Landstromanschluss gesucht

Die Landstromanlage in Hamburg Altona. Foto: lenthe/touristik-foto.de
Die Landstromanlage in Hamburg Altona. Foto: lenthe/touristik-foto.de

Gesucht wird ein Landstromanschluss

Kreuzfahrtschiffe in den Häfen sorgen in diesen Tagen für hitzige Diskussionen. Landstromanschlüsse sollen diese Probleme lösen und die Abgase reduzieren. Landstrom klingt im ersten Moment als einfache Lösung, um die Emissionen zu reduzieren und die Häfen weniger zu belasten. Leider gibt es bisher kaum Häfen, die einen Landstromanschluss anbieten.

Stecker rein  – fertig

Im ersten Moment versteht man als Laie das Problem nicht. Die Schiffe im Hafen stecken ihre Stecker in die Landstromanlage, schalten die Motoren aus und nutzen sauberen Strom aus der Steckdose. Soweit die Theorie! In der Praxis gibt es weltweit gerade einmal 8 Häfen, die große Kreuzfahrtschiffe mit sauberem Landstrom versorgen können. Also nicht aus Kohlekraftwerken, sondern aus erneuerbaren Energien oder Windkraftanlagen. 6 Häfen planen gerade diese Landstromanlagen.

Einige Häfen bieten Landstrom auch nur für kleine Schiffe oder Fähren. Denn die Größe macht einen gewaltigen Unterschied im Verbrauch. Während z.B. eine Queen Mary 2 mindestens 14 Megavoltampere braucht, benötigt eine kleine Autofähre gerade mal 2 Megavoltampere. Diesen Stromverbrauch muss man nicht nur beim Bau einer Landstromanlage berücksichtigen, auch der Hafen selbst muss diesen Strom kontinuierlich liefern können. Es darf keine Stromschwankungen geben.

In Bergen können nur kleine Kreuzfahrtschiffe, wie die Spitzbergen von Hurtigruten Landstrom nutzen. Für große Schiffe ist die Landstromanlage nicht ausgelegt. Eine neue Anlage für bis zu 3 Kreuzfahrtschiffe befindet sich im Bau und soll bereits 2020 an den Start gehen.

Aktuell können also leider nur wenige Schiffe Landstrom nutzen. Norwegian Cruise Line und Holland America Line sind aktuell die beiden einzigen amerikanischen Reedereien, die ihre Schiffe zum Teil mit einem Landstromanschluss ausgestattet haben. Costa Kreuzfahrten hat 2 Schiffe und MSC Kreuzfahrten besitzt 4 Schiffe mit dem Anschluss.

AIDA besitzt insgesamt aktuell 13 Schiffe, von denen aber nur 1 Schiff einen finalen Landstromanschluss besitzt. 11 Schiffe haben aber die Möglichkeit, umgebaut zu werden.

TUI Cruises hat ja gerade bekannt gegeben 2 weitere Schiffe ausrüsten zu lassen.

Kiel Landstrom

Erster Spatenstich. (Von Links: Claus, Pile, Nürnberger, Hundertmark, Buchholz, Kämpfe). Foto: Port of Kiel
Erster Spatenstich. (Von Links: Claus, Pile, Nürnberger, Hundertmark, Buchholz, Kämpfe). Foto: Port of Kiel

Der Standort für Deutschlands größte zivile Landstromanlage für Schiffe steht fest. Der Seehafen Kiel will die Anlage am nördlichen Ende des Kreuzfahrtterminals am Ostseekai errichten lassen. Bereits zur Saison 2020 soll sie einsatzbereit sein. Während Bauweise und Anschlüsse am Ostseekai mit dem 2015 in Hamburg gebauten Landstrom-Terminal vergleichbar sind, so wird die lieferbare Leistung in Kiel deutlich größer sein.

„Unsere Anlage wird in der Lage sein, 16 MVA liefern zu können. Damit ist es die heute größte Anlage ihrer Art“, so Dirk Claus, Geschäftsführer Seehafen Kiel

MVA steht für Megavoltampere. Die Hamburger Anlage ist für sieben bis zwölf MVA ausgelegt. Mit TUI Cruises, AIDA und Color Line hat man sich bereits auf die Nutzung geeinigt. Mit den Reedereien Costa Kreuzfahrten und MSC Kreuzfahrten ist man im Gespräch.

Hamburg Landstrom

Per Landstrom erfolgt die Versorgung am Terminal. Foto: AIDA Cruises

Bislang betreibt Hamburg eine Pilotanlage für Landstrom am Kreuzfahrtterminal in Altona. Das Angebot wird derzeit aber wegen der hohen Kosten für die Reedereien kaum genutzt. Es ist wirtschaftlicher, die klimabelastenden Dieselaggregate der Schiffe während der Liegezeiten weiterlaufen zu lassen.

Neben der Änderung des EEG-Gesetzes und weiterer Verordnungen plant die Bundesregierung, ein Investitionsförderprogramm aufzulegen, um Länderprogramme zum Bau von Landstromanlagen mitzufinanzieren.

Auf Hamburger Initiative bereitet eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe weitere konkrete Vorschläge für einen wirtschaftlichen Betrieb von Landstromanlagen vor. Der rot-grüne Senat will zusätzliche Landstromanlagen im Hafen installieren. Nach Informationen des Abendblatts sind vier weitere Standorte geplant, für Kreuzfahrtschiffe und erstmals auch für Containerschiffe.

Landstrom und EEG Umlage

Die Landstromanlage hat der Hamburger Hafen am Anleger in Altona bereits seit 2017, sie war europaweit die erste Landstromanlage für Kreuzfahrtschiffe. So hat die AIDAsol in 2019 zwar 22 Anläufe, wo es geplant ist den Landstrom zu nutzen, leider ist es aber nur möglich diesen während bestimmten Zeiten zu nutzen und nicht während der gesamten Liegezeit. Der Grund ist simpel wie traurig. Die Bundesnetzagentur will in so genannten Hochlastzeitfenstern die Stromauslastung steuern und den Strom nur deutlich teurer zur Verfügung stellen als zu anderen Zeiten. Das Landstromsystem hat eine Leistung von 12 Megavoltampere.

Wenn man jetzt mal davon ausgeht, das ein Kreuzfahrtschiff seinen eigenen Strom für ca. 15 Cent produziert und der Hafen bereits im Einkauf ca. 19 Cent zahlt, ohne die Investionen eingerechnet zu haben, so bleibt für unsere Umwelt nur zu hoffen, das die Bundesnetzagentur ein Einsehen hat und die EEG-Umlage reduziert.

„Trotzdem werden die Reedereien noch deutliche Mehrkosten pro Anlauf haben. Aber dazu sind sie auch bereit. Die Voraussetzung ist allerdings, das der Strom aus regenerativen Quellen stammt.“ So Dirk Claus, Geschäftsführer Seehafen Kiel.

Häfen mit Landstromanlage für Kreuzfahrtschiffe weltweit

Hamburg, Los Angeles, Seattle, Vancouver, San Diego, San Fransisco, Long Beach, Juneau

Häfen, in denen Landstromanlagen im Bau sind oder geplant

Marseille, Barcelona, Rostock, Kiel, Bergen, Oslo

Häfen mit Landstromanlagen für kleine Schiffe

Oulu, Göteborg, Kotka, Ystad, Kemi, Trelleborg, Marseille, Oslo, Zeebrugge, Rotterdam, Lübeck

 

 

 

Nicole Deutzmann-Asmussen
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