Reisebericht Teil 1: Chilenische Fjorde und Karneval in Rio mit der MS Hamburg

MS Hamburg unter dem Regenbogen Pio Gletscher in den Chilenischen Fjorden / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Mit der MS Hamburg von Plantours Kreuzfahrten am Ende der Welt zwischen kalbenden Gletschern, Delphinen und Pinguinen

Im ersten Teil meines Reiseberichtes kreuze ich mit der MS Hamburg von Ushuaia aus nicht nur rund um Kap Hoorn. Chilenische Fjorde, die Magellanstrasse, der südlichste Ort der Welt und kalbende Gletscher stehen außerdem auf dem Programm.   

Tag 1: 30. Januar 2020 Anreise  

Mit Iberia von Hamburg via Madrid nach Buenos Aires

Die Anreise ins argentinische Ushuaia gilt immer noch als eine der längsten, die in unserer modernen Welt, im Rahmen einer Kreuzfahrt, auf dem Reiseplan stehen kann. Rund 32 Stunden liegen vor mir, als ich die Haustür zur Mittagszeit am heutigen Tag schließe. Bis zur Gangway der MS Hamburg sind es knapp 16.000km. Mit der spanischen Iberia geht es in einem brandneuen Airbus A320neo von Hamburg zunächst nach Madrid. Kurz vor Mitternacht hebt der ebenfalls erst wenige Monate alte Langstreckenjet der Iberia, ein Airbus A350, von der Piste des Adolfo Suárez Madrid-Barajas Airport ab und nimmt Kurs auf den Ministro Pistarini International Airport in Buenos Aires. Der 12,5 Stunden lange Flug verläuft ohne nennenswerte Ereignisse. Die Qualität der zwei Mahlzeiten (Abendessen und Frühstück) während des Fluges war ordentlich, der Service sehr gut.

Airbus A350 Iberia Innenansicht Economy Class / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Tag 2: 31. Januar 2020 Anreise Teil 2

Nach der pünktlichen Landung um kurz nach 08:00 Uhr Ortszeit müssen alle Reisegäste, welche die MS Hamburg als Ziel haben, zunächst in Argentinien einreisen und die Passkontrollen durchqueren. Dies geschieht relativ zügig. Nachdem das Gepäck vom Band gefischt und für den Weiterflug nach Ushuaia erneut aufgegeben wurde, verbleiben noch etwa 3 Stunden Wartezeit. Mitarbeiter der örtlichen Agentur stehen allen Plantours-Reisenden vor Ort mit Rat und Tat zur Seite, so dass ein orientierungsloses Umherirren ausgeschlossen ist.  Da das Wetter in Buenos Aires heute herrlich ist, verbringe ich die nächsten Stunden mit anderen Gästen zusammen, im Außenbereich eines Cafés am Flughafenterminal. Beim Anschlussflug nach Ushuaia handelt es sich um einen Vollcharter der LAN Chile, ein Airbus A320 älteren Jahrgangs. Nach noch einmal etwas mehr als 3 Stunden Flugzeit setzt der Airbus auf der entlegenen Flugpiste in Ushuaia auf und rollt an seine Parkposition vor dem Flughafengebäude. Die letzten Kilometer bis zum Hafengelände sind nur noch ein Katzensprung und um das Gepäck muss sich auch niemand mehr kümmern. Dieses wird vom Flugzeug aus direkt in die entsprechenden Kabinen der MS Hamburg verteilt. Vor der obligatorischen Seenotrettungsübung bleibt noch eine Stunde Zeit, um einige Schnappschüsse in Hafennähe zu machen. Bei meinem letzten Besuch vor zwei Jahren ist mir der markante Ushuaia-Schriftzug entgangen. Diesen habe ich heute besucht.

