Swiss Ruby – das Entdeckerschiff

Mit der Swiss Ruby abseits des Mainstreams

Das kleine Flusskreuzfahrtschiff MS Swiss Ruby wurde im Jahr 2002 in Dienst gestellt und immer wieder modernisiert bzw. renoviert. So sind im Jahr 2012 z.B. französische Balkone installiert worden. Die nur 85m lange und 10,5m breite Swiss Ruby zeichnet sich heute durch ein klassisch elegantes Ambiente, eine sehr gute Küche, sehr guten Service und ausgefallene Reiserouten aus. Maximal finden 88 Gäste an Bord Platz. Ich fahre in 12 Tagen  von der niederländischen Metropole Amsterdam bis in die Bundeshauptstadt Berlin.

Von Amsterdam nach Berlin

Die Reiseroute von Amsterdam bis Berlin ist nur bei sehr wenigen Veranstaltern zu finden und liegt abseits vom üblichen Fluss-Mainstream.

Der Liegeplatz in Amsterdam befindet sich leider etwas außerhalb der City im Coenhaven. Zu Fuß vom Bahnhof aus ist dieser Liegeplatz nicht zu erreichen. Die Fahrt mit dem Taxi oder UBER dauert rund 10 Minuten. Ein abendlicher Spaziergang in die Innenstadt von Amsterdam ist von diesem Anleger aus nicht möglich.

Typisch niederländisch – Alkmaar

Die spannende Reise beginnt am nächsten Mittag. Die Swiss Ruby fährt auf dem Nordzeekanaal zunächst in Richtung Velsen, vorbei an großen Containerschiffen, biegt dann aber vorher auf einen kleinen Kanal ab und nimmt Kurs auf Alkmaar. Alkmaar begeistert sofort mit einer malerischen Altstadt, die man als „typisch niederländisch“ bezeichnen kann. Aber nicht nur malerische, kleine Gassen, charmante Cafés und zahlreiche Restaurants überzeugen den Besucher. In Alkmaar sind die Geschäfte 7 Tage in der Woche geöffnet, einen Besuch auf dem Käsemarkt sollte man nicht verpassen.  Der Käsemarkt findet im Juli und August sowohl jeden Freitag als auch Dienstag statt.

Nach der Abfahrt durchfährt die Swiss Ruby den engen Kanal, der direkt an der Altstadt vorbeiführt, und passiert die Friesebrug. Von Alkmar aus führt die Fahrt durch eine malerische Landschaft in Richtung Den Helder. Immer wieder stehen Kühe, Schafe und Pferde an den Ufern. Urige Windmühlen zieren die wunderschöne Szenerie dieser herrlichen Landschaft in Nordholland. Im Eiltempo ziehen die Wolken am Himmel entlang, der starke Wind lässt die Möwen in halsbrecherischen Manövern über das Fahrwasser der Swiss Ruby kreisen. Den Helder erreichen wir am späten Abend. Der Hafen dient als Übernachtungsort.

Von Den Helder nach Stavoren

Am nächsten Morgen geht es hinaus auf die stürmische Nordsee. Der Wind pustet mit bis zu 9 Bft. über das Sonnendeck der Swiss Ruby. Zum Glück liegt die Westfriesische Insel Texel schützend zwischen der offenen See und dem Damm, hinter dem das Ijsselmeer beginnt. Wir verlassen die flachen Küstengewässer zwischen Texel und dem Ijsselmeer bei Den Oever. Die Wellen auf dem Ijsselmeer sorgen mit einer Höhe von 80cm für ordentlich Schiffsbewegung. Für ein Schiff dieser Größe dürfen die Wellen nicht viel höher sein. Am Vormittag liegen wir in Stavoren, bevor es noch einmal auf das vom Sturm aufgewühlte Ijsselmeer hinausgeht. Die Wellen setzen die Scheiben im Restaurant immer wieder unter Wasser. Bei Lemmer erreichen wir den schützenden Küstenkanal in Richtung Groningen. Der Kanal besteht zum Teil aus künstlichen und zum Teil aus natürlichen Wasserverläufen, die durch malerische Seen miteinander verbunden sind. Eine landschaftlich sehr reizvolle Strecke. Leider sorgt der weiterhin stürmische Wind dafür, dass das Sonnendeck nicht nutzbar ist. Nicht weniger sehenswert als Alkmar ist das nächste Etappenziel, Groningen.

