Mit der MS Amera, Phoenix Reisen Bonn, von Buenos Aires über Manaus nach Deutschland
Es ist noch nicht lange her, da nahmen wir sie mit durch die Traumwelten Südostasiens. Schon nach kurzer Zeit packte uns wieder das Fernweh. So nutzten wir die Möglichkeit kurzfristig Südamerika zu bereisen. Unser Ziel Buenos Aires, wo wir an Bord der MS Amera von Phoenix Reisen gingen. Kommen Sie mit uns in neue Traumwelten, die Traumwelten Südamerikas. Auch wenn unsere Reise einen anderen Verlauf nahm, als wir es uns alle an Bord vorstellten, es war eine erfahrungsreiche Reise. Eine Reise geprägt von der Corona Pandemie, welche zunächst doch so fern war. In diesem ersten Teil starten wir in Buenos Aires und nehmen sie mit bis nach Punta del Este.
Hinweis: Unter dem Stichpunkt ,Schlagzeile aus der Heimat‘ zitieren wir hier die Headline der Bordzeitung.
Tag 0 und 1 – Anreise
Sonntag/Montag, 23.02. – 24.02.2020
Die Flugreise
Wir fragen uns immer wieder, warum die Anreisen zu Traumzielen sich derart in die Länge ziehen. Egal, da muss man durch.
Ganz unspektakulär starteten wir mit der S-Bahn zum Hamburg Airport und von dort weiter mit der Swiss Air nach Zürich. Der Flug war ausgebucht, was bei einer Kurzstrecke nicht störend wirkte.
Von Zürich flogen wir weiter 14,5 Stunden nach Buenos Aires. Auch hier war der Flug ausgebucht und an Schlaf war kaum zu denken. Wir legen über das Erlebte den Mantel des Schweigens, möchten jedoch nicht unerwähnt lassen, dass der Service an Bord gut war.
Willkommen an Bord
Wir landen um 09:00 Uhr Ortszeit. Wir werden von den freundlichen Phoenix-Mitarbeiterinnen empfangen. Der Transfer zur MS Amera ist gut organisiert und wir kommen um 11:00 Uhr am Schiff an. Oh Schreck – das Check-in und die Freigabe der Kabinen erfolgt erst um 14:00 Uhr. Nach einem derart langen Flug wäre eine Dusche wunderbar gewesen. Wir erwähnen diesen Umstand zwar, doch ist dieses Gefühl bereits nach wenigen Stunden verflogen. Es ist ein negatives Gefühl aus der Situation geboren, welches unseren späteren Eindruck nicht mehr beeinflusst.
Angekommen an Bord
Nach dem Bezug der Kabinen, einer ausgiebigen Dusche und dem Abendessen genießen wir den Ankunftsabend bei ersten Gesprächen mit den Weltreisenden. Ihre Erfahrungen werden sicher an einigen Stellen in unseren Bericht einfließen. Wie angekündigt sind auch vier Kamerateams an Bord um Szenen für die Sendung „Verrückt nach Meer“ zu drehen.
Tag 2 – Buenos Aires
Dienstag, 25.02.2020
Stadtrundfahrt durch Buenos Aires
Der Wecker klingelt bereits um 06:00 Uhr, da zwei Stunden später unsere Tagestour beginnt. Transferbusse bringen uns vom Liegeplatz im Containerhafen zum Terminal, wo die Ausflugsbusse auf uns warten. Unser Guide führt uns durch die Straßen der Stadt und bringt uns zu unserem ersten Stopp, dem Friedhof La Recoleta. Dieser ist am Tag unseres Ausfluges nicht von Menschenmassen besucht. Da in Buenos Aires gerade ein Feiertag (Fasching) ist, sind wir fast die einzigen Besucher.
Wie in einem kleinen Dorf reiht sich hier ein Mausoleum an das Nächste. Einige haben einen sehr guten Zustand, andere sind dem Verfall nahe. Berühmt ist der Friedhof La Recoleta für das Grabmal der Evita Perón. Sie wurde im Mausoleum ihrer Familie ‚Duarte‘ beigesetzt.
