Reisebericht Teil 2: Kreuzfahrt von Grönland bis Kanada mit der MS Hamburg

MS Hamburg auf Reede in Red Bay, Labrador / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
MS Hamburg auf Reede in Red Bay, Labrador / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Mit der MS Hamburg von Plantours Kreuzfahrten zu den schönsten Häfen zwischen Ilulissat in Grönland und Woody Point in Neufundland.

Im zweiten Teil meines Reiseberichts kreuze ich mit der MS Hamburg einen weiteren Tag vor Ilulissat, besuche die Hauptstadt von Grönland und nehme in Qaqortoq Abschied von den Eisbergen, bevor es in Richtung Kanada geht.

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Tag 7: 02. September 2018 Ilulissat

Guten Morgen Eiswelt

Es ist 06:00 Uhr in der Früh. Die Sonne ist bereits vor zwei Stunden aufgegangen. Ich ziehe die Jalousie vor dem Fenster hoch und blicke auf einen großen, langsam vorbeitreibenden Eisberg. Der Himmel ist nur leicht bewölkt. Ein erlebnisreicher zweiter Tag am Eisfjord in Ilulissat beginnt. Wie jeden Morgen, führt mein Weg zuerst an der Kaffeestation im Palmgarten vorbei. Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Strahlend weiß liegen sie vor mir, die Eisberge. „Guten Morgen, schöne Eiswelt.“

Eisberg vor Ilulissat am frühen Morgen / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Eisberg vor Ilulissat am frühen Morgen / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Bootsfahrt durch den Eisfjord

Mit kleinen Booten, ehemaligen Fischkuttern, geht es heute direkt von Bord der MS Hamburg aus in den Eisfjord hinein. Im Jahr 2004 wurde der Eisfjord zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt. Was ich während der nächsten zwei Stunden zu sehen bekomme, ist ein Wunder der Natur. Zwar habe ich riesige Eislandschaften schon in der Antarktis gesehen, aber diese hier sind völlig anders. Die Szenerie sieht, auch wenn es vielleicht verrückt klingen mag, lieblicher und ruhiger aus als auf der anderen Seite der Erde. Hier und da tauchen Wale auf. Das Wasser ist meist spiegelglatt, Seevögel ruhen sich auf Eisvorsprüngen aus und die Sonne sorgt für einen extremen Wechsel aus Licht und Schatten zwischen den Eisriesen. Vor der MS Hamburg sehen die bunten Fischkutter mit ihren bis zu 12m hohen Masten noch recht groß aus, im 6km breiten Fjord wirken sie neben den 150m aus dem Wasser ragenden Eisbergen wie kleine Spielzeugboote. Es dauert viele Minuten, bis das Boot überhaupt einen dieser Eisberge passiert hat. Das ist wirklich spektakulär! Eine solche Bootsfahrt sollte man unbedingt gemacht haben!

Bootsfahrt durch den Eisfjord in Ilulissat, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Bootsfahrt durch den Eisfjord in Ilulissat, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Ein Abschied – vielleicht für immer

Da der Himmel heute nicht ganz so blau ist wie gestern, entschließe ich mich am Nachmittag dazu, ein zweites Mal zum Eisfjord zu wandern. Meine Entscheidung war genau die richtige, denn aufgrund der Wolken am Himmel sind die Farben derzeit noch facettenreicher als gestern. Dunkle Wolken ziehen von Süd-Westen heran. Die durch die Wolken brechenden Sonnenstrahlen lassen das Eis reinweiß strahlen. Grüne aber auch tote Pflanzen bewachsen die grauen Felsen in der Umgebung, was einen schönen Farbkontrast gibt. Eine Besuchergruppe im Tal sorgt außerdem für den perfekten Größenvergleich. Man kann hier unfassbar viele Bilder machen, aber sie werden niemals den Eindruck vermitteln können, den man hat, wenn man die Kulisse selbst vor sich sieht. In unserer Zeit des Klimawandels ruft der Anblick auch eine gewisse Demut in mir hervor. Es fällt mir schwer, den Rückweg zur MS Hamburg antreten zu müssen. Vielleicht war es mein erster und letzter Besuch in dieser unvorstellbar schönen Eiswelt am Eisfjord in Ilulissat. Viel Zeit für eine Rückkehr bleibt schließlich nicht und man wird ja auch nicht jünger.

