Von Cienfuegos und der UNESCO-Stadt Trinidad über Montego Bay auf Jamaika bis nach Santiago de Cuba
Im zweiten Teil meines Reiseberichts besuche ich mit der MS Hamburg – von Plantours Kreuzfahrten – die wunderbaren Städte Cienfuegos und Trinidad auf Kuba, nehme anschließend Kurs auf Montego Bay, Jamaika und erkunde die heimliche Hauptstadt Kubas, Santiago de Cuba.
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Tag 4: 03. Dezember 2017 Cienfuegos und Trinidad, Kuba
Kurz vor Sonnenaufgang erreicht die MS Hamburg die Einfahrt zur Bahia de Cienfuegos. Von See aus kommend, ist das Nadelöhr zunächst gar nicht zu erkennen, denn die schmale Durchfahrt macht etwa auf der Hälfte einen 90°-Knick. Danach öffnet sich die große Bucht, an der die Stadt Cienfuegos liegt. Cienfuegos ist bekannt für seine imposanten Gebäude aus der Kolonialzeit, die sich hier nicht selten in einem deutlich besseren Zustand befinden als in Havanna. Ich schaue mir am Nachmittag einen Teil von Cienfuegos an. Zunächst steht bei mir heute die Stadt Trinidad auf dem Programm. Ich habe einen Ausflug dorthin gebucht.
Die Fahrt nach Trinidad führt durch eine wunderbar grüne, dicht bewachsene Hügellandschaft entlang der Küste im Süden der Insel. Für die 80 Kilometer benötigt der Bus rund eine Stunde. Zunächst steuern wir aber einen Aussichtspunkt oberhalb vom bekannten Tal der Zuckermühlen (Valle de los Ingenios) an. Das gesamte Tal steht, wie auch die Stadt Trinidad, unter dem Schutz der UNESCO. Im Tal der Zuckerrüben gibt es noch 65 Bauwerke die an die große Zeit der Zuckerproduktion erinnern, wie z.B. das Anwesen Manaca Iznaga mit seinem 45m hohen Turm zur Überwachung der Sklaven. Ich begnüge mich mit einem Blick über das malerische Tal, denn der Bus wartet schon.
Trinidad de Cuba
„Ohne Zucker kein Wohlstand, ohne Sklaven kein Zucker.“ So einfach lautete im alten Trinidad die Zauberformel, aufgrund derer tausende von Sklaven zum Wohlergehen ein paar weniger ihr Leben lassen mussten. Trinidad ist ein architektonisches Juwel aus der Kolonialzeit, wurde von den Spaniern ab 1514 erbaut und mauserte sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer der bedeutendsten Zuckermetropolen Kubas. Der Zuckerhandel brachte den Wohlstand in die Stadt, zumindest für die Plantagenbesitzer. Als der Zuckerhandel einbrach, endete die Blütezeit. Viele Jahrzehnte versank Trinidad in der Bedeutungslosigkeit. Das mittelalterliche Straßenbild sowie die Prachtbauten um den zentralen Platz, die Plaza Major, blieben bis heute erhalten.
Das beliebteste Fotomotiv Kubas
Die Atmosphäre in Trinidad ist eine völlig andere als in Havanna, denn hier ist alles bedeutend kleiner und überschaubarer. Die 75000 Einwohner-Stadt erstreckt sich auf einer Fläche von 1155km². Das koloniale Zentrum hat nur einen Durchmesser von etwa 600m, allerdings fügen sich die darum herum liegenden Wohnhäuser perfekt in die Szenerie ein. Es liegt die Vermutung nahe, dass sie nicht viel neueren Baujahres sind. Die Grenze des Zentrums ist relativ gut erkennbar, denn sie wurde mittels im Boden versenkter, alter Kanonen markiert. Die stählernen Kolosse wurden als Poller verwendet. Der historische Kern um die Plaza Mayor ist relativ touristisch geprägt. Hier findet der Besucher nicht nur die meisten Museen, sondern auch Souvenirgeschäfte, Cafés und Restaurants. Sehenswert sind das Architekturmuseum das Museo Romántico, das Museo Historico, der Palacio Cantero und die Iglesia de la Santisima (Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit). Das Zentrum wurde in den letzten Jahren vollständig restauriert und zeigt sich dem Besucher daher im Kleid der Gründerzeit. Plaza Mayor soll das beliebteste Fotomotiv Kubas sein! Selbst die Bänke sind hier noch Original und wurden liebevoll aufgearbeitet, ich zögere zunächst, mich auf diese filigran anmutenden Museumsstücke zu setzen.