La Bocca
La Bocca ist der erste Hafen, welcher in Buenos Aires erbaut wurde. Die Stadtherren finden hier eine Herausforderung in der farblichen Gestaltung. So beschließen sie, die Farben des Landes zu wählen, dessen Schiff als nächstes Buenos Aires erreicht. Es ist ein schwedischer Frachter. So ist La Bocca heute bekannt für seine blau-gelbe Farbpracht und den gleichfarbigen Fußballverein. In Hafennähe bestaunen wir die bunten Häuser, in denen sich zahlreiche Bars und Händler angesiedelt haben. Es fällt auf, dass sich hier viel Polizei aufhält, um die Touristen zu schützen. Allgemein gilt vor allem in den größeren Städten Südamerikas – Vorsicht vor Taschendieben. Lassen Sie alles Blinkende und Glitzernde an Bord!
Wir verlassen La Bocca. Über die Prachtstraße mit einem Obelisken führt unser Weg durch die Slums und Gebiete der Wohlhabenden hinaus aus der Stadt.
Ranch Susana
Nach ca. einer Stunde erreichen wir die Ranch Susana. Angekündigt ist sie als traditionelle Ranch, mit Pferden und Rinderzucht. Eine sehr gepflegte Anlage erwartet uns. In den Grünflächen befinden sich ein Museum, ein Shop, ein Restaurant und Bereiche für Kutschfahrten und Reitausflüge. Das Personal ist traditionell gekleidet und verbreitet einen sympathischen Charme. Wir werden mit frischen Teigtaschen und Wein begrüßt.
Folge dem Geruch
Über der Anlage schwebt der Geruch von gegrilltem Fleisch. An dieser Stelle wurde uns auf der Fahrt erläutert: Wer in Argentinien von Fleisch spricht, meint stets Rindfleisch. Alle anderen Sorten haben den Zusatz des Ursprungs, somit z.B. Schweine-, Geflügel- oder Lammfleisch.
Wir folgen dem Duft und gelangen zu einem großen Grill, auf dem bereits alle möglichen Sorten über der Holzkohle langsam vor sich hin garen.
Es ist noch Zeit
Während das Essen seinen Reifeprozess durchläuft, begeben wir uns auf einen Rundgang durch die Anlage. Einige Reiseteilnehmer sind bereits mit den Pferden unterwegs oder unternehmen eine Kutschfahrt. Wir genießen die Atmosphäre der grenzenlosen Prärie.
Es ist ein wenig wie in Ostfriesland – endlose Weite.
In den Bäumen zwitschern Massen von Vögeln. Zu sehen sind sie gleichwohl kaum. Ok – grüne Vögel in grünen Bäumen ist für Touries eine suboptimale Kombination. Trotzdem ist es ein ruhiger Ort zum Verweilen und Genießen.
Glockenleuten
Das Leuten der Glocke soll die Reisenden zum Essen rufen. Das ist aber wohl eher symbolisch gemeint, denn bereits reichlich vor der Zeit sitzen die meisten Gäste schon an den Tischen. Das Sammelsurium mit Gästen aus aller Welt befindet sich in einem riesigen Restaurant. Gerade sind die Mitarbeiter noch als Kutscher oder Reitbegleitung unterwegs, nun mutieren sie alle zu Kellnern und bringen in einer atemberaubenden Geschwindigkeit die Speisen. Getränke, ob Wasser, Bier oder Wein sind inkludiert und lassen keine Wünsche offen.
Eine Menüfolge durch einige Fleischsorten und Salaten erwartet uns. Brat- und Blutwurst, Hühnchen und Schweinefleisch werden gereicht. Man(n) muss schon das ein oder andere auslassen, um zum Finale das (Rind)Fleisch genießen zu können.
Und Aktion
Nach dem Essen werden wir durch eine Tango- und Gaucho Vorführung verzaubert. Extrem gesättigt gehen wir davon aus, dass der Ausflug hier sein Ende findet, aber – nein.