Blick auf den Eisfjord vom Berggipfel / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Blick auf den Eisfjord vom Berggipfel / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Ich könnte noch eine Menge über diese besondere Region erzählen, aber es warten noch weitere, beeindruckende Ziele auf mich. Am späten Abend nimmt die MS Hamburg Kurs auf die Stadt Aasiaat. 134 Seemeilen sind es bis dorthin.

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Tag 8: 03. September 2018 Aasiaat

Nach all den spektakulären Eindrücken der letzten Tage, erscheint mir der Anblick heute Morgen um 07:00 Uhr beinahe schon trist. Abgesehen davon, dass der Himmel zum ersten Mal wirklich trüb und die Sicht nicht besonders gut ist, sieht der Hafen von Aasiaat nicht besonders einladend aus. Wir machen direkt an der einzigen Pier zwischen Kühlcontainern fest. Das gefällt mir sehr gut, denn ich brauche keine Touristenbuden oder nervende, fliegende Händler, die mir gefälschte Armani-Uhren oder Rai-Ban Sonnenbrillen aufschwatzen wollen. Was ich vermisse, ist das schöne Landschaftsbild der letzten Tage. In Aasiaat leben etwa 3.100 Menschen. Gegründet wurde die Stadt 1759 von Niels Egede, der die Stadt in Gedenken an seinen Vater Hans Egede „Egedesminde“ nannte. In Aasiaat gibt es ein Gymnasium mit kontinuierlich steigenden Schülerzahlen. Man findet Hotels, einen Flughafen und eine Fährlinie zu den Nachbarorten. Vor der Küste von Aasiaat lassen sich das ganze Jahr über Grönlandwale beobachten. Während meines Rundgangs durch die Stadt, beginnt es zu regnen. Die Sicht verschlechtert sich weiterhin. Ich entschließe mich schließlich dazu, wieder zurück zur MS Hamburg zu laufen. Auf dem Weg dorthin schaue ich noch im örtlichen Supermarkt vorbei. Da nahezu alle Produkte importiert werden, sind die Preise sehr hoch. Für 500g Kaffee muss man umgerechnet rund 15,- EUR bezahlen Zum Standardsortiment gehören auch Gewehre samt entsprechender Munition. Die Waffen stehen direkt neben den Taschenlampen und Schraubendrehern im Regal.

Waffen im Supermarkt in Aasiaat, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Waffen im Supermarkt in Aasiaat, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
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Tag 9: 04. September 2018 Nuuk

Am Vormittag darf ein Spektakel an Bord der MS Hamburg natürlich nicht fehlen. Wir passieren den Nördlichen Polarkreis. Anlass genug, die traditionelle Polartaufe auf dem Sonnendeck zu zelebrieren.

Großstadtflair in der Hauptstadt von Grönland

Nach dem Mittagessen erreichen wir die Hauptstadt von Grönland, Nuuk. Ein Hauch von Großstadtflair weht mir um die Nase, als ich nach der Ankunft die Gangway der MS Hamburg hinab laufe. Nuuk wird auch als das „Tor zum Abenteuer“ und „Metropole mit Stil“ bezeichnet. Das ist nicht übertrieben, denke ich. Die Sonne strahlt übrigens wieder von einem nahezu komplett blauen Himmel. Ein Thermometer am Hafen zeigt 14 Grad. Es ist ein herrlicher Sommertag in Nuuk. Etwa 16.800 Einwohner leben in der Hauptstadt Grönlands. Die Stadt ist der Mittelpunkt des modernen Grönlands und wächst kontinuierlich. In Nuuk treffen alte Traditionen mit einer neuen, modernen Welt aufeinander. Viele Gebäude erinnern mich in ihrer Bauweise eher an unattraktive Plattenbauten. Die Haupt-Einkaufsstraße zeigt sich in einem nordisch schlichten Kleid. Einzig das Kulturzentrum Katuaq sticht durch eine vom Nordlicht inspirierte Architektur sofort positiv in Auge.