Ushuaia-Schriftzug am Hafen von Ushuaia / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Ushuaia – die südlichste Stadt der Welt im Wandel

Neben der MS Hamburg liegen heute noch sechs weitere, kleine Expeditionskreuzfahrtschiffe im Hafen. Damit sind alle Kaianlagen belegt. Obwohl die Stadt Ushuaia in den letzten Jahren stark gewachsen ist, hat sie sich ihren ursprünglichen Charme bisher bewahrt. Immer noch geht ein ganz spezieller Reiz von Ushuaia aus und ein gewisser Hauch von Abenteuer weht durch die Straßenzüge. Überall sieht man neben Kreuzfahrtpassagieren auch Rucksacktouristen und echte Abenteurer, die von Ushuaia aus zu großen Expeditionen aufbrechen. Ushuaia ist die südlichste Stadt der Welt und das Tor zur Antarktis, was an sich schon für eine gewisse Faszination bei den Besuchern sorgt. Südlicher liegen nur noch der chilenische Ort Puerto Williams und das Kap Hoorn. Danach trennt die berüchtigte Drake Passage Südamerika von der Antarktis. Nennenswerte Zivilisation gibt es zwischen Patagonien und Feuerland nur sporadisch. Ich frage mich jedoch, wie sich das Erscheinungsbild der Stadt in Zukunft verändern wird, wenn noch weitere Expeditionskreuzfahrtschiffe in großer Anzahl Kurs auf das ewige Eis nehmen. Wann werden wohl die ersten US-Fastfoodketten in Ushuaia eine Filiale eröffnen und der Stadt damit ihren einzigartigen Charme rauben?

Schiffswrack in Ushuaia 31.01.2020 / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Die Stadt Ushuaia

Ushuaia ist die südlichste Stadt in Argentinien und liegt direkt am Beagle-Kanal. Das Wort Ushuaia kommt aus der Sprache der Ureinwohner und bedeutet so viel wie „Bucht, die nach Osten blickt“. Ushuaia ist aber nicht nur die südlichste Stadt Argentiniens sondern auch die südlichste Stadt der Welt. Sie konkurriert allerdings mit dem etwas südlicher gelegenen Ort Puerto Williams, auf der Insel Navarino, in Chile. Puerto Williams ist nach chilenischem Recht allerdings keine Stadt sondern mit knapp 2.300 Einwohnern ein Dorf. In Ushuaia leben inzwischen rund 60.000 Menschen und die Stadt wächst stetig weiter. Ushuaia wird von den meisten Kreuzfahrtreedereien als Ein- und Ausstiegshafen für Kreuzfahrten in die Antarktis genutzt und daher auch als das „Tor zur Antarktis“ bezeichnet.

Trotz der langen Anreise ist mein Tag noch nicht beendet, denn nach dem Auslaufen aus Ushuaia um 19:00 Uhr führt die Route durch den Beagle-Canal. Der Schnee auf den Berggipfeln spiegelt sich in der Abendsonne, lockere Wolkenfelder sorgen für faszinierende Lichtstimmungen und vereinzelt sind Robben und Pinguine neben der MS Hamburg zu erspähen. Nachdem die Sonne hinter den Berggipfeln verschwunden ist, endet für mich die lange Anreise in der Dusche meiner Kabine an Bord der MS Hamburg.

Abends mit der MS Hamburg im Beagle Kanal, Argentinien / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Tag 3: 01. Februar 2020 – Wieder kein Fuss auf Kap Hoorn

Der Tag beginnt früh. Schon um 06:30 Uhr schiebt sich der Bug der MS Hamburg langsam zwischen den kleinen Inseln rund um das Kap Hoorn hindurch. Das Wetter ist für diese Region ausgesprochen gut, wenngleich eine stetige Dünung für eine ordentliche Schiffsbewegung sorgt. Ein anderes Expeditionskreuzfahrtschiff hat vor dem markanten Felsen der Isla Hornos bereits Anker geworfen. Die kleinen Zodiacs pendeln zwischen der Stella Australis und einer kleinen Landestelle unterhalb des Felsplateaus. Die Windstärke liegt bei 3 Bft. Die Bedingungen scheinen ideal, um allen Reisenden an Bord der MS Hamburg ebenfalls die Möglichkeit zu bieten, einmal diesen sagenumwobenen und mystischen Ort zu betreten. Kapitän Igor Gaber beobachtet die Situation eine Stunde lang und gibt letztendlich kein „Go“ für einen Zodiac-Pendelverkehr. Die Dünung sorgt für erhebliche Schiffsbewegungen. Es besteht die Gefahr, eines der Zodiacs unter der Tenderpforte einzuklemmen. Beim anderen Kreuzfahrtschiff wird über eine Heckpforte operiert, was diese Gefahr ausschließt. Vor zwei Jahren war ich zuletzt am Kap Hoorn, damals ließ die enorme Wellenhöhe eine Anlandung ebenfalls nicht zu. Die MS Hamburg umrundet die Isla Hornos einmal und dreht dann wieder in Richtung Beagle Kanal ab.

