Mit der MS Hamburg auf Kurzkreuzfahrt vor der eigenen Haustür
Muss es immer in die Ferne gehen, um interessante Destinationen zu besuchen und Neues zu entdecken? Dieser Frage bin ich während einer Kreuzfahrt, sozusagen vor der eigenen Haustür, nachgegangen. Mit der MS Hamburg ab/bis Hamburg.
Eine der schönsten Städte Deutschlands
Die Reise beginnt in Hamburg am Cruise Center Baakenhöft. Der Liegeplatz an sich ist schon klasse, denn nur ganz kleine Kreuzfahrtschiffe nutzen dieses Terminal, bis das Cruise Center HafenCity fertiggestellt ist. Vom Baakenhöft aus erreicht man die Hafen City und die Innenstadt von Hamburg in wenigen Gehminuten. So oder so lohnt es sich, einige Tage vor einer Kreuzfahrt in Hamburg einzuplanen, denn Hamburg zählt nicht ohne Grund zu den schönsten Städten in Deutschland. Man kann zum Beispiel die Elbphilharmonie oder ein Musical besuchen, oder sucht eines der zahlreichen Restaurants auf, besucht die Speicherstadt, die Einkaufspassagen in der City oder schlendert gemütlich an der Alster entlang. Hamburg hat für jeden Geschmack etwas zu bieten.
Pünktliche Abfahrt vorbei an der Elbphilharmonie
Am Abend fallen pünktlich die Leinen ins Elbwasser und kurz nach der Abfahrt genießen wir die Passage der Elbphilharmonie und der Landungsbrücken. Dieser Abschnitt zwischen der Elbphilharmonie und dem Cruise Center Altona ist zweifelsfrei der schönste, den Hamburg zu bieten hat, zumindest für Kreuzfahrtgäste. Menschen winken zum Abschied an den Ufern, Möwen kreischen in der Luft und drehen keck ihre Runden um das Schiff. Der Hamburger Michel liegt zum Greifen nah und auch den Fernsehturm sowie die Ruine der St. Nikolai-Kirche scheinen direkt hinter der Reling zu stehen. Wenig später liegen das Dockland, der Museumshafen Oevelgönne und das malerische Blankenese an Steuerbord.
Weiße Strände in Sicht
Am frühen Morgen gegen 05:30 Uhr kommen die langen, weißen Strände der Nordseeinsel Sylt in Sicht. Rechtzeitig mit dem Hochwasser passiert die Hamburg bei besten Wetterbedingungen ein Nadelöhr vor der Nordspitze der Insel und nimmt Kurs auf den Ankerplatz vor List. Die Strände sind noch leer, nur einige Hundebesitzer drehen mit ihren Vierbeinern bereits ihre Runden. Heute soll der bisher wärmste Tag des Sommers auf Sylt werden. 25 Grad sind angekündigt. Ideale Bedingungen, mal wieder eine kleine Wanderung am Roten Kliff zu unternehmen und zum Mittag, im legendären Sansibar einzukehren. Zwar locken auch die schneeweißen Strände, von denen Sylt stolze 40km zu bieten hat, doch mein letzter längerer Besuch liegt bereits einige Jahre zurück und so ist eine kleine, privat organisierte Inselrundfahrt verlockender.
Wiele Mitreisende nutzen das hervorragende Wetter und unternehmen eine geführte Wattwanderung, die an Bord der MS Hamburg buchbar war.
Sehnsuchtsort seit den 1960er Jahren
Sylt hat zu jeder Jahreszeit viel zu bieten und ist auch in den Sommermonaten nicht überall so von Menschen überlaufen, wie gerne verbreitet wird. Gerade in den Morgenstunden hat man fast alle Strände für sich alleine. Insgesamt gibt es 12 Inselorte, die alle individuell und einzigartig sind. An einem Tag lassen die sich natürlich nicht alle erkunden. Sylt ist und bleibt „schick“, gilt heute wie damals immer noch als Sehnsuchtsort und als „Promi-Insel“. Legendär ist der Strandabschnitt „Buhne 16“, an dem sich schon Brigitte Bardot in der Sonne aalte. Ich kenne die Insel seit fast 40 Jahren, habe mehr als ein halbes Jahr dort verbracht. Vieles hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert, das unverwechselbare Gesicht mit den malerischen, reetgedeckten Häusern, feinen Stränden und zauberhaften Dünenlandschaften, ist bis heute erhalten geblieben. Auch Partys feiern, Sport treiben und die Natur genießen kann man heute noch ebenso wie schon vor Jahrzehnten. Apropos Natur genießen, das Rote Kliff gehört zu den imposantesten Wahrzeichen Norddeutschlands.