Einkaufsstraße in Nuuk, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Einkaufsstraße in Nuuk, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Im Wandel der Zeit

Insgesamt gefällt mir Nuuk sehr gut. Die Stadt ist lebendig, die Menschen sind fröhlich und offen, die Natur in der Umgebung wunderschön und der alte Stadtteil mit seinem historischen Hafen zählt zu den schönsten in Grönland. In Nuuk sind jede Menge Modegeschäfte, Hotels und gute Restaurants zu finden. Auch ein Kino gibt es. Hier ist der Mix aus Tradition und Moderne auf jedem Meter, den ich in der Stadt zurücklege, erkennbar. Ich pausiere in einem gemütlichen Café in der Stadt und lasse die Eindrücke bei einer Tasse Kaffee und einem obligatorischen Stück Kuchen auf mich wirken. In Nuuk sind die globalen Einflüsse spürbar, der Wandel zu einer internationalen Großstadt wird auf lange Sicht unaufhaltbar sein.  Spätestens wenn der Flughafen ausgebaut und die ersten Maschinen aus Übersee hier eintreffen, wird wohl ein Großteil der alten Traditionen für immer verschwinden. Bis vor wenigen Jahren gab es in ganz Grönland keine Ampelanlagen. Die erste wurde in Nuuk an einer Kreuzung zwischen dem Hafen und der City eingeweiht. Inzwischen stehen schon an drei Kreuzungen moderne Ampelanlagen. Es gibt auch einen öffentlichen Stadtbus sowie einen 24-Stunden-Taxiservice.

Nuuk im Wandel der Zeit / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Nuuk im Wandel der Zeit / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Von Nuuk aus werden Bootstouren durch den Nuuk-Fjord und in die nähere Umgebung angeboten. Der Fjord hat bei Touristen bislang eine untergeordnete Bedeutung, obwohl das Fjordsystem das zweitgrößte der Welt darstellt. Seine eisigeren Nachbarn im Norden stehlen ihm noch die Show, was sich sicherlich irgendwann ändern wird. Die zwei Berge Quassussuaq und Ukkusissaq erinnern durch ihre Höhe von knapp 800m eindrucksvoll daran, wie winzig die Hauptstadt im Vergleich zur Natur Grönlands ist. Da die MS Hamburg bis morgen in Nuuk bleiben wird, nutze ich die Zeit entsprechend und schaue mir den alten Teil der Stadt ebenfalls ausgiebig an. Auf dem Weg dorthin werfe ich einen Blick auf das Kunstmuseum und Grönlands Nationalmuseum. Letzteres beherbergt einige Mumien, die in Grönland gefunden wurden.

Im südwestlich gelegenen Stadtteil befinden sich die evangelisch-lutherische Erlöserkirche aus dem Jahr 1849, diverse alte Handelshäuser, ein kleiner Fischmarkt sowie einige Hafenanlagen aus der Zeit des großen Walfangs. Von einer Anhöhe aus, auf der sich eine Statue von Hans Egede befindet, bietet sich ein hervorragender Blick über das gesamte Altstadtgebiet. Hans Egede war ein norwegischer Pfarrer dänischer Abstammung, der ins Land seiner Vorfahren zurückkehrte und im Jahr 1728 mit der Stadt Godthab – dem heutigen Nuuk – die erste Kolonie gründete.

Blick auf die historische Altstadt und Hans Egede Statue in Nuuk, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Blick auf die historische Altstadt und Hans Egede Statue in Nuuk, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Leider hält das wunderbare Wetter nicht an, ein neues Wolkengebiet nähert sich der Stadt. Trotzdem begebe ich mich nach Einbruch der Dunkelheit erneut in die Altstadt auf den kleinen Hügel. Auf dem Weg dorthin leuchtet der Himmel über der Einkaufsstraße hellgrün. Nordlichter „tanzen“ über der Stadt. Gerade habe ich die Kuppe des Hügels bei völliger Dunkelheit erreicht, da verschwinden die Nordlichter hinter den Wolken. Nur hier und da schimmern sie noch durch die immer dicker werdende Wolkendecke. Kurz darauf sind sie gar nicht mehr zu sehen. Das ist sehr schade, da diese lange Liegezeit der MS Hamburg über Nacht nicht offiziell geplant war. So ist sie eben, die Natur, völlig unberechenbar.