Kap Horn, Isla Hornos, Chile / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Kap Hoorn

Beim Kap Hoorn handelt es sich nicht, wie oft vermutet wird, um einen südlichen Punkt auf dem Festland, sondern um den auf der Insel Isla Hornos gelegenen, südlichsten Punkt in Südamerika. Der Name Kap Hoorn hat nichts mit einem „Horn“ oder einer Ähnlichkeit des Felsens mit einem solchen zu tun. Kap Hoorn wurde benannt nach einer Expedition der Hoorner Austraalse Compagnie vom niederländischen Seefahrer Willem Cornelisz Schouten aus dem Jahr 1616. Im Deutschen wird allerdings auch die Schreibweise Kap Horn verwendet, was der Bezeichnung für eine Landspitze bzw. einen Berg (das Horn) entspricht. Ähnlich wie das Horn von Afrika. Bis zur Eröffnung des Panamakanals war die Route um das Kap Hoorn eine wichtige Schifffahrtsroute. Aufgrund der extremen Winde und hohen Wellen ist der Schiffsfriedhof rund um das Kap außerordentlich groß. Bis zur Eröffnung des Panamakanals im August 1914 war die Magellanstrasse die einzige Alternative für Schiffe, die von Europa an die Westküste der USA wollten.

Südlichster Ort der Welt als Alternative

Als Alternative steht für den Nachmittag ein ähnlich interessantes Ziel auf dem Programm, nämlich Puerto Williams. Puerto Williams ist der offiziell südlichste Ort der Welt.

Puerto Williams umgibt zwar keine vergleichbare Berühmtheit wie das Kap Hoorn, doch ich bin trotzdem sehr gespannt auf einen Besuch. Kaum ein Kreuzfahrtschiff geht hier vor Anker, denn Sehenswürdigkeiten gibt es keine. Aber sind wir mal ehrlich, außer einem kleinen Denkmal bietet der Felsen am südlichen Ende der Welt auch keine weiteren Highlights. Es sind die geografische Lage und die einzigartige Geschichte, weshalb Kap Hoorn für Geschichten mit Gänsehautfaktor sorgt.

Diesen wird man in Puerto Williams nicht erleben, das ist mir bewusst. Aber spontan den südlichsten Ort der Welt zu besuchen, sorgt bei mir trotzdem für Vorfreude. Um 16:00 Uhr fällt der Anker und ein regelmäßiger Pendelverkehr mit den Tenderbooten ermöglicht es allen Gästen, den Ort bis um 20:30 Uhr individuell zu erkunden.

MS Hamburg vor Puerto Williams, Chile, südlichster Ort der Welt / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Der Ort Puerto Williams

Puerto Williams ist ein chilenischer Ort, der an der Nordküste der Insel Navarino liegt. Derzeit leben etwa 2.300 Einwohner in Puerto Williams. Puerto Williams ist der südlichste Ort der Welt, während Ushuaia aufgrund der erheblich höheren Einwohnerzahl als südlichste Stadt der Welt bezeichnet wird. Oft kommt es auf touristischer Ebene zu Streitigkeiten zwischen Puerto Williams und Ushuaia, denn nach chilenischem Recht ist Puerto Williams keine Stadt sondern ein Dorf und daher gilt Ushuaia offiziell als südlichste Stadt der Welt. Puerto Williams wird in allen Publikationen daher nur am Rande erwähnt.