Alte Speicherhäuser entlang des Kanals in Groningen zeugen von der einstigen Betriebsamkeit in der Hauptstadt der Provinz Groningen. Heute legen hier keine hölzernen Frachtschiffe mehr an oder ab, man hört kein Rattern von Pferdekutschen mehr und auch in den Nebenstraßen ist nichts mehr von der damaligen Betriebsamkeit zu sehen. Die alten Fassaden sind heute Baudenkmäler und es macht richtig Spaß, durch diese gepflegte Stadt zu schlendern. Kaum zu glauben, dass die kleinen Hügel in der Stadt schon in der Eiszeit entstanden, als sich Gletscher durch das Land schoben. Höchste Erhebung der Stadt ist der Martinitoren, ein rund 500 Jahre alter, 97m hoher Turm, von dem aus man heute eine schöne Aussicht auf die Stadt hat.

Kurs auf den Dollart

Mittags setzen wir unsere Fahrt fort. Kapitän Teunis Kuiper nimmt Kurs auf Delfzijl und den Dollart. Eine letzte Schleuse noch, eine Rechtskurve und schon schippert die kleine Swiss Ruby erneut zwischen großen Hochseeschiffen hindurch. Wir befinden uns auf dem Dollart und nehmen Kurs auf das Emssperrwerk, welches wir etwas später passieren. Volle Fahrt voraus heißt es nun, denn die Schleuse Leer, die den Hafen von den Gezeiten unabhängig macht, schließt um 17:00 Uhr. Der anhaltend starke Wind drückt mehr Wasser in die Ems als üblich, was zur Folge hat, dass die Schleuse für einige Stunden nicht in Betrieb sein wird. Zwei Stunden früher als geplant erreichen wir die Stadt Leer. Die Swiss Ruby liegt in unmittelbarer Nähe zur Altstadt an.

Der See- und Binnenhafen Leer bietet sowohl Hochseeschiffen, die von der Nordsee kommen, als auch Binnenschiffen, die über die Ems vom Dortmund-Ems-Kanal kommen, ideale Bedingungen. Leer ist aber nicht nur ein Wirtschaftsstandort. Die malerische Altstadt lockt mit kleinen Läden, gemütlichen Teestuben und guten Restaurants alljährlich viele Touristen an. Die Swiss Ruby bleibt über Nacht, sodass die Gelegenheit besteht, das schöne Altstadtleben in den Abendstunden zu genießen. Obwohl das Essen an Bord hervorragend ist, locken gute Restaurants mit Flussblick auch Kreuzfahrtgäste an. Eine laue Sommernacht lässt die Zeit an Land fast vergessen.

Vorbei an der Meyer Werft

Von Leer aus führt die Fahrt am nächsten Tag mittags weiter in Richtung Papenburg. Mit mehr als 38.000 Einwohnern ist Papenburg nach Lingen die zweitgrößte Stadt des Landkreises Emsland. Papenburg ist die Stadt der Superlative und das nicht nur, weil sich hier die weltbekannte Meyer Wert befindet, in der einige der größten und luxuriösesten Kreuzfahrtschiffe gebaut werden. Papenburg ist die nördlichste Stadt des Emslandes, beherbergt den südlichsten Seehafen Deutschlands und sie ist die älteste Fehnkolonie der Bundesrepublik. Es besteht heute die Möglichkeit, das Besucherzentrum der Meyer Werft zu besuchen. Nach dem Ablegen in Papenburg passiert die Swiss Ruby, während der Fahrt auf der Ems, das große Werftbecken der Meyer Werft. Dort liegt gerade die 344m lange, 42m breite und 6.631 Passagieren Platz bietende Carnival Jubilee in der Endbauphase. Die Swiss Ruby bietet den Gästen keinen Rollercoaster, wie die 182.800 BRZ große Carnival Jubilee nach ihrer Fertigstellung. Doch den vermisst hier auch kein Reisegast. Das liegt natürlich auch am höheren Durchschnittsalter der Reisegäste, vielmehr aber am kulturellen Interesse der Reisenden. Auf der Swiss Ruby braucht kein Reisegast tägliche Bespaßung und Animation. Besondere Reiserouten stehen klar im Fokus.