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Tag 10: 05. September 2018 auf See und Kangerlussuaq-Fjord

Rückkehr nach Kangerlussuaq

Um 08:00 Uhr drückt das Bugstrahlruder der MS Hamburg den Schiffsrumpf von der Pier in Nuuk weg. Damit neigt sich der erste Abschnitt meiner langen Kreuzfahrt von Grönland bis nach Kanada tatsächlich schon dem Ende. Fast den kompletten Tag verbringen wir auf See, bevor am Abend die schmale Einfahrt in den Kangerlussuaq-Fjord erreicht ist. Auf Dänisch nennt er sich Søndre Strømfjord, woraus sich auch der IATA-Code SFJ des Flughafens ableiten lässt. Die MS Hamburg erreicht den Fjord zur schönsten Tageszeit, nämlich kurz vor Sonnenuntergang.

MS Hamburg Einfahrt in Kangerlussuaq-Fjord / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
MS Hamburg Einfahrt in Kangerlussuaq-Fjord / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
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Tag 11: 06. September 2018 Kangerlussuaq

In Kangerlussuaq, dem Ausgangspunkt der Grönland-Kreuzfahrt, findet heute ein Teil-Passagierwechsel statt. Da ich den Ort sowie die nähere Umgebung bereits zu Beginn meiner Kreuzfahrt erkundet habe, verbringe ich den Tag an Bord der MS Hamburg. Um 19:00 Uhr naht langsam aber sicher mein Abschied von Grönland, bevor spannende Häfen in Kanada auf mich warten. Mit größeren Highlights rechne ich zumindest in Grönland nicht mehr, da wir uns ab jetzt auf einem südlichen Kurs befinden, also weg von den großen Eisbergen und den Gletschern. Wie sehr ich mich da täuschen sollte, werde ich erst einige Tage später feststellen. Für den morgigen Tag ist noch einmal ein Anlauf in der Hauptstadt Nuuk vorgesehen.

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Tag 12: 07. September 2018 Nuuk

Da das Wetter heute deutlich schlechter ist, als bei meinem letzten Besuch vor drei Tagen, erkunde ich ohne große Vorplanung den Fischmarkt in der Altstadt sowie einige Museen und Geschäfte im Stadtzentrum. Am Abend geht es weiter auf südlichem Kurs in Richtung Paamiut.

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Tag 13: 08. September 2018 Paamiut

Zur Mittagszeit setze ich mit einem Zodiac zum Festland bzw. zum kleinen Hafen der Stadt Paamiut über. Da Paamiut nur über einen sehr kleinen Hafen verfügt, werden heute die Zodiacs der MS Hamburg genutzt,  die ein gutes Stück weiter draußen auf Reede liegt. In Paamiut leben etwas mehr als 1.400 Menschen. Gegründet wurde Paamiut im Jahr 1742. Die kleine Stadt ist bekannt für ihr nebliges Wetter und die Chance, dort Seeadler zu sichten, ist statistisch gesehen recht hoch. Nun, zumindest was das Wetter betrifft, lügt die Statistik heute nicht.

Drehort für einen Zombistreifen

Nach meiner Ankunft schaue ich mir zunächst den Walkiefer auf dem Dorfplatz an. Direkt dahinter verläuft ein Flussbett. Die Wohnhäuser sehen aus wie die Plattenbauten einer Bergwerkssiedlung, nur bunter. Ich bin etwas irritiert, dass mir kein Mensch im Ort begegnet. Mein Weg führt entlang des großen Friedhofs im Ort. Die Straßen sind leer, es fahren keine Autos. Wenig später laufe ich an einem am Straßenrand abgestellten Auto vorbei. Die Frontscheibe weist ein Schussloch auf. Offenbar steht das Auto schon länger dort. Gleich gegenüber steht noch ein Fahrzrug Auch hier ziert ein auffälliges Schussloch die Frontscheibe. Ob es hier ein Duell zwischen zwei PKW-Fahrern gab? Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Ein eisiger Wind pfeift zwischen den Holzkreuzen auf dem Friedhof, der immer noch zu meiner Rechten liegt. Die Häuser auf der linken Seite wurden offenbar schon vor Jahren verlassen. Ein Fahnenmast klappert gleichmäßig im Wind, als im selben Moment ein alter Fensterrahmen gegen ein Metallscharnier schlägt und ich in ein großes Schlagloch am Straßenrand stolpere. Hollywood hätte es nicht besser gekonnt, Paamiut ist der perfekte Drehort für einen Zombistreifen. Mich würde nicht wundern, wenn irgendwelche Gestalten aus den Ruinen herausspringen. Was für ein schräger Ort! Die Ortschaft Pyramiden auf Spitzbergen hat dagegen Weltstadtflair.