Ein Traum in Pastellfarben
Trinidad ist ein Traum in Pastellfarben, denn auch außerhalb des Stadtkerns leuchten die meisten Häuser in Mintgrün, Hellblau, Gelb und Rosa. Auf den Straßen holpern Pferdekutschen über altes Kopfsteinpflaster und wenn man hier mal ein Auto sieht, dann höchstens auf den Hauptstraßen um den Stadtkern herum. Diese Gefährte gehören natürlich auch zur Kategorie „50er Jahre Oldtimer“. Windschiefe Telefonmasten sind aus dem Straßenbild ebenso wenig wegzudenken wie das Lächeln der Kubaner. Die Einwohner kaufen nur wenige hundert Meter außerhalb vom Stadtzentrum ihr Fleisch an offenen Verkaufsständen, direkt am Straßenrand. Das Kopfsteinpflaster soll angeblich als Schiffsballast aus Nordamerika eingeführt worden sein.
Haupteinnahmequelle – der Tourismus
Die Bewohner Trinidads haben erkannt, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die lukrativste Einnahmequelle zu fördern – den Tourismus. Und damit wären wir wieder bei derselben Frage, die wir uns schon in Havanna gestellt haben: „Wie viel Tourismus verträgt diese Stadt?“ Deutlicher als in Havanna ist dieser hier zu erkennen und er hat bereits seine Spuren hinterlassen. Im Zentrum sind die Preise in den Cafés und Restaurants höher als in Havanna! Für eine kubanische Cola darf man hier gerne 3,- CUC auf den Tisch legen. Die kubanische „tuKola“, die unter der Marke „Ciego Montero“ hergestellt wird, schmeckt übrigens nicht schlechter als das Pendant des US-Giganten. Auch die fleißig kassierende Toilettendame hat in Trinidad bereits Einzug erhalten.
Tolle Aussichten
Der Glockenturm vom Convento de San Francisco de Asís, dem ehemaligen Franziskanerkloster, wird oft als schöner Aussichtspunkt hervorgehoben. Zweifelsfrei bietet er eine solche auch, zumindest in den Morgenstunden, wenn die Sonne noch nicht direkt von vorne durch die Öffnungen scheint. Der entscheidende Nachteil dieses Aussichtspunktes ist aber, dass der Turm das Wahrzeichen von Trinidad ist. Und ein solches lässt sich bekanntlich schlecht fotografieren, wenn man drauf steht. Die aus unserer Sicht beste Aussicht auf die Stadt und ihr Wahrzeichen hat man vom Turm des Museo Histórico, gleich um die Ecke vom Plaza Mayor. Der Aufstieg ist auf den letzten Metern etwas abenteuerlich und führt über eine extrem enge Wendeltreppe, einen wackligen Holzsteg sowie eine noch engere und steilere, senkrechte Holztreppe. Ich überwinde diese Hindernisse und stehe auf der Turmspitze. Der Aufwand lohnt sich, denn die Aussicht ist grandios und reicht bis in die Berge der Sierra del Escambray.
Trinidad oder Havanna?
So, nachdem ich nun die wunderschönen Amphoren, Marmorstatuen, alten Autos, Pferde und kunstvoll verzierten Gaslaternen von Trinidad erleben durfte, fällt das Urteil zu dieser Stadt klar aus: „Unbedingt sehenswert!“ Wenn ich mich aber entscheiden müsste, zwischen einem weiteren Besuch in Trinidad oder Havanna, dann fällt diese Entscheidung ebenso klar aus: „Havanna!“ Warum? Nicht weil Havanna aufgrund seiner Größe mehr zu bieten hat, sondern weil in Havanna eben nicht alles so schnörkelig, blank geputzt und touristisch fein ist.