Das Rote Kliff zwischen Kampen und Wenningstedt
Das Rote Kliff erstreckt sich auf der Nordseeseite zwischen Wenningstedt bis Kampen auf einer Länge von etwa 4km. Die Klippen beeindrucken mit einer Höhe von rund 30m. Besonders abends leuchtet das, durch Limonit-Sandstein gefärbte, Lehmkies-Kliff besonders schön in verschiedenen Rottönen. Starke Sturmfluten haben das Gesicht des Kliffs in den letzten Jahrzehnten immer wieder verändert.
Von der Holzhütte zum Markenzeichen – das Sansibar
Alles begann vor rund 30 Jahren mit einer kleinen, hölzernen Strandbude, als der damals 22-jährige Herbert Seckler 1978 einen Kiosk in den Dünen vor Rantum eröffnete. Von Beginn an stand die Currywurst samt selbstgemachter Sauce auf der Karte. Aus dem kleinen Kiosk wurde ein Strandlokal, welches 1982 abbrannte und neu aufgebaut wurde. Im Grunde ist das Sansibar bis heute eine Holzhütte geblieben, die durch viel Arbeit, Cleverness und Fleiß im Laufe der Jahrzehnte zur absoluten Kult-Location wurde. Der Name Sansibar ist übrigens nicht Secklers eigene Idee gewesen, denn mit der Insel vor Tansania hat diese Location nun absolut gar nichts gemeinsam. Der Strandabschnitt zwischen Rantum und Hörnum heißt ganz einfach so. Heute finden knapp 300 Gäste innen und 360 außen Platz im Sansibar. Besonders beliebt – die gemütlichen Strandkörbe. Die zwei gekreuzten Säbel vom Sansibar kennt man heute bis weit über die Landesgrenzen hinaus und die Aufkleber pappen auf vielen Limousinen von Hamburg bis München. Das Sansibar ist heute Kult – ein Szenetreff und Promilokal gleichermaßen. Da wundert es nicht, dass auf dem Parkplatz überwiegend teure Sportwagen und Limousinen stehen. Man trifft sich hier, egal ob Sommer oder Winter. Hier ist immer geöffnet, nur an Heiligabend nicht. Die Currywurst gibt es natürlich immer noch. Der Preis von 19,- EUR ist eher Nebensache, denn man isst schließlich im Sansibar. Und lecker ist sie, die selbst kreierte Sauce. Natürlich auch die Wurst. Die Speisekarte bietet heute natürlich erheblich mehr Auswahl als damals und im eigenen Dünen-Weinkeller schlummern nicht weniger als 30.000 Weinflaschen. Ein Tomahawk Steak (800g) bekommt man für 105,- EUR. Preise spielen im Sansibar allerdings keine Rolle. Eine vergleichbare Location ist weit und breit nicht zu finden. Obwohl es hier nahezu immer brechend voll ist, verdient der Service absolute Bestnoten in puncto Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Schnelligkeit.
Zurück in List, wartet die MS Hamburg schon in der abendlichen Sommersonne auf die Rückkehrer. Ein letzter Blick noch auf den Lister Hafen und die schönen Strände, dann nimmt die Hamburg Kurs auf das nächste Ziel, den kleinen Hafen von Harlingen.
