Kreuzfahrten mit Corona 2021

Poolparty auf Kreuzfahrtschiff vor Corona / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Werden Kreuzfahrten mit Corona 2021 wieder möglich sein?

Die Frage, ob Kreuzfahrten mit Corona 2021 nach Plan stattfinden können, höre ich in den letzten Tagen immer häufiger. Niemand kann sie zuverlässig beantworten. Eine Einschätzung ist jedoch möglich.

Das Infektionsgeschehen

Auch wenn es, wie gesagt, keine zuverlässige Antwort auf diese Frage gibt, so kann man anhand der aktuellen Daten des RKI, der WHO und anderen offiziellen Quellen eine ungefähre Tendenz abschätzen. Ich spreche bewußt nicht von einer Zeit „nach“ Corona, denn die wird es meiner Meinung nach nicht geben. Wir werden uns wohl an Reisen bzw. Kreuzfahrten „mit Corona“ gewöhnen müssen. Wir werden mit dem Virus leben müssen. Zurück zur Frage. In erster Linie dürfte es vom weiteren Infektionsgeschehen abhängen, ob die Reedereien in 2021 wieder Kreuzfahrten in größerem Maße anbieten können. Bei der derzeit hohen Zahl an COVID-19-Fällen ist es nicht vorstellbar, dass Kreuzfahrten in größerer Anzahl zu realisieren sein werden. Ausgehend von einer Entspannung der Lage und idealerweise von einer Impfstofffindung, ist der von einigen Reedereien geplante Neustart im Frühjahr aus meiner Sicht nur bedingt realistisch. Einzelne Schiffe „ja“, ganze Flotten „nein“. So meine Meinung.

Nachfrage nach Kreuzfahrten enorm

Die Nachfrage nach Kreuzfahrten ist weiterhin vorhanden. Daran ändert auch Corona nicht grundlegend etwas. So ist zum Beispiel die Mindestteilnehmerzahl von 1.000 Personen, einer von TUI Cruises ausgeschriebenen, 35-tägigen Karibik-Kreuzfahrt mit der Mein Schiff 1, nach wenigen Stunden erreicht gewesen. Und das, obwohl weder ein Start- und Zielhafen noch die konkrete Insel in der Karibik genannt wurde, die angelaufen wird. Vor einem Jahr wäre es undenkbar gewesen, eine solche Kreuzfahrt in Deutschland anzubieten. Es hätte sie wohl kein Mensch gebucht.  Warum die Nachfrage nun so hoch ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht haben die an einer Kreuzfahrt interessierten Menschen für sich selbst entschieden, dass die Gefahr, die vom Corona Virus ausgeht, für sie auf einem Kreuzfahrtschiff abschätzbar oder geringer als an Land ist. Vielleicht fühlen sie sich dort auch einfach sicher. An Bord halten sich alle Reisenden an die Regeln. An Bord gibt es die Probleme nicht, mit denen man hier an Land täglich konfrontiert wird. An Bord gibt es keinen „Lockdown“. An Bord muss man lediglich eine Maske tragen, wenn man sich über das Schiff bewegt. Man muss nicht einkaufen gehen und sich an volle Supermarktkassen stellen, sondern bekommt das Essen fertig serviert. Der Swimmingpool ist nutzbar, hier an Land sind die Schwimmbäder dagegen geschlossen. Die Reedereien haben funktionierende Hygienekonzepte, die sich nachweislich diesen Sommer und im Herbst, sowohl auf den in Fahrt befindlichen Flusskreuzfahrtschiffen, als auch auf den Hochseekreuzfahrtschiffen bewährt haben.

Kreuzfahrer als Coronaleugner

Kreuzfahrer werden derzeit gerne als „Coronaleugner“ bezeichnet. Sie werden mit Vorwürfen konfrontiert, die Ausbreitung nicht zu mildern, weil sie nicht daheim bleiben. Ich mag mich dazu nicht detailliert äußern, denn Covid-19 bzw. das Thema Corona polarisiert wie kaum ein anderes in den letzten Jahren. Dieser Beitrag soll außerdem nicht politisch orientiert sein. Ich denke, jeder, der jetzt ein Kreuzfahrtschiff betritt, hat sich vorab Gedanken darüber gemacht und eine persönliche Risikoanalyse durchgeführt, wie groß die Gefahr für ihn selbst und Mitmenschen ist. Es gab immer schon Bevölkerungsgruppen, die das Leben anderer kritisierten. Das ist nun in der aktuellen Corona-Krise nicht anders und wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Ich persönlich bin der Meinung, dass Menschen, die pauschal jeden als „Coronaleugner“ bezeichnen, der sich auf ein Kreuzfahrtschiff zurückzieht, schlecht informiert sind. Das sage ich nicht, weil ich in dieser Branche arbeite, sondern weil ich von den Konzepten überzeugt bin. Sofern sie konsequent umgesetzt werden. Persönliche Eindrücke meiner letzten Reisen während der letzten sechs Monate habe ich hier <<Link>> geschildert. Eine 100%ige Sicherheit gibt es natürlich nirgendwo.

Pooldeck Kreuzfahrtschiff während Corona-Pandemie / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Reisende sind pietätlos?