Ich nutze das Zeitfenster, um mich nahezu im gesamten Ort umzusehen und entdecke immer wieder liebenswerte Straßenzüge und kleine Aussichtspunkte sowie sehr viel Ursprünglichkeit. Beeindruckend ist eine ehemalige Marinebasis, die heute eine Art Museum darstellt. Zwischen den Denkmälern, die aus alten Landungsbooten und Kanonen bestehen, spielen kleinere Kinder. Nicht wundern darf den Besucher von Puerto Williams, wenn unerwartet Kühe und Pferde die Straße kreuzen. Es gibt einen malerischen Hauptplatz, auf dem Ehrenmale an die große Zeit der Seefahrer und Entdecker erinnern. Direkt daneben befindet sich ein kleiner Shop, dessen Sortiment sich in erster Linie an Einheimische richtet. Eine größere Feuerwehr sowie einen Supermarkt entdecke ich während meines Rundganges ebenso wie eine Kirche und eine wunderschön angelegte Aussichtspromenade, oberhalb der Stadt.

Am Ende des Tages bleibt es zwar ärgerlich, dass es mit einem Besuch auf der Isla Hornos erneut nicht geklappt hat, doch Puerto Williams war definitiv eine interessante Alternative, die ich nicht missen möchte.

Puerto Williams Hauptplatz und kleiner Shop / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Kurz nach der Abfahrt in Puerto Williams macht ein farbenfroher Sonnenuntergang deutlich, dass auch am Ende der Welt die Tage endlich sind. Bis zu unserem nächsten Ziel, dem Seno Garibaldi Gletscher, sind es 95 Seemeilen bzw. 176 Kilometer.

  • Gesamte Bildergalerie des heutigen Tages vom Kap Hoorn und Puerto Williams <<Link>>

Tag 4: 02. Februar 2020 – Seno Garibaldi Gletscher (Chilenische Fjorde)

Starker Regen nimmt am Morgen zunächst die Sicht auf die umliegenden Berge. Die Gipfel sind nur zu erahnen. Kurz nachdem die MS Hamburg Steuerbord in den Garibaldi Fjord hineingefahren ist, wird es deutlich heller und die Regenwolken bleiben zurück. Die Chilenischen Fjorde warten darauf entdeckt zu werden.

Der Garibaldi-Fjord in den Chilenischen Fjorden – ein UNESCO Biosphärenreservat

Nach einigen Minuten Fahrt wird die Landschaft immer beeindruckender, der Fjord stetig schmaler. Der Garibaldi-Fjord ist Teil des Nationalparks Alberto de Agostini in Chile, einer Region, in der die Anden, die längste kontinentale Bergkette der Welt, auf den Ozean treffen. Das Gebiet ist als UNESCO-Biosphärenreservat ausgewiesen.

Vor einer Engstelle am Ende des Garibaldi Fjordes wird das Treibeis immer dichter. Unaufhaltsam schiebt sich der eisverstärkte Bug der MS Hamburg durch die Eisbrocken. Diese stammen vom Garibaldi Gletscher, der zunächst noch immer nicht zu sehen ist. Mit nur 3 Knoten Fahrt durchfährt die MS Hamburg das vor dem Schiff liegende Nadelöhr in den Chilenischen Fjorden.

Willkommen im Gletschertheater

Wie auf einer Theaterbühne liegt er dann vor uns, der Seno Garibaldi Gletscher. Eine unfassbar schöne Gletscherwand aus Saphir und blaugrünem Eis. Der Garibaldi Gletscher gilt als einer der schönsten Gletscher in Chile und zieht alle Reisenden sofort in seinen Bann. Auffällig ist die mediale Moräne des Garibaldi Gletschers. Eine Moräne ist eine Formation aus nicht konsolidiertem Gestein und Schutt, die von einem Gletscher mitgeführt wird. Beim Garibaldi Gletscher treffen sich zwei getrennte Eisflüsse, was als mediale Moräne bezeichnet wird. Der Garibaldi Gletscher ist allerdings nicht der einzige Gletscher im namensgebenden Fjord. Zahlreiche kleinere Gletscher zeigen sich an beiden Seiten des Fjords.

Gletscher im Beagle-Kanal und Garibaldi Fjord, Chile / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Da der Garibaldi Fjord an dieser Stelle immer noch mehr als 300m tief ist, kann die MS Hamburg nicht ankern. Dank modernster Satellitentechnik wird die Position dennoch auf den Meter genau gehalten. Den gesamten Vormittag lang werden Rundfahrten mit den bordeigenen Zodiacs in Richtung Gletscher durchgeführt. Da der Garibaldi Gletscher äußerst aktiv ist, lässt sich in regelmäßigen Abständen das Kalben beobachten. Auf der Steuerbordseite tummeln sich am Ufer des Fjords unzählige Seelöwen. Die Szenerie, die alle Reisenden an diesem Vormittag erleben, ist einzigartig. Es entsteht das Gefühl, sich in einem beeindruckenden Gletschertheater zu befinden.