Immer wieder Regen

Über Kampe und Oldenburg führt die nächste Etappe nach Bremen. Hier liegt die Swiss Ruby direkt an der Schlachte. Bevor uns ein Tiefdruckgebiet überquert, besteht hier die Möglichkeit, die abendliche Atmosphäre bei sommerlichen 26 Grad zu genießen. Als Schlachte wird die beliebte und belebte Uferpromenade am Weserufer bezeichnet, die zur Altstadt gehört. Hier reihen sich unzählige Bars und Restaurants aneinander. Wir verlassen Bremen am nächsten Tag um 12:30 Uhr. Erst am Abend klingt der Regen etwas ab, die Sicht wird klarer und schließlich zeigt sich auch noch einmal die Sonne. Der Streckenabschnitt von Bremen nach Nienburg ist landschaftlich besonders schön. Die Swiss Ruby schlängelt sich hier durch ein unberührtes Flussbett in herrlicher Landschaft. Zu sehen gibt es unzählige, verschiedene Vogelarten, alte Bauernhöfe, zahlreiche Kühe, Pferde und Schafe.  

Kurz vor dem nächsten Etappenziel lässt der Regen nach. Einem abendlichen, kurzen Spaziergang durch Nienburg steht nichts mehr im Wege. Es lohnt ein Besuch in der Altstadt. Die Landschaft um Nienburg herum ist geprägt durch das Weserurstromtal sowie viele Geest- und Moorgebiete.

Minden und das Wasserstraßenkreuz

Am nächsten Tag erreichen wir mittags die Stadt Minden. In Minden verlässt die Weser das Weserbergland und fließt in die Norddeutsche Tiefebene. Minden liegt am Hochufer der Weser. Damit Schiffe von der Weser zum Elbe-Havel-Kanal gelangen können, müssen sie den Mittellandkanal durchqueren. Mit einer Länge von 325,3 Kilometern ist er die längste künstliche Wasserstraße in Deutschland. Die Verbindung zwischen Weser und Mittellandkanal stellt das Wasserstraßenkreuz Minden mit seinen Schleusenanlagen her. Rund 13m Höhenunterschied werden hier überwunden. Die Trogbrücke über die Weser ist knapp 400m lang.

Zu den Sehenswürdigkeiten von Minden gehört aber nicht nur das Wasserstraßenkreuz, sondern auch der Mindener Dom, eines der ältesten Bauwerke der Region. Minden ist im Zweiten Weltkrieg großflächig zerstört worden, die historische Altstadt blieb zum Teil aber erhalten oder wurde wieder aufgebaut. Die Altstadt von Minden ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Den Spuren der Geschichte begegnet man dort in jeder Straße.

Der nächste Halt in Hannover dient in erster Linie zur Ausflugsabwicklung, individuelle Zeit bleibt hier keine. Die Ausflugsgäste kommen in Wendeburg wieder an Bord, bevor es zum nächsten Übernachtungsziel Calvörde geht. Glutrot verfärbt sich am Abend der Himmel über dem Mittellandkanal, als die Sonne hinter dem Horizont versinkt.