Abendrundgang durch Cienfuegos
Die Stadt liegt, wie gesagt, direkt an der Bahía de Cienfuegos, einer Bucht an Kubas Südküste, die auch Jagua-Bucht genannt wird und mit 88km² die drittgrößte Bucht Kubas ist. Cienfuegos hat rund 170.000 Einwohner und ist sowohl die sechstgrößte Stadt der Insel als auch die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Zentral-Kuba dar. Gegründet wurde Cienfuegos 1819 von eingewanderten Franzosen. Aus dieser Zeit stammt auch das markante, schachbrettarige Straßennetz. Seit dem Jahr 2005 gehört das historische Zentrum zum UNESCO Weltkulturerbe. Cienfuegos trägt auch den Beinamen „Perle des Südens“ und hat einige architektonische Prachtbauten zu bieten. Dazu zählen der Palacio de Valle (Rathaus), der Arco de Triunfo, der lebhafte Parque José Martí sowie sämtliche Jugendstilbauten um diesen herum. Interessant ist ein Rundgang vom wunderschön angelegten Parque José Martí entlang einer kleinen Einkaufstraße (San Fernando) bis zur großen Paseo El Prado, die beidseitig von herrlichen Kolonialbauten gesäumt ist.
Unterbrochen wird die große Straße mittig von einer großen Promenade, auf der auch eine Bronzeskulptur des kubanischen Sängers Benny Moré zu sehen ist. Prinzipiell lohnt sich ein Spaziergang auf der großen Allee bzw. Promenade, die bis zum südlichsten Stadtteil La Punta an der Jaguar-Bucht (Punta Gorda) führt. Dafür reicht meine Zeit heute leider nicht mehr. Ich nutze die Parallelstraße für den Rückmarsch zum Parque José Martí, werfe noch einen Blick auf den Triumphbogen, der anlässlich der kubanischen Unabhängigkeit errichtet wurde und der einzige auf Kuba ist. Vor dem Teatro Tomás Terry, einem Ende des 19. Jahrhundert im neoklassizistischen Stil errichteten Theater, wartet schließlich der Bus für die Rückfahrt zum Hafen. Der Aufenthalt in Cienfuegos war kurz, aber hat sich in jedem Fall gelohnt! Die Häuser befinden sich in einem deutlich besseren Zustand als jene in Havanna, was der Stadt einen ganz eigenen Reiz verleiht.
Um 17:00 Uhr heißt es vorerst Abschied nehmen von Kuba, denn der neue Kurs wird Richtung Montego Bay auf Jamaika führen. Während der Ausfahrt aus der Jaguar-Bucht werfen wir noch einen Blick auf die wunderbar gepflegten Art-Déco Villen, die wie kleine Märchenschlösser aussehen und überwiegend im maurischen Stil erbaut wurden. Heute befinden sich in den alten, ehemaligen Villen meist feine Boutique-Hotels mit traumhaft schönen Dachterrassen.
Die Entfernung bis zum Hafen Montego Bay beträgt 265 Seemeilen.
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass Kuba ein Land mit zwei Währungen ist?
Ein Land mit zwei Währungen – CUP und CUC
Es gibt eine Währung für die Einheimischen, den Kubanischen Peso (CUP), welcher die ursprüngliche von gegenwärtig zwei offiziellen Währungen auf Kuba darstellt. Die Kubaner bezeichnen den CUP auch als „moneda nacional“ (MN). Und dann gibt es noch den Peso convertible (CUC), der 1994 als einheimische Alternative zum 1993 auf Kuba legalisierten US-Dollar eingeführt wurde, an dessen Wert der CUC gebunden ist. Der CUC wird in der Regel als Währung für Touristen bezeichnet. Dinge des täglichen Gebrauchs werden auf den lokalen Märkten z.B. meist in CUP ausgeschrieben. Importgüter, Luxusartikel (dazu zählt auch Seife) oder Waren in touristischen Regionen werden hingegen in CUC angegeben. So kostet zum Beispiel eine Banane auf einem lokalen Markt 1 Peso (CUP), was wenigen Cent (EUR) entspricht. In Havanna auf einem von Touristen besuchten Markt steht 1 CUC ausgeschrieben. Hält man sich den durchschnittlichen Monatsverdienst eines Kubaners vor Augen, der zwischen 10-30 CUC beträgt, dann ergeben die unterschiedlichen Währungen durchaus einen Sinn. Vorsicht geboten ist beim Wechselgeld, denn zumindest die Münzen beider Währungen sehen für das ungeübte Auge extrem ähnlich aus. Die Währungen sollen eigentlich angeglichen werden, erklärt man uns vor Ort. Doch wie genau das aussehen soll und wann die Umsetzung erfolgen wird, konnte man nicht genau sagen.