Träge wie wir sind, hätten wir fast das Finale verpasst. Die Gauchos zeigen mit ihren Pferden was sie können. Die Eleganz und Dynamik sind sehr schön anzuschauen. Als Nicht-Reiter ist es beeindruckend zu sehen, was Pferd und Reiter zustande bringen. Für die Akteure sicher nicht so extrem, es ist ein Teil ihrer täglichen Arbeit.
Traditionelle Ranch?
Wie bereits angeführt, sind wir von der Ranch beeindruckt, obwohl wir keine Rinder sehen. Zur Bewertung, ob die Ranch traditionell ist, ziehen wir einen Vergleich.
Bei uns im Alten Land gibt es Obsthöfe, welche ihre Äpfel ernten und an den Handel verkaufen und es gibt die Höfe mit Kaffee, Hofladen, Besichtigungstouren und Verköstigung. Beide gehören zum Anbaugebiet Altes Land. Und so würden wir auch die Ranch als authentisch bezeichnen, wenngleich das Leben auf vielen Farmen sicher nicht so verläuft, wie wir hier sehen.
Alle Bilder aus Buenos Aires
Seenotrettungsübung der Extraklasse
Zurück an Bord steht die obligatorische Seenotrettungsübung auf dem Programm.
Wie wir es von allen Reedereien kennen, erwarten wir das Antreten aller Gäste an den Sammelplätzen, das Prüfen der Vollzähligkeit und eine Sicherheitsdurchsage, das übliche Pflichtprogramm eben.
Die erwähnten Punkte gehörten selbstverständlich dazu, auch wurde das Anlegen der Rettungswesten demonstriert. Doch als wir denken, damit seien wir am Ende – beginnt die Extraklasse mit den Worten: „Wenn sie doch einmal von Bord springen müssen …“. Genau wird das lebensnotwendige Verhalten erklärt. Ob den Gästen die Wichtigkeit der Erklärungen bewusst ist, wissen wir nicht, doch als Rettungsschwimmer muss ich diese Erläuterungen nachdrücklich unterstreichen. Wer hat als Kind/Jugendlicher schon mal eine Rückwärtsrolle im Wasser versucht und wusste kurzfristig nicht, wo unten und oben ist?
Also:
- Niemals springen, stets rückwärts ins Wasser fallen lassen.
- Mund und Nase bis zum Eintauchen ins Wasser mit der Hand geschlossen halten.
Andernfalls droht durch den plötzlichen Wasserdruck auf die Nebenhöhlen eine kurzfristige Orientierungslosigkeit. Sekunden, welche entscheidend sein können. Ein großer Dank an Phoenix Reisen, dass dieses Thema bei der Rettungsübung eingeflossen ist.
Good Bye Buenos Aires mit Karnevalsparty
Wir verlassen Buenos Aires bei herrlichem Sonnenschein. Entspannt sitzen wir am Heck und reflektierten das Erlebte. Unsere Gedanken intensivierten sich bei einem traumhaften Sonnenuntergang.
Kurs Montevideo: 140 Seemeilen (259 km) bis zum Ziel
Karnevalsparty
Bereits am frühen Abend nehmen wir die lockere Stimmung unter den Gästen wahr, kannten den Grund jedoch noch nicht. Schlau ist, wer das Tagesprogramm liest…
Wir erfahren es dann über die Borddurchsage. Es wird zur Karnevalsparty in Harry´s Bar geladen. Als Norddeutsche können wir nichts mit Karneval anfangen, denn bei uns ist Karneval einfach Februar.
Die Stimmung an diesem Abend ist grandios. Gefühlt sind alle Gäste anwesend, ob verkleidet oder naturell, sie tanzen und feiern bis spät in die Nacht. Ein sehr gelungener Abend wie uns viele bestätigen.
Schlagzeile aus der Heimat: Die WHO warnt vor möglicher Pandemie.