MS Hamburg vor dem Garibaldi Gletscher im Garibaldi Fjord / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Laut wie ein Kanonenschlag

Das Wetter hält sich den Vormittag über wunderbar, sodass alle Zodiac-Rundfahrten ohne Regenschauer durchgeführt werden können. Größtenteils ist es völlig still am Gletscher. Diese Stille wird aber immer wieder unterbrochen. Und zwar dann, wenn ein ohrenbetäubender Knall durch den Fjord zieht. Laut wie ein Kanonenschlag. Ausgelöst von den sich vom Gletscher lösenden Eisbrocken. Einfach faszinierend!

kalbender Garibaldi Gletscher, Chile / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Um 12:00 Uhr ist das letzte Zodiac wieder an Bord und die MS Hamburg nimmt Kurs auf Puerto Eden, einem der entlegensten Orte in Chile. Die Entfernung bis Puerto Eden beträgt 549 Seemeilen bzw. 1017 Kilometer.

  • Gesamte Bildergalerie des heutigen Tages vom Garibaldi Gletscher <<Link>>

Tag 5: 03. Februar 2020 – Passage Magellanstrasse und Chilenische Fjorde

Am frühen Morgen, um kurz nach 07:00 Uhr weht ein eisiger Wind über die Aussendecks der MS Hamburg. In der letzten Nacht hat es stark geregnet und ein großes Sturmtief zog an uns vorbei. In der Magellanstrasse ist davon aber nur der starke Wind, nicht aber größerer Wellengang zu spüren gewesen. Die weißen Gletscher und von Schnee bedeckten Berggipfel reflektieren das Morgenlicht in den unterschiedlichsten Farbschattierungen. Momente zum Genießen!

Mittags wartet ein großes, leckeres Magellan-Grillbuffet auf alle Gäste auf dem Sonnendeck.

In der Magellanstrasse, Chile / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Tag 6: 04. Februar 2020 – Puerto Eden, Chile und Pio XI Gletscher (Chilenische Fjorde)

Mit einer kleinen, durch extremen Gegenwind begründeten, Verspätung nähert sich die MS Hamburg gegen 08:30 Uhr dem Ankerplatz vor einer der isoliertesten Städte in Chile, Puerto Eden. Nach neuesten Informationen leben dort derzeit 75 Menschen, davon drei Kinder, in völliger Abgeschiedenheit.

Der Ort Puerto Edén

Puerto Eden wird auch Villa Puerto Edén genannt und liegt an der Ostküste der chilenischen Insel Wellington am Messier-Kanal. Puerto Edén liegt in der Kommune Natales in der Provinz Última Esperanza. Gegründet wurde Puerto Edén 1937 von der chilenischen Luftwaffe als Station zur Betankung und Reparatur von Wasserflugzeugen. Diese Flugzeuge sollten eine schnelle Verbindung von Puerto Montt nach Punta Arenas an der Magellanstrasse herstellen. Seit 1940 wohnen auch Zivilpersonen in Puerto Edén. Eingetragen als Ort wurde Puerto Edén erst viele Jahre später, nämlich im Jahr 1969. Einen bedeutenden Tourismus gibt es aufgrund der schlechten Erreichbarkeit nicht. Lediglich einige Expeditionskreuzfahrtschiffe liegen ab und zu hier auf Reede.

Direkt nachdem der Anker die MS Hamburg in Position hält, bringen die bordeigenen Tender alle Gäste zum kleinen Anleger von Puerto Edén. Ein gut ausgebauter Holzweg führt zwischen den landestypischen, chilenischen Wohnhäusern hindurch und ermöglicht allen Besuchern einen ausgedehnten Rundgang durch Puerto Edén. Der kleine Ort liegt an den Ufern einer kleinen Bucht bzw. Halbinsel und bietet den Bewohnern alle lebensnotwendigen Dinge. Eine wöchentliche Schiffsverbindung stellt die Versorgung der Ortsbewohner sicher. Ein Krankenhaus oder eine umfassende, medizinische Versorgung gibt es in Puerto Edén nicht.