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Tag 5: 04. Dezember 2017 Montego Bay, Jamaika
Am heutigen Vormittag ist es relativ ruhig an Bord. Ein Großteil der Gäste nutzt den halben Seetag zum Entspannen und vor 10:00 Uhr ist es auch am Frühstücksbuffet im Palmgarten relativ leer. Zur Mittagszeit duftet es am Pool heute außergewöhnlich lecker nach Chicken, was daran liegt, dass entsprechend unserer Zieldestination Jamaika, „Jerk Chicken“ angeboten wird. Sehr lecker übrigens.
Zu meiner Überraschung ist der Hafen von Montego Bay zum Zeitpunkt unserer Ankunft völlig leer, nur die MS Hamburg liegt um 13:00 Uhr fest verzurrt an der Pier. Was für eine Idylle in dem sonst so von Touristen überlaufenen Hafen. Für die meisten Gäste der MS Hamburg ist Jamaika, während dieser Kreuzfahrt rund um Kuba, ohnehin nur ein netter „Nebenhafen“. Mindesteins ein Hafen außerhalb von Kuba muss aufgrund gesetzlicher Vorgaben angelaufen werden. Jamaika oder Grand Cayman bieten sich daher regelrecht an, da sie nah an Kuba liegen. Vor einigen Jahren war ich mit der Familie bereits im Rahmen einer Kreuzfahrt auf Jamaika. Damals haben wir die bekannten Dunn´s River Falls besucht und eine Wildwasserfahrt unternommen. Aufgrund der relativ kurzen Liegezeit entschließe ich mich heute dazu, die nähere Umgebung zu erkunden. Die kenne ich noch nicht. Es soll in der Nähe von Montego Bay einige Strände geben, die durchaus einen Besuch wert sind. Um möglichst viel zu entdecken, entscheide ich erneut für einen Fussmarsch. Ziel ist das Ortszentrum.
„Respect“ und der touristische Wahnsinn
Ich habe das Hafengelände kaum verlassen, da werde ich auch schon angesprochen. Mir wird auf eine recht aufdringliche Weise versucht Inselrundfahrten oder Taxitouren aufzuschwatzen. Offenbar will keiner der, nennen wir sie jetzt schlicht „Einheimische“, verstehen, dass ich kein Taxi benötige. Ich laufe den Howard Cooke Hwy entlang und werde auch auf dieser Straße immer wieder angesprochen und gefragt, warum ich denn kein Taxi fahren möchte. Meine freundlichsten Erklärungen prallen an den einheimischen Taxifahrern ab. Höhepunkt ist die überaus deutliche Feststellung eines Taxifahrers „This is my island, have respect you fu..ing tourist! You are a foreigner!“ Weiter kommentieren möchte ich diese Situation nicht. Vielen Dank, ich schaue mich gerne alleine in Montego Bay um. Allerdings stelle ich mir für einen kurzen Moment vor, man macht eine solche Äußerung einem Jamaikaner gegenüber in Deutschland…! Themawechsel. Nein, ich fühle mich nicht bedroht, bin auch nicht verängstigt und es sind nicht alle Jamaikaner derart „direkt“. Dennoch freue ich mich, offen gesagt, diese Insel in Kürze wieder zu verlassen. Aber die Strände möchte ich vorher dennoch anschauen, wenigstens um mir einen persönlichen Eindruck zu verschaffen.
Die drei öffentlichen Strände entlang der Gloucenster Avenue im „Dump-Up Beach and Event Park“, am „Aqua Sol Theme Park“ und der „One Man Beach“ sind nicht zu empfehlen, da jeweils völlig vermüllt. Der Old Hospital Park hat seine besten Zeiten ebenfalls längst hinter sich. Erst als ich mich dem bekannten Margaritaville Restaurant und Water Park nähere, entspannt sich die Lage etwas. Die hartnäckige Fragerei der „Taxifahrer“ bleibt weiterhin mein ständiger Begleiter.