Tag 3 und 4 – Montevideo
Mittwoch/Donnerstag 26.02. – 27.02.2020
Wir erreichten Montevideo, die Hauptstadt Uruguays, am frühen Morgen.
Die beste Lebensqualität aller südamerikanischen Großstädte wird der ca. 1,5 Millionen Einwohner zählenden Stadt zugeschrieben. Der im Mündungsgebiet des Rio de la Plata gelegene Ort ist geprägt von Parks, Alleen und schönen Stränden.
Schiffsfriedhof
Bereits bei der Einfahrt in den Hafen fällt uns ein Areal mit Schiffswracks auf. Später erfahren wir, dass es sich hierbei um aufgebrachte Fischtrawler handelt. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Hafenbehörde wurden sie durch die Marine konfisziert, da sie unerlaubt in den Hoheitsgewässern fischten. Die Besatzungen wurden nach Hause entlassen. Nach internationalen Vereinbarungen haben die Besitzer 30 Jahre lang ein Recht auf Herausgabe. Da sie jedoch die hohe Strafe fürchten, wird dieses sicher nicht geschehen. Bis zum Ablauf der Frist dürfen die Schiffe jedoch nicht verschrottet werden.
Grillteller für Touries – Stadtrundfahrt
Für uns startet das Abenteuer Montevideo mit einer Stadtrundfahrt oder wie wir es nennen, einem „Grillteller“ für Touries.
Über die Promenade ins Zentrum
Wir fahren entlang der Strandpromenade, der Ramblas, ein wunderschönes Gebiet mit dem Strand zur Rechten und hohe Wohnblocks zur linken Seite. Wer hier wohnt hat es offensichtlich geschafft. Doch wir lernen, dass es sich hier um eine Art sozialen Wohnungsbau handelt und die Appartements sehr wohl im hohen Preissegment liegen. Immerhin wird der Erwerb der Wohneinheiten staatlich gefördert. Den Strand nutzen die Einheimischen meist nur zum Flanieren. Sie fahren etwas nach außerhalb zum Entspannen. Das Baden ist hier natürlich gestattet. Es gibt auch keine Privatstrände und trotz Ferienzeit sind nur wenige Besucher zu sehen.
Wir biegen ab ins Zentrum von Montevideo und erreichen den Platz des Präsidenten – den Plaza Independencia. Da in wenigen Tagen (Stand 26.02.2020) der neue Präsident in sein Amt eingeführt wird, herrscht hier reges Treiben. Tribünen und Leinwände werden errichtet und schränken die freie Sicht auf den wunderbaren zentralen Platz und das Reiterstandbild ein.
Brauerei – Mastra Cerveza Artesanal
Eine kleine Brauerei ist unser nächstes Ziel. Wer hat schon einmal eine Brauerei in Deutschland besucht? In Hektoliter-großen Kesseln wird hier das Bier gebraut und über Pipelines von Verarbeitungsprozess zu Verarbeitungsprozess gepumpt.
Nicht so in dieser kleinen Brauerei im Herzen Montevideos. Auf wenigen Quadratmetern werden hier in kleinen Chargen viele Biersorten gebraut (laut Prospekt ca. 20 Sorten). Das Malz wird übrigens aus Bamberg importiert. Die Abfüllung erfolgt halbautomatisch. Die Flaschen werden manuell in die Abfüllung gegeben und am Ende auch wieder einzeln entnommen. Ein Fließband findet sich in der gesamten Brauerei nicht. Mastra Cerveza Artesanal ist die erste Brauerei Uruguays. Auch wenn die hier produzierten Mengen klein sind, wird uns das Logo auf unseren weiteren Wegen häufig begegnen.
Zur Verkostung werden uns vier Sorten aus der aktuellen Produktion angeboten. Für unseren Gaumen reicht das Spektrum von schmackhaft, über Exotisch hin zu ‚was ist das denn?‘.
