Saubere Luft: AIDA geht voran! Branchenverband weltfremd

AIDAprima wird im Hafen von Hamburg mit LNG versorgt. Foto: André Lenthe
AIDAprima wird im Hafen von Hamburg mit LNG versorgt. Foto: André Lenthe

Zwei AIDA-Schiffe entlasten den Hamburg Hafen

Wie der Kreuzfahrt Branchenverband Clia gestern mitteilte nutzen bereits fast 30 Prozent der Cruise Liner während der Liegezeiten im Hamburger Hafen grünen Strom aus dem Hamburger Stromnetz oder produzieren ihn schadstoffarm aus Flüssiggas.

Tolle Nachrichten, oder? Statistisch richtig, aber es gibt es bisher nur drei Schiffe (weltweit) die dazu überhaupt in der Lage sind und alle fahren für AIDA. Einiges spricht dafür, dass der Hamburger Weg nicht falsch ist. Zwei der Ökoschiffe sind regelmäßig in Hamburg zu Gast.

Anhaltende Diskussionen in den Städten

Die Diskussion um verunreinigte Luft in den Städten nimmt spürbar an Intensität zu. Nicht nur in Hamburg beschweren sich Anwohner des Hafens über eine schlechte Luft durch die Schifffahrt, mittlerweile wird in zahlreichen touristischen Hotspots, über Emissionen und nicht enden wollende Touristenstörme diskutiert. In vielen Regionen Europas haben sich Bürgerinitiativen gegründet, so beispielsweise in Venedig und Dubrovnik oder organisierte Umweltschützer, wie beispielsweise in Norwegen, sind alarmiert.

Weltfremde Mitteilung der Clia

Der Branchenverband teilt nun mit, dass während 57 von insgesamt 197 Schiffsanläufen durch Kreuzfahrtschiffe im Hamburger Hafen grüner Landstrom aus dem öffentlichen Netz bezogen oder der Strom schadstoffarm durch LNG selbst erzeugt wurde. Damit hätten fast 30 Prozent aller Kreuzfahrtschiffe in Hamburg während ihrer Liegezeit die Emissionen nachhaltig gesenkt. Beim LNG-Antrieb entstehen keine Schwefeloxide und Rußpartikel. Zudem werden Stickoxide um 80 Prozent und Kohlendioxide um 30 Prozent reduziert.

Was die Clia aber nicht sagt: Der Hamburger Hafen wird lediglich von zwei Kreuzfahrtschiffen angelaufen, die überhaupt in der Lage sind LNG zu verarbeiten bzw. Strom aus dem öffentlichen Netz zu nutzen. Das sind nämlich die AIDAprima und die AIDAsol. Letztere kann bisher als einiges Schiff weltweit den Landstrom aus der erst kürzlich fertiggestellten Anlage am Cruise Center Altona beziehen. Diese Investition hat den Steuerzahler knapp zehn Millionen Euro gekostet und sie war richtig. Richtig ist aber auch, bei 140 Kreuzfahrtanläufen gibt es eben diese Technologien nicht. Und dies, obwohl die Stadt Hamburg grünen Netzstrom, LNG-Barge und mobile LNG-Lieferungen bereithält.

Der Verband will mehr

Erst Anfang August hat die Bundesregierung beschlossen, den Ausbau der Infrastruktur für die Landstromversorgung von Schiffen zu fördern. Das gilt für Container- wie auch für Kreuzfahrtschiffe. Die Clia setzt sich seit Jahren für diesen Schritt ein und begrüßt die Entscheidung der Regierung ausdrücklich. „Um den Einsatz von umweltfreundlicherem Strom weiter zu erhöhen, sind jedoch zusätzliche Maßnahmen erforderlich“, so der Branchenverband und fordert in einem weiteren Schritt die Abschaffung der EEG-Umlage für den Landstrom.

„Der Landstrom in Hamburg ist ein wichtiger Schritt für uns. Dieser Anteil der Nutzer könnte noch deutlich gesteigert werden, wenn die EEG-Umlage für den Landstrom entfallen würde. Hamburg muss nun die Blaupause für weitere Hafenstädte in Europa sein. Sie müssen ebenfalls Landstrom oder eine leistungsfähige LNG-Versorgung anbieten. Wir brauchen eine bessere und standardisierte Infrastruktur“, sagt Helge Grammerstorf, National Director von Clia Deutschland.

AIDA geht mit gutem Beispiel voran. TUI Cruises und andere Reederein müssen beim Landstrom nachlegen. Foto: André Lenthe
AIDA geht mit gutem Beispiel voran. TUI Cruises und andere Reedereien müssen beim Landstrom noch liefern. Foto: André Lenthe

Meine Meinung:

Jetzt ist die Kreuzfahrtindustrie am Zug.

Die Förderung von Landstromanlagen ist ein erster Schritt und die Bundesregierung ist auf einem guten Weg. Branchenprimus AIDA wurde bei der Entwicklung von alternativen Antrieben und dem Einsatz alternativer Energiequellen vom Rest der Kreuzfahrtindustrie bisher ziemlich alleine gelassen.

Die zahlreichen anderen Reedereien verhalten sich zögerlich und scheuen offensichtlich die hohen Investitionskosten. Obwohl die Neubauten beispielsweise von TUI Cruises nachgerüstet werden könnten, wurde selbst beim Neubau der Mein Schiff 6 kein Landstromanschluss verbaut.

Kreuzfahrt bedeutet mehr als einfach nur Menschen von A nach B zu fahren. Kreuzfahrt bedeutet das Meer zu schützen, dass letztlich alle in der Industrie ernährt. Da reicht es nicht, dem Steuerzahler immer neue Kosten aufzuerlegen und Forderungen zu stellen. Hier muss auch die Branche nachrüsten. Wozu braucht ein Hafen eine Landstromanlage, wenn es kein Schiff gibt, dass den Strom später abnimmt.

Die Clia ist gut beraten Akzeptanz schaffen. Denn ein weiter wie bisher, wird es in der Schifffahrt und vor allem in der Kreuzfahrt nicht geben. Die Diskussion über die Luftqualität in den Städten wird geführt werden, egal ob mit oder ohne die Kreuzfahrtindustrie. Hier muss die gesamte Industrie wachsam sein den Anschluss nicht zu verlieren und Erfolge der vergangenen Jahre aufs Spiel setzen.

AIDA macht es aus meiner Sicht vieles richtig. Hier wird in Zusammenarbeit mit den Häfen eine Infrastruktur entwickelt und aktiv in Umweltschutz investiert. Daran sollte sich der Rest in der Branche ein Beispiel nehmen und nicht den Steuerzahler dazu auffordern einseitig in Vorleistung zu gehen.

Nicole Deutzmann-Asmussen
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