Doctor´s Cave Beach
Ich erreiche schließlich den Doctor´s Cave Beach. Es wird ein Eintritt von US $6,- fällig, die ich gerne bereit bin zu zahlen. Auch wenn ich nur gucken möchte. Die Kassiererin an der Kasse fragt mich nach dem Grund meines Besuches. Offenbar erkennt sie, dass ich keine Strandutensilien dabei habe und immerhin ist es auch schon 16:00 Uhr, keine typische Zeit für einen ausgedehnten Badebesuch. Nachdem ich ihr geantwortet habe, dass ich nur schnell einige Fotos machen möchte, winkt sie mich durch. Wenn ich den Strand weiterempfehle, dann bräuchte ich nicht zu bezahlen, so ihre Begründung. Meine Antwort, dass ich gerne zahle und den Strand trotzdem empfehle – sofern er mir denn gefällt – lässt sie nicht gelten. Um nun keine Unstimmigkeiten vom Zaun zu brechen, stimme ich zu. Schließlich habe ich ja Respekt.
Der Strand ist letztendlich überhaupt nicht mit den öffentlichen Stränden nebenan zu vergleichen. Doctor´s Cave Beach ist abgegrenzt von diesen und auch von der Strasse aus nicht begehbar. Hier herrscht das typisch harmonische Bild, welches man als Tourist wohl auch im Kopf behalten soll. Auf einer erhöhten Galerie befinden sich schöne Bars und Sitzgelegenheiten, der Strand ist erstklassig sauber, das Wasser karibisch klar. Alles ist so, wie die Werbeprospekte es suggerieren. Vor dem Strand befindet sich das Meeresschutzgebiet Montego Bay Marine Park, ein ideales Revier zum Schnorcheln und Tauchen. Es können an Bord der MS Hamburg entsprechende Ausflüge und Touren gebucht werden. Diese beinhalten teilweise einen Besuch am Doctor´s Cave Beach. Ich bestelle mir noch schnell ein kaltes Erfrischungsgetränk und begebe mich, nach einem letzten Dank an die Kassiererin, auf den Rückweg zum Hafen. Zumindest innerhalb des Ortes werde ich noch einige Male von Taxifahrern angesprochen, ab etwa 2 Kilometern vor dem Hafeneingang beachtet mich niemand mehr. Endlich! Nun lohnt der verbleibende Weg vermutlich nicht mehr, um mir weiterhin eine Taxifahrt aufschwatzen zu wollen.
Auf eigene Faust fortbewegen – keine Empfehlung!
Mit einer Erfahrung zum Thema „Respekt“ reicher, komme ich wieder am Hafen an und verbuche den heutigen Tag als „erledigt“. Sich als Einzelperson auf eigene Faust fortbewegen ist definitiv, zumindest in Montego Bay, keine Empfehlung! Deutlich entspannter ist die Situation, wenn man einen individuellen Ausflug mit einem Tourguide bucht oder an einem Landausflug teilnimmt, wie er an Bord der Kreuzfahrtschiffe angeboten wird.
Pünktlich um 20:00 Uhr sollten die Leinen fallen und ab 21:30 Uhr eine Karibikparty auf dem Pooldeck steigen. Das „Leinen los“ Kommando bleibt allerdings aus, da zunächst ein 40 Fuss Seecontainer mit Proviant erwartet wird. Genauer gesagt, wird er schon seit mehreren Stunden erwartet. Es sollen diverse Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Eier gebunkert werden. Der Zoll hat diesen Container aber offenbar „auf den Kopf gestellt“ und erst mit 6 Stunden Verspätung freigegeben. Trotz beeindruckender Höchstleistung der Crew, die ein Rekord-Loading aufgestellt hat, verschiebt sich die Abfahrt auf 22:00 Uhr. Regenschauer lassen leider die Karibikparty wortwörtlich ins Wasser fallen. Nun, solche Dinge passieren und das Wetter ist mindestens so unberechenbar wie die örtlichen Behörden. Die Stimmung an Bord ist trotzdem gut, das ist die Hauptsache.
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Tag 6: 05. Dezember 2017 Santiago de Cuba
Einen Großteil der Verspätung ist heute Morgen wieder aufgeholt und so kommt um 06:00 Uhr die Küste Kubas in Sichtweite. Die kleine, noch verbleibende Verspätung bringt einen wunderbaren, positiven Aspekt mit sich – die Sonne ist bereits aufgegangen als die MS Hamburg den Leuchtturm Faro del Morro sowie das Castillo del Morro passiert. Die Passage durch die schmale Einfahrt in die Bucht von Santiago de Cuba ist noch beeindruckender als jene nach Cienfuegos. Die kleinen Holzhütten auf Cayo Granma sind zum Greifen nah. Toll!