Friedhof in Paamiut, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Friedhof in Paamiut, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Verborgene Schönheit

Nachdem ich zwei Stunden in der scheinbar verlassenen Stadt umhergeirrt bin, entdecke ich doch noch Leben. Offenbar schlafen die Bewohner in Paamiut gerne etwas länger. Was soll man hier auch sonst machen?! Mir ist im Verlauf der Reise aufgefallen, dass es überdurchschnittlich viele Raucher unter den Grönländern zu geben scheint. Mit bedeutenden Sehenswürdigkeiten kann Paamiut insgesamt nicht punkten. Die Besonderheiten der Stadt finden sich in kleinen, scheinbar unspektakulären Dingen. Im Stadtkern, der sich in Hafennähe befindet, sind eine Menge historischer Gebäude aus den 1940er Jahren zu bestaunen. Außerdem gibt es ein kleines Freilichtmuseum, ein Torfhaus und die wunderschöne Friedenskirche aus dem Jahr 1909. Sie ist offiziell eine der schönsten Kirchen in Grönland. Kaum zu glauben, dass so ein eindrucksvolles Gebäude ausgerechnet in einem kleinen Ort wie Paamiut steht. Sowohl die Kirche als auch auch das Torfhaus können besichtigt werden. Die Türen öffnen heute nur für die Gäste der MS Hamburg, denn Touristen verirren sich extrem selten hierher.

Paamiut mit Friedenskirche und altem Fischkutter im Ortskern / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Paamiut mit Friedenskirche und altem Fischkutter im Ortskern / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Ich bin am Ende meines Rundgangs überrascht, wie viel verborgene Schönheit in diesem kleinen Ort liegt. Man muss nur richtig hinschauen. Nicht versäumen sollte man den Besuch in der Kirche. Das Torfhaus mit seinem niedrigen Eingang ist ebenfalls eine Besichtigung wert.

Einen wunderbaren Überblick über die gesamte Stadt verschaffe ich mir am Ende meines Besuchs von einem kleinen Hügel aus. Auf dem Gipfel steht ein Aussichtsturm, von dem aus nicht nur der Ort sondern auch die vielen, kleinen Buchten um Paamiut herum überblickt werden können. Früher stand hier einen Aussichtsposten für die Walbeobachtung. Mein Besuch in Paamiut wird zwar nicht in der Kategorie „Reisehighlights“ verbucht, bleibt aber in sehr guter Erinnerung.

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Tag 14: 09. September 2018 Qaqortoq

Letzter Hafen in Grönland

Heute ist es soweit, die letzte Stadt in Grönland liegt vor mir, bevor die MS Hamburg auf westlichem Kurs in Richtung Kanada fährt. Qaqortoq wird verhältnismäßig oft von Kreuzfahrtschiffen angelaufen, die sich auf dem Weg von Europa in Richtung USA oder Kanada befinden. Obwohl die Stadt Qaqortoq mit ihren mehr als 3.000 Einwohnern die größte Stadt in Südgrönland ist, kann man sie wunderbar zu Fuß erkunden. Zum Zeitpunkt der Ankunft hängt eine dichte Nebeldecke über der Küste, so dass man beinahe gar nichts von Qaqortoq sehen kann. Ich fahre trotzdem direkt mit dem Tender hinüber, denn der Nebel soll sich bis zur Abfahrt der MS Hamburg um 13:00 Uhr aufgelöst haben. In Qaqortoq gibt es mehrere Schulen und auch ein Ausbildungszentrum. Arbeitsplätze bietet nicht nur die Fischfangindustrie. Eine kleine Werft sowie die einzige Gerberei Grönlands sind ebenfalls größere Arbeitgeber.