Mercado Agricola de Montevideo – MAM
Unser „Grillteller“ führt uns weiter zur Markthalle ‚Mercado Agricola de Montivideo‘. Man könnte fast meinen, dass es sich um einen Ort der Ruhe und Besinnlichkeit handelt. Wenige Menschen flanieren durch die Reihen mit den Obst-, Fleisch- und Souvenirläden. Auch die Restaurants sind überschaubar besucht. Wir fragen nach.
Es stellt sich heraus, dass es sich hier durchaus um ein gesellschaftliches, lebhaftes Einkaufszentrum handelt. Wir sind schlichtweg zu früh hier.
Glück gehabt, denke ich bei mir und sinne zurück an entsprechende Orte z.B. in Budapest, wo man die Marktstände vor lauter Menschen kaum erahnen konnte.
Das MAM hinterlässt bei uns einen sehr positiven Eindruck. Die breiten Gänge und die Beschränkung auf eine Ebene machen den Markt überschaubar, wenngleich das Angebot umfangreich ist.
Plaza de la Armada Nacional
Zum Abschluss unserer Stadtrundfahrt stoppen wir am Plaza de la Armada Nacional. Ein wunderbarer Blick auf die Skyline und die Strände Montevideos prägen unseren positiven Eindruck der Hauptstadt Uruguays.
Entlang der fast endlosen, kilometerweiten Hafenpromenade geht es zurück zum Hafen, zur MS Amera.
Hafenrand
Nach der Stadtrundfahrt am Vortag erkunden wir am zweiten Tag unseres Aufenthaltes den Hafenrand.
Der Hafen selbst liegt verhältnismäßig nah zum Stadtzentrum und ist zu Fuß gut zu erkunden. Taxis stehen wie überall bereit, um sie an die Sehenswürdigkeiten zu bringen. Die ca. Preise finden sich in den Tagesprogrammen an Bord.
Direkt an der Hafengrenze befindet sich, nur ein paar Gehminuten entfernt von Schiff eine Markthalle, das Mercado del Puerto. Wobei dieser Begriff es nicht richtig trifft. Es handelt sich mehr um eine Ansammlung von Restaurants, in welchen alle möglichen Arten Fleisch und Fisch angeboten werden. Wir sind in Uruguay. So haben die angebotenen Gerichte eine absolute Spitzenqualität.
Unser Weg führt uns weiter bis hinauf bis zum Stadtzentrum. Belebte Ladenzeilen wechseln sich, mit zunehmender Entfernung zum Hafen, mit Wohngebäuden ab. Wobei mit zunehmender Nähe zum Stadtzentrum wieder die Ladenzeilen Oberhand gewinnen. Ein interessanter Weg durch die Infrastruktur einer Metropole.
Crewvorstellung
Zurück an Bord wird nach dem Abendessen durch den Hotelmanager Christoph Schädel und Kapitän Elmar Mühlebach die Crew im Außenbereich der Schönen Aussichten vorgestellt. Dieses empfinden wir stets als vertrauensbildende Maßnahme. Auch wenn man den Führungskräften fast täglich begegnet, bekommen sie bei dieser Art Veranstaltung erst ein persönliches Gesicht.
Alle Bilder aus Montevideo
Auslaufen aus Montevideo
Im Sonnenuntergang liegt der Großsegler Kruzenshtern bei uns vor Anker. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen. Pünktlich nach der Crewvorstellung heißt es ‚Leinen los‘ und wir gleiten bei einem letzten Blick auf Montevideo hinaus auf den Rio de la Plata.
Kurs Punta del Este: 71 Seemeilen (131 km) bis zum Ziel
Wie bereits eingangs erwähnt, finden an Bord Dreharbeiten zur Sendung ‚Verrückt nach Meer‘ statt. Die vier Kamerateams sind ständig zu sehen, behindern jedoch die Gäste nicht. Auch an diesem Abend filmen sie. In der Kochshow „Best taste of MS Amera – gekocht wird immer“ mit dem Sternekoch Christian Rach und zwei Gästeteams werden aus den gleichen Zutaten 2 verschiedene Gerichte gezaubert, die sich der Jury stellen müssen.