Touristenkarte und Reisepass
Auf der anderen Seite der idyllischen Bucht steht ein großes Elektrizitätswerk, deren Schlote noch mehr Dreck ausstoßen, als jene in Havanna. Am Ende der Bucht liegt, knapp 30m über dem Meeresspiegel, die über 500 Jahre alte Stadt Santiago de Cuba. Gleich nachdem die Behörden die MS Hamburg freigegeben haben, stürze ich mich in die Straßen von Santiago de Cuba. In jedem Hafen Kubas ist es übrigens Pflicht, seinen Reisepass sowie das Touristenvisum/Touristenkarte und die Bordkarte vom Schiff mit sich zu führen. Es wurde sowohl vor als auch nach einem jeden Landgang bisher nach diesen Dokumenten gefragt. Die Touristenkarte, welche Plantours Kreuzfahrten schon vor der Kreuzfahrt den Reiseunterlagen beifügt, kostet 25,- EUR. Dieser Betrag wird dann dem Bordkonto belastet. Der gestrige Abstecher nach Jamaika hat den Haken, dass man bei erneuter Einreise nach Kuba, also heute, noch einmal die 25,- EUR für die neue Touristenkarte zahlen muss. Auch dieser Betrag von 25,- EUR wird dem Bordkonto belastet.
Geburtsstadt des Son
Santiago de Cuba ist nach Havanna die zweitgrößte Stadt Kubas. Beide Städte liegen 870km voneinander entfernt. Etwas mehr als eine halbe Million Einwohner leben im Stadtgebiet von Santiago de Cuba, dass sich über mehrere Hügel erstreckt und von den Bergen der Sierra Maestra umgeben ist. Ich flaniere zunächst eine Weile über die Promenade am Parque Alameda mit tollem Blick auf die MS Hamburg. Der Hafen von Santiago de Cuba ist der größte Seehafen von Kuba. Santiago de Cuba ist die eigentliche Hauptstadt vieler karibischer Rhythmen und Salsaklänge. In dieser Stadt entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts der kubanische Nationalrhythmus Son. Der kubanische Son entstand aus einem Mix aus afrikanischen Trommelrhythmen und spanischem Gitarrenspiel. Salsa-Rhythmen und karibisches Flair kennzeichnen den Charakter von Santiago de Cuba bis heute. In den Abendstunden spielen kubanische Bands in den so genannten „Trovas“ und begeistern mit einzigartiger Live-Musik nicht nur die Touristen.
Auf dem Friedhof von Santiago de Cuba, dem Cementerio Santa Ifigenia, sind die Gräber von Fidel Castro, Jose Marti und Mitglieder der Bacardi-Familie – wie Emilio Bacardi Moreau – zu finden. Aufgrund der aufwändigen Gestaltung der Gräber ist ein Besuch durchaus interessant. Ebenso lohnt ein Besuch auf der Festung Castillo del Morro, an der die MS Hamburg am Morgen vorbei gefahren ist. Da Santiago de Cuba an sich aber schon sehenswert genug ist, beschränke ich mich heute darauf, verschiedene Punkte in der Stadt anzusehen.
Hier wurde 1959 Geschichte geschrieben
Ein beliebter Treffpunkt ist der zentrale Platz in der Mitte der Stadt, der Parque Céspedes. Benannt ist er nach dem ersten kubanischen Präsidenten Carlos Manuel de Céspedes. In der Mitte des Platzes erinnert ein Gedenkstein an dessen „Ruf von Yara“, welcher den Beginn der Unabhängigkeitsbewegung Kubas und das Ende der Sklaverei einläutete. Heute ist der Park ein beliebter Treffpunkt der Stadtbewohner. Direkt neben der Parkanlage erheben sich die zwei Türme der imposanten Kathedrale Santa Basilica Metropolitana Iglesia. Von einem der beiden Türme aus hat man eine prima Aussicht über die Stadt. Auch die Dachterrasse vom Hotel Casa Granda bietet einen ähnlichen Weitblick. Um auf die Dachterrasse zu gelangen, löse ich an der Hotelrezeption zunächst ein „Ticket“, welches oben auf der Terrasse an der Bar gegen ein beliebiges Getränk eingelöst werden kann. So will man vermeiden, dass sich die Terrasse zum kostenfreien Touristen „Hot-Spot“ entwickelt und die Leute nur kommen, um schnell einige Fotos zu schießen. Die Atmosphäre auf der Terrasse ist klasse und gerne würde ich hier mehr Zeit verbringen. Von oben lässt sich nicht nur der komplett Park überblicken, sondern auch ein Blick auf das älteste Haus Kubas, die Casa Diego Velázquez, sowie das Rathaus werfen. Casa Diego Velázquez wurde im Jahr 1516 als Wohnsitz für den damaligen Gouverneur erbaut und beherbergt heute ein Museum für Kolonialkunst. Das Haus soll zu den ältesten fünf Steinhäusern des amerikanischen Kontinents gehören, erfahre ich später. Das Rathaus kann bislang nicht besichtigt werden. Vom Balkon aus verkündete Fidel Castro am 01. Januar 1959 den Sieg über das Batista-Regime. Was für ein beeindruckender Ort! Am Parque Céspedes wurde nicht nur Geschichte geschrieben, hier ist Geschichte erlebbar.