Aussichtspunkt in Puerto Eden, Chile / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Eine gut ausgebaute Treppe führt auf den kleinen Hügel des Ortes. Auf dem Gipfel befindet sich ein kleiner Aussichtsturm, ebenfalls aus Holz gefertigt. Die Aussicht von dort hält sich jedoch in Grenzen. Viel spektakulärer ist der Blick von der Kante des Hügels aus. Um dorthin zu gelangen, muss ein kleines Sumpfgebiet durchquert werden. Puerto Eden ist einer der regenreichsten Orte des Landes. Fast täglich regnet es mindestens einmal, meist auch länger anhaltend. Der Ausblick ist aber nicht nur vom Hügel aus klasse. Immer wieder lassen sich vom Rundweg aus schöne Blicke über die Häuser des Ortes, kleine Fischerboote und den Fjord genießen. Nur wenige Kreuzfahrtschiffe laufen Puerto Eden an, was dem Ort bis heute seine Ursprünglichkeit bewahrt hat.

Bucht in Puerto Eden, Chile / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Kurz vor Abfahrt des letzten Tenders von der Pier in Puerto Eden zurück zur MS Hamburg behält die Statistik auch an diesem Tag Recht. Am Vormittag hat sich immer wieder die Sonne durch die Wolkendecke gekämpft. Nun zieht aus westlicher Richtung eine massive Regenwand auf Puerto Eden zu. Es haben gerade so alle Gäste in den Tender geschafft, da beginnt es so stark zu regnen und zu stürmen, dass es kurzzeitig unmöglich ist, den Tender von der kleinen Pier wegzufahren. Nachdem dies gelungen ist und alle Gäste wieder an Bord der MS Hamburg eingetroffen sind, wird der Anker gelichtet und Kurs auf das neue Ziel, den größten Gletscher von Südamerika genommen, den Pio XI.

Der Pio XI oder auch Brüggen Gletscher in den Chilenischen Fjorden

Der Pio XI Gletscher ist auch als Brüggen-Gletscher bekannt und liegt im Süden Chiles. Er ist der größte westliche Abfluss aus dem südpatagonischem Eisfeld. Mit einer Länge von 66 Kilometern ist er der längste Gletscher der südlichen Hemisphäre außerhalb der Antarktis. Im Vergleich zu den meisten anderen Gletschern zieht sich der Pio XI Gletscher nicht zurück sondern wächst langsam. Das Wachstum zwischen 1945 und heute betrug etwa 10 Kilometer, wobei der nennenswerteste Zuwachs bis etwa 1976 zu verzeichnen war. Seither verharrt der Gletscher nahezu an seiner Position. Benannt wurde der Gletscher nach dem deutschen Geologen Juan Brüggen.

Nach einer wunderschönen Landschaftsfahrt durch die Magellanstrasse taucht am Horizont schon rund zwei Stunden vor der geplanten Ankunftszeit der riesige Pio XI Gletscher auf. Im Vergleich zum Garibaldi Gletscher wirkt er zunächst weniger beeindruckend, obwohl er erheblich breiter ist als dieser. An diesem ersten Eindruck soll sich auch nach Erreichen des Ankerplatzes nichts ändern. Der Pio XI Gletscher ist mit seinen 4km Breite visuell für das Auge des Betrachters kaum in seinen Dimensionen erfassbar. Daran ändert auch ein Blick aus rund 120m Höhe nichts, obwohl der Größenvergleich zwischen der MS Hamburg und dem Gletscher wirklich beeindruckend ist.

MS Hamburg vor dem Pio XI Glacier Patagonien, Chile / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Ein Schatz unter dem Regenbogen

Alle Gäste haben für die kommenden 4 Stunden die Möglichkeit, ausgedehnte Zodiac-Rundfahrten entlang der Abbruchkante des Gletschers zu unternehmen. Die Wetterküche hält diesmal allerdings einige Überraschungen bereit. Zwischen strahlendem Sonnenschein und wolkenbruchartigen Regenschauern sind alle Zwischenvarianten vorhanden. Am Abend krönt ein farbenfroher Regenbogen die faszinierende Szenerie und überspannt die MS Hamburg in kompletter Länge. Hier liegt der Schatz also nicht am Ende des Regenbogens sondern darunter. Die Natur ist mal wieder ein vollkommener Künstler. Momente, die man nicht vergisst.