Kürzlich las ich in den sozialen Medien von einem Vorwurf, dass Menschen, die derzeit auf Reisen gehen pietätlos wären und aus Solidarität zu den Trauernden, der an bzw. mit Covid-19 verstorbenen, auf Reisen verzichten sollten. Solche Vorwürfe halte ich für bedenklich. Warum? Corona ist zwar schlimm und sollte nicht verharmlost werden, keine Frage, doch bereits seit Jahrzehnten herrscht in vielen Teilen der Welt großes Elend. Meist lokal, auf bestimmte Länder oder Kontinente begrenzt. Nun sind wir selbst bzw. alle wohlhabenden Industriestaaten betroffen. Eine Tatsache, die oft das Denken überfordert und irrationale Handlungen bei Menschen auslöst. Letztendlich ist es doch so: „Jeder Mensch kritisiert gerne jene Dinge, die er selbst nicht braucht oder für unwichtig hält.“ Die Bedürfnisse anderer Menschen sind für die Kritiker unwichtig.

Internationaler Neustart bei Impfstoffzulassung?

Vorausgesetzt, es wird in absehbarer Zeit einen oder mehrere Impfstoffe geben, wird sich die Lage möglicher Weise im nächsten Jahr etwas entspannen. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir vermutlich alle wieder ohne MNB (Mund-Nasen-Bedeckung) auf Reisen gehen können. Ich stelle mich darauf ein, diese noch im gesamten Jahr 2021 zu tragen. Es bedeutet aber, dass Kreuzfahrten auch außerhalb Deutschlands und Europas wieder möglich sein könnten. In diesem Zusammenhang wird abzuwarten bleiben, ob andere Länder einen Immunitäts- oder Impfnachweis bei Einreise verlangen. Möglicherweise wird es unterschiedliche Regelungen geben. Ob das allerdings Sinn machen würde, ist fraglich. Eine erste Tendenz zeichnet sich jedoch bereits jetzt ab. Mehrere Länder denken offen über einen Immunitätsnachweis bei der Einreise von Touristen nach, obwohl viele Punkte derzeit gegen eine solche Festlegung sprechen würden. So oder so wird es interessant, wie genau ein dauerhafter, zunächst wohl europäischer Kreuzfahrttourismus wieder anlaufen wird. Einige Reedereien wie Costa Kreuzfahrten, TUI Cruises, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, MSC Kreuzfahrten und AIDA Cruises haben im Hochseebereich beeindruckend gezeigt wie es funktionieren kann. Alle in Deutschland relevanten Flusskreuzfahrtreedereien haben einen Großteil ihrer Schiffe ebenfalls erfolgreich und ohne nennenswerte „Zwischenfälle“ durch die Flusskreuzfahrt-Saison gebracht. International sehe ich im nächsten Jahr kaum einen flächendeckenden Kreuzfahrttourismus. Der weltweit größte Kreuzfahrtmarkt in den USA wird darüber hinaus derzeit mit kaum umsetzbaren Bedingungen <<Link zu einem Bericht bei cruisetricks.de>> durch die CDC (Centers for Disease Control and Prevention) konfrontiert. Der Neustart von US-Häfen sollte nach diversen Aufschüben nunmehr im Januar 2021 sein. Gleichzeitig hat die CDC gerade die höchstmögliche Warnstufe 4 für Kreuzfahrten ausgerufen. Die Reedereien Princess Cruises und Holland America Line haben bereits mitgeteilt, dass nahezu alle Kreuzfahrten bis Ende März abgesagt sind. Andere Reedereien dürften bald nachziehen oder taten dies bereits.

Lasershow im Beach Club AIDAnova / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Routenänderungen, Hygienekonzepte und Einschätzung

Aus meiner Sicht sollten sich alle Reisenden darüber bewusst sein, dass es im nächsten Jahr weiterhin kurzfristig zu größeren Routenänderungen kommen kann, insbesondere kurz nach einem „Neustart“. Kreuzfahrtschiffe ohne entsprechendes Hygienekonzept werden vermutlich gar nicht erst wieder abfahren dürfen. Ich persönlich denke, dass die Mehrheit der internationalen Reedereien dem Beispiel von Princess Cruises folgt und vor April 2021 keine Kreuzfahrten stattfinden. Wie schon nach dem ersten Lockdown kommen wohl die Flusskreuzfahrtschiffe zuerst wieder in Fahrt und zwar in Deutschland. Mit Glück wird es danach auf den europäischen Flüssen möglich sein zu fahren. Kleine Hochseekreuzfahrtschiffe und vereinzelte Einheiten größerer Flotten dürften ebenfalls im ersten Quartal 2021 wieder in Fahrt kommen.

  • Eine nennenswerte Wiederaufnahme in Form regulärer Hochseekreuzfahrten, wie wir sie kannten, sehe ich persönlich nicht vor dem Jahr 2022. Wie sollten große Flotten, die internationale Destinationen anfahren, betrieben werden, wenn es keine „Durchimpfung“ der Bevölkerungen gibt? Viel zu groß wäre das Risiko, dass es irgendwo wieder zu einer Übertragung kommen könnte. Corona-Tests als Übergangslösung? Denkbar. Aber mit vielen offenen Fragen behaftet.

In Deutschland steht übrigens jeder achte Arbeitsplatz entweder direkt oder indirekt mit dem Tourismus in Verbindung. Rund 3 Millionen Arbeitsplätze hängen direkt am Tourismussektor und weitere 1,25 Millionen Jobs sind von der Tourismusindustrie abhängig.

Oliver Asmussen
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