Santiago de Cuba hat aber noch weit mehr zu bieten als den Parque Céspedes und seine Gebäude darum herum. Nur einen Steinwurf vom Parque Céspedes entfernt befindet sich das Museo Emilio Barcadi Moreau, das älteste Museum Kubas. Es wurde 1899 vom Schriftsteller Emilio Barcadi Moreau gegründet. Dieser war zwar auch mal Bürgermeister der Stadt, wurde jedoch durch seine Rumbrennerei weltbekannt. Das Museum beherbergt nicht etwa alles zum Thema „Rum“, sondern zeigt in 16 Ausstellungsräumen alles, was wertvoll ist und dem Gründer seinerzeit gefiel. Ein Augenschmaus ist der gegenüber liegende Palacio Provincial, das wohl schönste Gebäude der Stadt, welches im Jahr 1920 erbaut wurde und Sitz der Provinzregierung ist.
Ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen sind die Padre Pico Steps an der Calle Padre Pico. Die Treppen an der Calle Pico sind natürlich längst nicht so bekannt wie die Spanische Treppe in Rom oder jene an der Sacré-Coeur de Montmatre. Sie ist auch auf keiner Liste der weltweit bekanntesten Treppen aufgeführt. Vielleicht macht sie genau diese Tatsache so besonders. An den Padre Pico Steps schieben sich keine Touristenmassen empor und man muss sich auch nicht durch ein dichtes Geflecht an Selfie-Stangen kämpfen. An den Padre Pico Steps treffen sich die Einheimischen. Der Blick vom oberen Ende auf das Stadtviertel El Tivoli mit seinen kleinen Häusern ist herrlich. Seinen Namen verdankt der Stadtteil französischen Einwanderern, die sich hier im 18. Jahrhundert niederließen.
Gleich um die Ecke steht, zwischen einer parkähnlichen Ansammlung von Bäumen, ein kleines, unscheinbares Haus, in dem Fidel Castro als Kind für einige Zeit gelebt haben soll. Ich gehe noch etwas weiter und mache eine kurze Pause auf der kleinen Terrasse vor der Katholischen Kirche Iglesia Nuestra Senora de los Desamparados. Ich setze mich auf eine der alten Metallbänke, genieße die Aussicht über die Stadt und auf die MS Hamburg.
Was mir im Laufe der letzten Stunden aufgefallen ist, sind die sanierten und renovierten Häuser in der Innenstadt. Ich lasse mir später erklären, dass die Regierung wohl aufgrund der Feierlichkeiten zur 500-jährigen Stadtgründung im Jahr 2015, viele Gebäude instandsetzen lassen hat. Wie schon in Havanna, Cienfuegos und Trinidad lohnt es sich auch in Santiago de Cuba von den üblichen Touristenrouten abzuweichen und einfach mal durch die Wohnviertel zu laufen. Dort gibt es das „echte“ Leben der Stadt zu sehen und die Kubaner sind stolz darauf, mir ihre Autos und kleinen Geschäfte zu zeigen.
Nach weiteren zwei Stunden, die ich durch die Straßen von Santiago de Cuba gelaufen bin, entdecke ich noch einen kleinen Park oder Platz, der sich Plaza de Dolores nennt. An diesem wird das Bild in erster Linie von Einheimischen dominiert, die an kleinen Tischen unter den schattigen Bäumen Domino spielen. Schon wieder ist die Stimmung mitreißend, denn stimmungsvolle Musik darf selbstverständlich nicht fehlen und so wummern auch hier die typisch kubanischen Rhythmen aus diversen geöffneten Wohnzimmerfenstern heraus.