Schlagzeile aus der Heimat: Hamburger SPD und Grüne treffen sich nach der Wahl
Tag 5 – Punta del Este – das St. Tropez Südamerikas
Freitag, 28.02.2020
Am nächsten Morgen geht die MS Amera vor Punta del Este auf Reede. Gemeinsam mit der MSC Poesia und der Celebrity Eclipse ist die Bucht gut gefüllt. Die Tender aller drei Schiffe produzieren einen regen Schiffsverkehr vor den Stränden. Das Ziel ist der Yachthafen. Dicht an dicht liegen hier die Luxusschiffe, ohne, dass Leben an Bord zu sehen ist.
Punta del Este – Strandskyline
Punta del Este war ein kleines Fischerdorf, bis es als Ausflugsziel entdeckt wurde. Endlose Strände laden zum Baden und Flanieren ein. Sowohl aus dem knapp 100 km entfernten Montevideo als auch aus Argentinien kommen die Menschen hier an den Strand.
Die Infrastruktur wächst mit den Menschenmassen. Immer mehr Hotels werden gebaut. Doch warum ein Hotel buchen? Ein eigenes Appartement ist doch viel standesgemäßer! So entstehen entlang der Küstenlinie immer mehr Appartement-Wohnungen, umsäumt von ausgedehnten Grünflächen. Nach und nach kauft sich das Who ist Who der Welt hier ihre Zweit-, Dritt- oder Viert-Wohnung. Auch wenn man nur wenige Tage im Südamerikanischen Sommer hier verweilt, gebaut ist gebaut. So prägen heute die kilometerlangen Edel-Wohnblöcke die Strandskyline, eine Skyline, welche verweist erscheint.
Etwas mehr Leben gibt es beim Wahrzeichen des Ortes. Fünf Steinfinger, menschengroß, ragen aus dem Sand von La Bravas. Das Monument Los Dedos (die Finger) wurde 1981 von einem chilenischen Künstler gefertigt und ist Anziehungspunkt.
Punta del Este – Abseits vom Strand
Darf es noch etwas mehr ohne Meer sein? Wir verlassen die Strandpromenade, lassen die Edelblöcke hinter uns und finden uns in einem Villengebiet wieder.
Große Landhäuser, Residenzen oder wie man es auch passend beschreiben soll, eingebettet von herrschaftlichen Grünflächen prägen das Bild. In den Auffahrten stehen Kleinwagen und sofort stellt sich uns die Frage: „Wenn ich solch ein Schloss besitze, kann ich mir kein adäquates Auto mehr leisten?“ Wir fragen nach. Die Erklärung ist einfach, wenn auch für uns surreal. Wie bei den Strand -Appartements gilt auch hier, dass die Besitzer nur wenige Tage/Wochen im Jahr die Villen bewohnen. Während der übrigen Zeit sind trotzdem das Hauspersonal und die Gärtner vor Ort.
Es fällt uns schwer, die Erfordernis solch eines Prunkes als zweit-, dritt- oder viert- Wohnsitzes zu verstehen. Gleichwohl ist der Anblick unbeschreiblich.
Kunst auf dem Berg
Wir fahren zurück auf die Uferpromenade. Ein paar Kilometer weiter, auf einem Berg, direkt am Strand, hat sich der Künstler Paez Vilaro mit dem Casapueblo seine eigene Welt erschaffen.
Ein Gebäude in der Form zwischen Hobbingen im Auenland und einem Zauberschloss schmiegt sich in den Küstenhang. Gefühlt sind die Kreuzfahrtgäste aller drei Schiffe mit ihren unzähligen Bussen vor Ort. Mitten in den Menschenmassen starten Paraglider zu ihren Flügen in den Aufwinden über den Klippen. Knapp über den Köpfen der Menschen hinweg ziehen sie ihre Bahnen und landen wieder auf dem felsigen Untergrund.
Das Kunstobjekt am Hang gerät bei manchen Gästen zur Nebensache. Die Action und Freiheit versprühenden Akteure der Lüfte ziehen viele Kameras und Smartphones in ihren Bann.