Dichter Nebel über Qaqortoq, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Dichter Nebel über Qaqortoq, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Das Warten auf den Ausblick

Mich zieht es zunächst, wie so oft, während dieser Kreuzfahrt auf die umliegenden Hügel. Sie weisen mit bis zu 400m eine beachtliche Höhe auf. Das Vorhaben scheint zunächst absolut unsinnig zu sein, denn aus dieser Höhe sehe ich überhaupt nichts außer dichte Nebelschwaden. Das Zeitfenster bis zur Abfahrt der MS Hamburg wird schnell kleiner. Nach zwei Stunden Wartezeit hängt der Nebel weiterhin hartnäckig im oberen Bereich der Berge fest. Im Tal scheint bereits die Sonne und ich überlege kurz, die Chance zu nutzen und auf den weiterhin nicht vorhandenen Panoramablick zu verzichten. Letztendlich wird meine Geduld und das Pokern mit der Zeit aber doch noch belohnt. Nach weiteren 30 Minuten hat sich der Nebel vollständig aufgelöst. Nun ist der atemberaubende Blick frei auf Qaqortoq und die Fjorde in der Umgebung! Eine Aussicht, die man unbedingt selbst erlebt haben muss!

Panoramablick über Qaqortoq in Greenland mit MS Hamburg / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Panoramablick über Qaqortoq in Greenland mit MS Hamburg / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Im Eiltempo düse ich zurück in die Stadt. Auf dem Marktplatz bestaune ich den einzigen Springbrunnen von Grönland sowie eine größere Anzahl an Gebäuden aus der Kolonialzeit. Mitte der 1990er Jahre initiierte die südgrönländische Künstlerin Aka Høegh ein großangelegtes Skulpturenprojekt mit 18 Künstlern aus den nordischen Ländern. Daraus entwickelte sich die Ausstellung Stein & Mensch (Sten og Menneske), welche 40 Skulpturen in und um die Stadt zeigt. Viele Skulpturen wurden dabei direkt aus den natürlichen Felsen der Region geschlagen.

Ortskern Qaqortoq mit Springbrunnen, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Ortskern Qaqortoq mit Springbrunnen, Grönland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Ein Highlight zum Schluss

Der Besuch in Qaqortoq war zum Abschluss meiner Vielzahl an Häfen, die ich in Grönland während dieser Kreuzfahrt besucht habe, ein echtes Highlight. Mit etwas Wehmut begebe ich mich zurück an Bord. Bye, bye Grönland! Ein letzter Gruß an Qaqortoq und seine Einwohner ist aus dem Typhon der MS Hamburg zu hören. Dann liegen 653 Seemeilen bzw. mehr als 1.200 km vor mir, bis die Küste von Neufundland in Sichtweite kommen wird. Langsam verschwindet Grönland am Horizont.

Fast hätte ich es vergessen. Während die Reisegäste einen wunderbaren Tag an Land verbracht haben, ist ein Teil der Crew auf Fischfang gewesen. Es sind recht große Mengen an Kabeljau gefangen worden, der morgen Vormittag in Form eines BBQ am Pool serviert wird.

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Tag 15: 10. September 2018 Seetag

Seit Tagen wurden auf der Brücke der MS Hamburg bereits die Wettervorhersagen für das Seegebiet in der Labradorsee begutachtet. Nicht selten kommt es hier zu extremen Stürmen und Wellenhöhen von mehr als 15m. Der letzte Orkan zog erst vor wenigen Tagen zwischen Neufundland und Grönland entlang. Wir haben aber sehr großes Glück und befahren die Strecke an einem Tag der beinahe windstill ist. Lediglich eine leichte Dünung bewegt die MS Hamburg. Ideale Wetterbedingungen für ein großes BBQ auf dem Pooldeck. Serviert wird natürlich nicht nur der fangfrische Kabeljau von gestern, sondern auch noch jede Menge anderer Leckereien vom Grill. Der Seetag verläuft insgesamt ruhig. Meine Vorfreude auf die bevorstehenden Häfen in Kanada steigt enorm an.

Fangfrischer Kabeljau aus Grönland an Bord der MS Hamburg / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Fangfrischer Kabeljau aus Grönland an Bord der MS Hamburg / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
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Tag 16: 11. September 2018 Red Bay, Labrador, Kanada

Kanada in Sicht

Nach dem Mittagessen füllen sich die Außendecks der MS Hamburg schnell. Kanada ist in Sicht und ein Hauch von Entdeckergeist macht sich unter den Reisenden breit. Mit dem Kreuzfahrtschiff nach Kanada zu fahren, ist ein ganz besonderes Erlebnis, da sind sich alle einig. Heute gibt es allerdings zunächst die „Soft-Variante“ eines kanadischen Abenteuers. Die MS Hamburg erreicht das kleine Fischerdorf Red Bay in der kanadischen Provinz Neufundland und Labrador. Nicht einmal 200 Einwohner leben in Red Bay. So klein das Fischerdorf auf den ersten Blick auch aussieht, das Landschaftsbild hat sich nun gravierend verändert!

