. Viele dieser Gäste waren sehr positiv überrascht und werden sicher in den nächsten Jahren wiederkommen.

CruiseStart:

Auf welchen Schiffen hat man dich bereits antreffen können?

Lucas Michael:

Angefangen habe ich auf der MS Swiss Crown im Juli 2018, damals noch zur Einarbeitung gemeinsam mit einer Kollegin. Meine erste eigene Reise war dann im Dezember 2018 auf der MS Ariana. 2019 war ich auf der MS Calypso, MS Switzerland und MS Amelia unterwegs. Letztes Jahr habe ich die gesamte Saison auf der MS Asara verbracht.

MS Amelia Silvesterreise 2019 / photo: Lucas Michael

CruiseStart:

2020 war für uns alle ein schwieriges Jahr. Besonders betroffen waren die Reiseveranstalter mit den Schiffen. Wie hast du den Lockdown erlebt und wie war es für dich zu hören, dass ihr wieder starten könnt?

Lucas Michael:

Für mich war es natürlich erstmal ein Schock, als die ersten Reisen abgesagt werden mussten. Ich hatte aber das große Glück, dass Phoenix Reisen sich auch in dieser für einen Reiseveranstalter finanziell sehr schwierigen Zeit gut um uns Kreuzfahrtleiter gekümmert hat. Dadurch hatte ich keine Existenzängste und bin so wohl deutlich besser durch den ersten Lockdown gekommen als viele meiner Kolleg*innen in anderen touristischen Betrieben. Dennoch war die Freude natürlich sehr groß, als es endlich wieder losgehen konnte. Es war auch viel Aufregung vor der ersten Reise unter Corona-Bedingungen dabei, das hat sich dann aber an Bord Dank des guten Sicherheitskonzeptes und der großartigen Arbeit der gesamten Besatzung der MS Asara sehr schnell gelegt.

CruiseStart:

Ein außergewöhnliches Jahr bedarf außergewöhnliche Maßnahmen. Wie waren für dich als Kreuzfahrtleiter die Maßnahmen an Bord und wie sehr warst du durch die Maßnahmen beeinträchtigt?

Lucas Michael:

Ich habe mich sehr schnell an die Maßnahmen gewöhnt, nach wenigen Tagen habe ich zum Beispiel die Maske kaum noch gemerkt. Natürlich gab es deutlich mehr zu tun, dafür waren in der Saison 2020 aber auch durchgängig zwei Kreuzfahrtleiter*innen an Bord der PhoenixSchiffe. Da unsere Hochseeschiffe seit dem Ausbruch der Pandemie leider nicht fahren konnten, hätten meine Kolleg*innen sonst das ganze Jahr ihrer Arbeit nicht nachgehen können – stattdessen kamen sie zur Unterstützung an Bord der Flusskreuzfahrtschiffe. Die auffälligste Einschränkung für mich war der Wegfall des Unterhaltungsprogrammes und die Kontrolle der Einhaltung der Maßnahmen. Denn natürlich muss die gesamte Crew immer ein Auge darauf haben, dass die Maskenpflicht und der Mindestabstand eingehalten werden.

CruiseStart:

Gibt es einen „Notfallplan“ der bei einem Verdachtsfall einer Infektion mit Corona an Bord greift? Wenn ja, wie sieht dieser aus?

Lucas Michael:

Vorab ist es wichtig zu erwähnen, dass die Schutzmaßnahmen an Bord ja nicht ausschließlich verhindern sollen, dass Infizierte Personen überhaupt an Bord kommen (Gesundheitsfragebögen, Temperaturchecks…), sondern auch darauf ausgelegt sind, eine Verbreitung des Virus an Bord zu verhindern (Maskenpflicht, Abstand…). Selbstverständlich ändern sich die Vorgaben, Regelungen und allgemeinen Schutzmaßnahmen auch ständig, da es ja auch ständig neue Erkenntnisse zum Virus gibt. Wie die Maßnahmen in der kommenden Saison 2021 aussehen, weiß ich daher noch nicht. In der Saison 2020 sah der Plan so aus: Sollte es trotz aller Maßnahmen zu einem Verdachtsfall an Bord kommen, gibt es selbstverständlich klare Abläufe.

Wichtig ist zunächst, dass die betroffene Person sofort isoliert wird und sich in Quarantäne begibt. Dafür stehen freie Kabinen zur Verfügung, die Schiffe fahren während der Pandemie nicht mit voller Kapazität. Wir erklären den Gästen direkt zu Beginn der Reise, dass sie, falls Sie typische Symptome bei sich selbst bemerken, Ihre Kabine nicht mehr verlassen dürfen und sich über das Bordtelefon an die Crew wenden müssen. Wir haben Corona-Schnelltests an Bord und können so überprüfen, ob sich der Verdacht bestätigt. Sollte er sich bestätigen, müssen dann natürlich weitere Schritte eingeleitet werden, diese sind jedoch von den lokalen Behörden und der Situation abhängig.

CruiseStart:

Was war für dich der schönste Moment während deiner Tätigkeit als Kreuzfahrtleiter?

Lucas Michael:

Es gibt nicht „den einen Moment“ für mich, es sind viel mehr die kleinen Dinge, wie die vielen persönlichen Gespräche mit unseren Gästen, Stammgäste wiederzusehen, die lustigen Abende gemeinsam mit Gästen und Crew bei unserer Crewshow, oder auch einfach mal ein tolles Lob zu bekommen: Wenn ich von Gästen am Ende der Reise höre, dass sie eine unvergessliche Zeit an Bord hatten und am liebsten gar nicht von Bord gehen möchten, und meine Arbeit einen Teil dazu beigetragen hat, dann ist das natürlich ein besonders schöner Moment für mich!

CruiseStart:

Wie sieht die Freizeit an Bord eines Kreuzfahrtleiters aus?

Lucas Michael:

Wenn man auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet, dann sehen freie Zeiten natürlich etwas anders aus als bei einem Bürojob. Die Pausenzeiten richten sich nach dem Fahrplan, dem Bordprogramm und den Ausflugszeiten. In der Regel bleibt aber jeden Tag genug Freizeit. Ich nutze die Zeit dann gerne für Radtouren oder Wanderungen in den Häfen. Auch bei den Ausflügen gibt es oft Freizeit – und was gibt es Schöneres, als seine Pausen jeden Tag in einer anderen, traumhaften schönen Destination verbringen zu dürfen?

Ein große Dankeschön an Lucas Michael für die tollen Gespräche und informativen Einblicke in deinen Beruf. Das CruiseStart Team wünscht dir einen schnellen Saisonbeginn und drückt die Daumen für eine schnelle Entspannung der Lage. Bleib gesund und bis sehr bald an Bord.

  • Vielleicht auch interessant: Bericht von der Taufe der ASARA  <<Link>>
  • Bilder von Bord der ASARA mit Kabinenbildern <<Link>>
Fabian Poth
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