MS Hamburg unter dem Regenbogen Pio Gletscher / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Während die Sonne hinter den Bergen verschwindet, neigt sich um 20:30 Uhr das heutige Land- und Aktivitäten-Programm dem Ende.

  • Gesamte Bildergalerie des heutigen Tages aus Puerto Eden und vom Pio XI Gletscher <<Link>>

Tag 7: 05. Februar 2020 – Ventisquero Skua Gletscher (Chilenische Fjorde)

Nieselregen umhüllt die MS Hamburg am Morgen in den Chilenischen Fjorden

Das abwechslungsreiche Landschaftsbild der letzten Tage setzt sich auch am heutigen Morgen fort. Leichter Nieselregen umhüllt die MS Hamburg, die sich ihren Weg durch kleine Eisfelder des nahenden Ventisquero Skua Gletschers bahnt. Ähnlich wie der Garibaldi Gletscher ist der Ventisquero Skua Gletscher zunächst nicht zu erkennen. Er liegt ebenfalls hinter einer Biegung des Fjordes, in dem er sich befindet und zieht den Betrachter nach Sichtung direkt in seinen Bann. Pünktlich zur Ankunft der MS Hamburg am Ventisquera Skua Gletscher, der das Ende des Amalia Fjords bildet, hört der Nieselregen auf und die Sonne lässt sich phasenweise blicken. Neben dem Skua Gletscher befindet sich noch ein weiteres Eisfeld. Dieser Gletscher in den Chilenischen Fjorden, hat sich aber bereits deutlich zurückgezogen und bietet keine Abbruchkante mehr.  

MS Hamburg am Ventisquero Skua Gletscher Patagonien, Chile / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Delphine liefern sich überlegene Rennen

Wie schon in den vergangenen Tagen, werden ausgedehnte Rundfahrten mit den bordeigenen Zodiacs angeboten. Alle Reisenden haben somit die Möglichkeit, sich einen wunderbaren Eindruck über die verschiedenen Lebenszyklen eines Gletschers zu machen. Der Ventisquero Skua Gletscher liegt hinter einer kleinen Insel, die seit dem Abschmelzen des Eises im Fjord sichtbar ist. Die Zodiac-Fahrten führen zum Teil durch dichtere Felder von Bruchstücken aus dem Gletscher, die nach dem Kalben entstanden sind. Immer wieder lassen Sonnenstrahlen das Eis in den unterschiedlichsten Türkis-Schattierungen glitzern. Außer dem Knacken des Treibeises ist im Fjord kein Ton zu hören, was absolut beeindruckend ist. Obwohl alle Sinne bereits genug beansprucht sind, krönt das Erscheinen von Schwarzdelphinen neben dem Zodiac das visuelle Erlebnis noch einmal deutlich. Die Delphine schwimmen spielerisch neben den Zodiacs her und liefern sich vielfach ein überlegenes Rennen mit den Schlauchboten.

MS Hamburg, Schwarzdelphine und Zodiac Ventisquero Skua Gletscher / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Der Skua Gletscher, auch Amalia Gletscher genannt (Chilenische Fjorde)

Mit einer Länge von 21 Kilometern ist der Skua Gletscher, im Vergleich zum Pio XI bzw. Brüggen Gletscher, ein sehr kleiner Gletscher. Er wird auch Amalia Gletscher genannt. Beim Amalia Gletscher handelt es sich um einen Gezeitengletscher im chilenischen Nationalpark Bernardo O´Higgins. Er entspringt im Zentrum des südpatagonischen Eisfelds, ist 21 Kilometer lang und bedeckte 1986 eine Fläche von 157km². Der Gletscher fließt in den Peel Fjord.