Das Wasserstraßenkreuz Magdeburg

Schon sehr früh um 05:00 Uhr heißt es wieder „Leinen los“. Ein leichter Nebel liegt zum Sonnenaufgang über dem Mittellandkanal, als die Swiss Ruby Kurs auf das nächste Highlight der Reise nimmt, das Wasserstraßenkreuz Magdeburg. Um 08:00 Uhr passiert die Swiss Ruby die Schleuse Rothensee und Kapitän Teunis Kuiper steuert auf die 918m lange Trogbrücke zu. Sie ist die längste der Welt und stellt die größte Stahlkonstruktion in Europa dar. Der Mittellandkanal endet auf der anderen Seite der Trogbrücke. Nach dem Durchqueren der Schleuse Hohenwarthe beginnt der Elbe-Havel-Kanal.

Im Vergleich zum Mittellandkanal sehen die Ufer des Elbe-Havel-Kanals auffallend ursprünglicher und naturbelassener aus. Die Bäume in Ufernähe zeigen Spuren von Bibern. Mit einer Länge von nur 55km ist der Elbe-Havel-Kanal deutlich kürzer als der Mittellandkanal. Nach der Passage der Schleuse Wusterwitz mündet der Kanal in den Wendsee, der direkt in den Plauer See bei Brandenburg an der Havel übergeht. Hier war eigentlich der nächste Aufenthalt vorgesehen, dieser entfällt jedoch und es geht direkt weiter nach Potsdam.

Die UNESCO-Welterbe-Stadt Potsdam wird auch als Stadt der Schlösser und Gärten bezeichnet. An den idyllischen Havelseen reiht sich eine Luxusvilla an die andere. Am Nachmittag beginnt die letzte Etappe dieser Reise, von Potsdam nach Berlin-Spandau. Die Vogelinsel lassen wir an unserer Steuerbordseite zurück, ebenso wie den Grunewaldturm. Bei Pichelswerder verengt sich die Havel sehr stark und erlaubt gerade so die Passage der Swiss Ruby vom Pichelsee und dem kleinen Yachthafen. Es ist ein sehr schöner, letzter Abschnitt dieser Reise, wenn auch nicht der schönste.

Fazit der Reise

 Ein letztes Mal vor der Ausschiffung zaubert das Restaurantteam ein hervorragendes Abendessen für alle Gäste. Sämtliche Menüs und Speisen an Bord sind als qualitativ hochwertig zu beschreiben und liegen geschmacklich auf einem hohen Niveau. Für eine Bestnote fehlt meiner Meinung nach ein kleiner Sprung. Die noch höhere Messlatte setzt VIVA Cruises bzw. Scylla in der eigenen Flotte selbst. Die gesamte Schiffscrew zeigte sich zu jeder Zeit sehr aufmerksam, überaus freundlich und hilfsbereit. Der Standard an Bord entspricht dem eines guten 4-Sterne-Hotels, die Kabinen wirken für ein Schiff dieser Größe sehr großzügig, bieten auf den 13qm viel Stauraum auch für längere Reisen. Im Vergleich zu vielen Neubauten ist die Swiss Ruby ein sehr ruhiges Schiff, Motorgeräusche und Vibrationen sind nur minimal zu spüren. Die Swiss Ruby ist ein hervorragendes „Entdeckerschiff“, mit dem sich abgelegene Routen abseits des Fluss-Mainstreams erkunden lassen. Und diese Strecke gehört zweifelsfrei zu den außergewöhnlichen. Kein Tag gleicht dem anderen, die Landschaft ändert sich fortlaufend. Zwischen absoluter Naturidylle und quirligem Großstadtleben ist hier für jeden Geschmack etwas dabei.  

• Bildergalerien aller Fotos der Reise von Amsterdam nach Berlin <<Link>>

Alle Kreuzfahrten mit der Swiss Ruby bzw. den VIVA-Schiffen können z.B. bei Kreuzfahrten-mehr.de gebucht werden. Senden Sie einfach eine unverbindliche Mail an kontakt@kreuzfahrten-mehr.de oder rufen Sie an unter 04893-4288535