Die ersten Bäume nach 16 Tagen

Kanada ist für seine endlose Weite bekannt. Dies ist auch der erste, wunderbare Eindruck den man bei einer Annäherung an Red Bay bekommt. Endlose Weite gab es in Grönland zwar auch, doch der Unterschied ist immens. Ich habe 16 Tage lang eine mehr oder weniger felsige Landschaft mit sehr spärlichem Pflanzenbewuchs bestaunen dürfen. Zwei Wochen in denen ich keinen einzigen Baum gesehen habe. Umso mehr bin ich begeistert vom Anblick der hohen Kiefernwälder am Ufer von Red Bay.   

Die Bucht, die dem Ort seinen Namen gab, bildet einen Naturhafen. Da es recht windig ist, bekommt Kapitän Igor Gaber die Erlaubnis, mit der MS Hamburg komplett in die Bucht einfahren zu dürfen. Nicht nur für die Passagiere ist das ein tolles Erlebnis, auch die Bewohner stehen staunend und winkend an den Ufern. Nur selten liegt ein Kreuzfahrtschiff mitten in dieser geschichtsträchtigen, geschützten Naturlandschaft. Die Inseln Penney Island und Sattle Island schützen die Einfahrt in diese, seit 2013 zum UNESCO-Weltnaturerbe gehörenden Bucht.

Einst Welthauptstadt des Walfangs

So idyllisch die Szenerie auf mich auch wirkt, die Vergangenheit von Red Bay ist eine traurige. Der Name Red Bay stammt aus der Zeit des Walfangs. Zwischen 1543 und dem frühen 17. Jahrhundert war Red Bay ein Zentrum baskischer Walfang-Aktivitäten. Aus Südfrankreich und Nordspanien wurden jedes Jahr jeweils 15-20 Walfangschiffe nach Red Bay geschickt, damit sie Grönland- und Glattwale jagen konnten. Red Bay galt als Welthauptstadt des Walfangs und erlangte traurige Berühmtheit durch die vom Blut Rot eingefärbte Bucht.

MS Hamburg auf Reede in Red Bay, Labrador / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
MS Hamburg auf Reede in Red Bay, Labrador / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Nachdem die Einreiseformalitäten sowie die damit verbundenen Passkontrollen abgeschlossen sind, entschließe ich mich zu einer Wanderung um die gesamte Bucht herum. Besondere Sehenswürdigkeiten gibt es in Red Bay zwar nicht, aber die Natur ist herrlich. Die MS Hamburg liegt so nah am Ufer, dass der Eindruck entsteht, als würde sie direkt vor den Terrassen der schönen Häuser am Wasser ankern. Es gibt jede Menge Wanderwege und unterwegs auch einen kleinen Supermarkt.

Nach einer vierstündigen Wanderung wird es Zeit, den Rückweg anzutreten. Der erste Tag in Kanada neigt sich langsam dem Ende und um 19:00 Uhr nimmt die MS Hamburg Kurs auf Norris Point, Neufundland.

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Tag 17: 12. September 2018 Norris Point, Neufundland, Kanada (Vormittag)

Die kleine Stadt Norris Point, die zur Provinz Neufundland und Labrador gehört, befindet sich auf der Insel Newfoundland und ist eigentlich Ausgangspunkt für Fahrten in den Gros Morne Nationalpark. In der Stadt leben rund 700 Menschen. Sie liegt an der nördlichen Seite der Bonne Bay und ist von riesigen Kiefernwäldern umgeben. Es regnet sehr stark und ich sehe von der Umgebung heute Morgen überhaupt nichts. Aufgrund des starken Regens habe ich mich gegen eine Ganztagestour zum Nationalpark entschieden. Nach einem kleinen Rundgang durch das überschaubare Stadtzentrum, in dem es keinerlei Sehenswürdigkeiten zu entdecken gibt, kehre ich zurück zur MS Hamburg. Bei  diesem Wetter fühlen sich offenbar auch die Moskitos sehr wohl, die zum ersten Mal während dieser Reise lästig sind.