Der Amalia Gletscher umrundet zum Teil den Vulkan Reclus, der zuletzt im Jahr 1908 ausgebrochen ist. Der Amalia Gletscher trägt von der Nordflanke des rund einen Kilometer breiten Kraters Gesteinsmaterial ab und gehört leider zu jenen Gletschern, die sich in den letzten Jahren stark zurückgezogen haben. Zwischen 1945 und heute waren dies rund 8 Kilometer. 

Ventisquero Skua Gletscher oder Amalia Gletscher in Chile / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Routenänderung ohne Nationalpark

Nachdem alle Gäste die Möglichkeit hatten, eine Rundfahrt zu unternehmen, nimmt die MS Hamburg Kurs auf die Stadt Punta Arenas. An Stelle von Punta Arenas stand ursprünglich einmal Puerto Natales auf dem Routenplan. Von dort aus wären es nur noch rund 80 Kilometer bis in den weltberühmten Torre del Paines Nationalpark gewesen. Dieser zählt zu den landschaftlich schönsten Nationalparks der Welt. Da die Hafenbehörden aber offenbar die Schiffsgröße der MS Hamburg als problematisch erachten, wird ein Anlauf nicht genehmigt. Wenngleich damit eine zweifelsfrei große Besonderheit der Reise verloren geht, lässt sich diese Entscheidung am Ende nicht ändern und Kapitän Igor Gaber muss sich den Behörden beugen.

Großes Finale,  Chilenische Fjorde in Goldgelb

Entlang der Magellanstrasse fährt die MS Hamburg nun also in Richtung Punta Arenas. Am Abend zeigt die Natur mal wieder auf besonders beeindruckende Weise, dass es keinen größeren Künstler gibt. Kleine Wolkenfelder am Himmel spiegeln sich nahezu ohne große Kontrastunterschiede im spiegelglatten Wasser. Die Eindrücke sind herausragend und zählen am Ende zweifelsfrei zu den schönsten dieser Reise. Im Hintergrund sind immer wieder Gletscher und von Schnee bedeckte Berge zu sehen, deren Gipfel von der Abendsonne zarte Goldkronen aufgesetzt bekommen. Beinahe im Minutentakt ändern sich Wasser- und Himmelfarbe. Die finale Farbvariante ist Goldgelb. Fast mystisch lässt die Kombination aus Schatten und Sonnenlicht das Landschaftsbild erscheinen. Die ersten kleinen Inseln werden kurz darauf nicht mehr vom Sonnenlicht erreicht, sie liegen bereits im Schatten. Ihr dunkles Schwarz kündigt bald darauf die nahende Nacht an.

Sonnenuntergang Magellanstrasse MS Hamburg / Foto: Oliver Asmussen/oceanliner-pictures.com

Die Magellanstrasse

Die Magellanstrasse ist eine Meerenge und verbindet den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean. Sie erspart seit jeher den Schiffen die Umrundung des berüchtigten Kap Hoorns. Seit dem Jahr 1881 gehört die Magellanstrasse zum chilenischen Hoheitsgebiet. Die Magellanstrasse ist 570km lang und an ihrer engsten Stelle nur 3,5 Kilometer breit. Benannt wurde die Magellanstrasse nach dem portugiesischen Entdecker Ferdinand Magellan. Die Magellanstrasse trennt das Festland Südamerikas (Cape Froward) von der Insel Feuerland (Tierra del Fuego)

  • Gesamte Bildergalerie des heutigen Tages vom Ventisquero Skua Gletscher und aus der Magellanstrasse <<Link>>

Wie geht es weiter?

An dieser Stelle schließe ich den ersten Teil meines Reiseberichts „Chilenische Fjorde und Karneval in Rio mit der MS Hamburg“. Der weitere Verlauf der Kreuzfahrt und Reisebericht Teil 2 sind nicht weniger abwechslungsreich. Es folgt ein ausgewogener Mix an landschaftlichen Schönheiten, meine ersten Begegnung mit Königspinguinen und ein Besuch im größten Seebad Argentiniens.

Fortsetzung in Reisebericht Teil 2 Chilenische Fjorde, Falklandinseln und Karneval in Rio

Auch interessant, wir haben für Sie mit Reiseleiterin Olga Bozhko von MS Hamburg gesprochen.

 

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Oliver Asmussen
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