Die Rückfahrt zum Hafen hinterlässt bei uns letzte Eindrücke dieser surrealen Luxuswelt. Einer Welt, welche nur für wenige Tage/Wochen im Jahr lebt, von der jedoch viele Menschen das ganze Jahr leben, eine Betonwüste der Extravaganz.
Die Seebären sind los
Zurück im Hafen, eigentlich dem Yachthafen, finden wir eine, dann doch noch traditionell belebte Ecke.
Fischer zerlegen den frisch gefangenen Fisch und bereiten ihn für den Verkauf vor. Doch dieser Ort ist nicht nur bei den Fischern, Einheimischen und Touristen bekannt. Auch die heimischen Seebären haben für sich beschlossen, dass es sich hier vorzüglich und einfach schlemmen lässt. Völlig vertraut gleiten sie auf den Kai und warten auf die Fischabfälle.
Die Fischer kennen die Tiere. An einige gehen sie nah heran, zu anderen halten selbst sie Abstand. Die Touristen sind hierbei sehr unbedarft und verdrängen augenscheinlich, dass es sich bei den Seebären um Raubtiere handelt, wenn sie auch sehr domestiziert erscheinen.
Ob hierbei schon einmal etwas passiert ist, können wir nicht in Erfahrung bringen. An diesem Tag ist es ein unvergessliches Schauspiel. Natur trifft vertraut auf Touristen.
Alle Bilder aus Punta del Este
Galaschnickschnack oder echte Kreuzfahrt?
Bereits am ersten Abend an Bord hören wir einige Stimmen: „Hast Du gesehen? Der Mann kam mit vier großen Koffern an Bord. Der ist bisher bestimmt nur mit der fünf Sterne Reederei gefahren.“ Wir müssen innerlich schmunzeln, gleichwohl machen wir uns Gedanken.
Was macht das Flair einer Kreuzfahrt aus? Bisher sind wir überwiegend auf Schiffen gefahren, bei denen der Spaß, die Party und das persönliche Wohlbefinden im Vordergrund stehen. Doch dieser Trend ist erst recht neu. Noch vor wenigen Jahren war die Kreuzfahrt ein Synonym für Eleganz und Exklusivität.
An diesem Abend steht im Tagesprogramm: „Wir würden uns freuen, wenn sie zum Abendessen elegant gekleidet erscheinen.“ Somit keine Verpflichtung, doch eine Bitte, welcher (fast) alle nachkommen.
Und plötzlich war es da – das Gefühl, Teil etwas Exklusivem zu sein. Aus Urlaubern wird ein Club der Auserwählten und die Gäste genießen es sichtlich.
Irisch Dance
Nach dem Essen lädt die Atlantic-ShowLounge zum Abendprogramm. Die Show ‚Irish Dance‘ ist in unseren Augen, im kleinen Rahmen, eine gelungene Adaption des großen Vorbildes ‚Lord of the Dance‘.
Sechs TänzerInnen, eine Solo Violinistin und zwei AkrobatInnen verzaubern das Publikum.
Kurs Rio Grande do Sul (Brasilien): 270 Seemeilen (500 km) bis zum Ziel
Schlagzeile aus der Heimat: Deutschland nimmt wegen Corona-Gefahr Einreisende in den Blick
Ausblick
Mit Punta del Este verlassen wir Uruguay mit Ziel Rio Grande do Sul in Brasilien. Im nächsten Beitrag erlebt ihr weitere traumhafte Urlaubswelten und wir nehmen Euch mit nach Rio de Janeiro.
Vieleicht auch interessant MS Amera Kurswechsel: Aus Kreuzfahrt wird Transferfahrt
- Benjamin Krumpen von Phoenix Reisen im Interview - 30. September 2020
- Hinter den Kulissen von Verrückt nach Meer - 30. August 2020
- MS Amera – Interview mit Hotelmanager Andreas Vespermann - 13. Juni 2020