MS Hamburg vor Norris Point, Newfoundland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
MS Hamburg vor Norris Point, Newfoundland / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
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Tag 17: 12. September 2018 Woody Point, Neufundland, Kanada (Nachmittag)

Nach dem Mittagessen bessert sich das Wetter deutlich, der Regen lässt nach und es zeigen sich erste Lücken in der Wolkendecke. Perfekte Voraussetzungen für einen Rundgang in Woody Point, auf der anderen Seite der Bonne Bay. Die MS Hamburg ändert ihre Ankerposition nur minimal, um den Weg für die Tenderboote etwas zu verkürzen. Obwohl nicht einmal 300 Menschen in Woody Point wohnen, ist der Ort kein unbedeutender und wird im Sommer gerne von Touristen besucht. Woody Point ist ein eingetragener Heritage Destrict und überzeugt nicht nur durch eine phantastische Uferpromenade mit einer Vielzahl an historischen Gebäuden.

Uferstrasse in Woody Point, Newfoundland, Kanada / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Uferstrasse in Woody Point, Newfoundland, Kanada / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Woody Point liegt im Herzen des Gros Morne Nationalparks und ist wie auch Norris Point ein idealer Ausgangspunkt für Entdeckungstouren. Im Gegensatz zu Norris Point lohnt sich in Woody Point aber eine Ortserkundung. Daher fällt meine Entscheidung sehr schnell. Ich bleibe in Woody Point und mache keinen Ausflug in die Umgebung. Nach einem Rundgang entlang der historischen Uferpromenade mit ihren wunderschönen Cafés und Restaurants, laufe ich in einem großen Bogen einmal um den Ortskern herum. Die Strecke nennt sich offiziell „Heritage Walk“. Sie führt vorbei an drei schönen Kirchen, einer Bücherei, einem kleinen Theater, einem Friedhof und zum Schluß am Woody Point Light House. Der Woody Point Leuchtturm wurde im Jahr 1919 erstmals an dieser Stelle erbaut, brannte 1922 aus und ist 1923 wieder eröffnet worden. Danach fand mehrfach ein Umbau statt, die pyramidenähnliche Form hat er bis heute nicht verloren. Mit einer Höhe von nur 7,3m ist er relativ klein, stellt aufgrund seiner erhöhten, bevorzugten Lage am Wasser jedoch eine der schönsten Sehenswürdigkeiten des Ortes dar.

Lighthouse Woody Point, Newfoundland und MS Hamburg / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com
Lighthouse Woody Point, Newfoundland und MS Hamburg / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Woody Point ist ein wunderbarer Ort für längere Wanderungen. Zugleich ist seine Lage einfach kitschig schön und die Gebäude unterstreichen diesen Eindruck noch. Woody Point wird dem Klischee gerecht, so auszusehen wie man sich als Reisender einen typisch kanadischen Ort vorstellt. Um 20:00 Uhr setzt die MS Hamburg ihren Kurs in Richtung Westen fort.

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Mit der Inselgruppe Îles de la Madeleine wartet morgen ein weiteres Kleinod im Routenplan darauf entdeckt zu werden. Die Magdalenen-Inseln sind eine Inselgruppe, die im Südosten des Sankt-Lorenz-Golf liegt und zur Provinz Québec gehört. Von Kreuzfahrtschiffen wird der Hafen Cap-aux-Meules nur selten angelaufen. Außerdem ist das Wetter in dieser Region oft schlecht, was ein Anlaufen unmöglich macht. Für morgen sieht die Wettervorhersage aber wunderbar aus. Ich freue mich auf einen spannenden Nachmittag mit dem Mietwagen, den ich mir für eine individuelle Inselrundfahrt reserviert habe.

Wie geht es weiter?

An dieser Stelle schließe ich den „Reisebericht Teil 2“ der Kreuzfahrt von Grönland bis Kanada mit der MS Hamburg. Im letzten Reiseabschnitt stehen noch einmal wunderschöne und  interessante Destinationen auf dem Routenplan. Dazu gehören die Magdalenen-Inseln, Gaspé und Percé, Baie-Comeau, Saguenay, Pointe-au-Pic, Québec und nicht zuletzt Montréal.

Fortsetzung in Reisebericht Teil 3 <<Link>>

Oliver Asmussen
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