Zwei Stunden verbleiben mir, bis ich wieder an Bord der MS Hamburg sein muss. Die Zeit reicht also um dem Balcón de Velázquez einen Besuch abzustatten. Den Namen trägt diese herrliche Aussichtsterrasse vom spanischen Seefahrer Diego de Velázquez, der Santiago de Cuba im Jahr 1514 gründete.
Wirklich „unique“, die Casas
Interessante Aussichten über die Stadt hat man oftmals auch von den Dachterrassen der Casas. Bei den Casas handelt es sich in der Regel um kostengünstige Privatunterkünfte, die nicht nur „unique“, sondern zum Teil sogar recht komfortabel eingerichtet sind. Besonders schön sind jene Casas, auf deren Dachterrassen sich kleine Restaurants befinden. In den Casas ist die Atmosphäre definitiv authentischer als in den Restaurants und Bars der größeren Hotels. Ich schaue mir einige dieser Casas an und bin überrascht, wie top gepflegt manche von ihnen sind.
Nach 8 Stunden Stadtrundgang habe ich genügend Eindrücke gesammelt und begebe mich zum Abschluss des Tages, bevor ich wieder an Bord der MS Hamburg sein muss, noch einmal auf die schöne Promenade am Hafen. Die hat sich nun deutlich gefüllt. Hinter mir am Himmel wird es plötzlich auffallend dunkel, Gewitterwolken formieren sich bedrohlich zu hohen Türmen. Es grummelt mehrfach. Nun wird es wirklich Zeit, zurück an Bord zu gehen. In 20 Minuten wäre ohnehin „Deadline“. Kaum bin ich zurück an Bord, da versinken die Straßen von Santiago de Cuba unter sintflutartigen Wassermassen, die vom Himmel auf die Stadt niedergehen. Wie schön, dass beim Einlaufen das Wetter deutlich besser war, denn erst als die MS Hamburg die offene See erreicht hat, hört es wieder auf zu regnen.
Die heimliche Hauptstadt Kubas begeistert
Santiago de Cuba hat bei mir einen extrem positiven Eindruck hinterlassen. Nun kann ich verstehen, warum die Stadt auch heute noch den Titel der heimlichen Hauptstadt Kubas trägt. Von 1524 bis 1549 ist sie das übrigens gewesen. Die Blütezeit erlebte Santiago de Cuba im 18. Jahrhundert, als sich rund 30.000 Flüchtlinge aus Haiti in der Stadt niederließen und ihr mit dem Anbau von Kaffee zu großem Wohlstand verhalfen. Anders als in den anderen Orten der Insel, war es in Santiago de Cuba tatsächlich nicht der Zuckeranbau, der für Wohlstand sorgte. Aus meiner Sicht sind die Menschen in Santiago de Cuba ein ganzes Stück fröhlicher und temperamentvoller als in Havanna und dennoch steht Santiago immer noch im Schatten der Nummer 1 Metropole Kubas. Nahezu alle Freiheitsbewegungen fanden in und um Santiago de Cuba ihren Ursprung und in dieser Stadt begann der Siegeszug des Buena Vista Social Club. Greifbarer als in Santiago de Cuba kann Weltgeschichte kaum sein.
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Ich lasse, nachdem sich der Regen verzogen hat, den Tag bei einem karibischen Abendessen am Pool ausklingen. Morgen erreicht die MS Hamburg den kleinen Hafen von Antilla, dem letzten Hafen, bevor diese wunderbare Kreuzfahrt in Havanna ihr Ende finden wird.
Wie geht es weiter?
An dieser Stelle schließe ich nun „Reisebericht Teil 2“ der Kreuzfahrt rund um Kuba. Nach Antilla wird die MS Hamburg einen Tag auf See verbringen und noch einen Tag später den Ausgangshafen Havanna erreichen. Am Ende der Kreuzfahrt beantworte ich auch die mir häufig gestellte Frage, ob man als Tourist auf Kuba abgezockt wird. Außerdem gibt es im dritten und letzten Teil der Reisebericht-Serie auch das bekannte „Fazit der Kreuzfahrt“.
Fortsetzung in Reisebericht Teil 3 folgt!
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