Das Tor zum Wattenmeer – Harlingen
Harlingen ist eine typische Seehafenstadt in der Provinz Friesland. Harlingen ist sehr abwechslungsreich und versprüht trotz seiner Lebhaftigkeit einen gemütlichen Charakter. Von Harlingen aus fahren kleine Fähren nach Terschelling und nach Vlieland. Der Hafen ist der wichtigste der Provinz, hier legen auch kleinere Frachtschiffe an. Die Hafeneinfahrt ist jedoch extrem eng und verläuft in zwei 90-Grad-Kurzen. Der Liegeplatz für Kreuzfahrtschiffe befindet sich gleich hinter der Hafeneinfahrt, was kaum Platz zum Manövrieren lässt. Ab 20 km/h Wind, was einem schwachen Wind der Stärke 3 entspricht, ist eine sichere Ein- und Ausfahrt für Schiffe mit der Größe einer MS Hamburg praktisch unmöglich. Harlingen wird durch die Westfriesischen Inseln von der offenen Nordsee getrennt. Wir erreichen Harlingen etwa eine Stunde früher als geplant und so macht die Hamburg gerade noch rechtzeitig am Harlingen Cruise Center fest, bevor der Wind deutlich zunimmt. Aufgrund seiner Lage wird Harlingen auch „Das Tor zum Wattenmeer“ genannt.
Mitarbeiter der Tourismuszentrale begrüßen alle Reisenden im kleinen Hafengebäude mit kleinen Stroopwaffeln, einer typisch niederländischen Spezialität aus Teigwaffeln.
Älter als Amsterdam
Seinen besonderen Charakter verdankt die Stadt den mehr als 500 denkmalgeschützten Gebäuden sowie der Lage am Wattenmeer. Sogar einen recht schönen Strand gibt es am Westerzeedijk, den man in nur 10 Gehminuten erreicht. Da Harlingen am Wattenmeer liegt, ist dieses bei Ebbe sehr gut zu sehen. Direkt am Strand lockt ein kleines Restaurant mit Speisen und Getränken. Harlingen erhielt im Jahr 1234 Stadtrechte und ist somit älter als Amsterdam (1275 gegründet).
Die ursprünglichen Grachtengürtel von Harlingen sind größtenteils ebenso erhalten wie die wunderschön restaurierten Lagerhäuser und Wohnhäuser, die überall entlang der schmalen Gassen zu finden sind. Insgesamt leben rund 15.000 Menschen in Harlingen. Damit ist es der fünftgrößte Ort in Friesland. In Harlingen werden seit 1598 mittels einer Zinnglasurtechnik keramische Gegenstände und Fliesen hergestellt. In Harlingen befindet sich der letzte Betrieb in den Niederlanden, der auf ursprüngliche Art und Weise Keramiken und Fliesen herstellt. International wird diese Herstellungstechnik Majolica, Faience oder Delftware genannt.
An die früheren Zeiten des Walfangs erinnert ein Brunnen, in Form eines lebensgroßen Pottwals. Dieser befindet sich direkt gegenüber vom Cruise Terminal und ist zu Fuß über die Zuiderpier erreichbar. Ungefähr alle 7 Minuten bläst der Wal eine riesige Fontäne in den Himmel.
Außergewöhnlich übernachten
Wenn man nicht gerade mit einem Kreuzfahrtschiff in Harlingen ist und außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten sucht, dann wird man die in Harlingen definitiv finden. Der markante Leuchtturm ist nämlich ebenso ein luxuriöses Hotel, wie der alte Kran am Hafen oder der Schüttrichter direkt nebenan. In allen aufwändig renovierten Unterkünften können maximal zwei Personen übernachten. Die Preise für eine Übernachtung in den luxuriösen Domizilen liegen aktuell jeweils bei 319,- EUR. Der Leuchtturm hat im Jahr 1998 seine offizielle Funktion verloren.
24 Stunden länger in Harlingen
Aufgrund des anhaltend starken Windes, welcher die Hamburg direkt an die Pier drückt, ist es auch mit Unterstützung zweier Hafenschlepper nicht möglich, zum planmäßigen Zeitpunkt den Hafen zu verlassen. Die Hamburg wäre beim Auslaufen an die Mole gedrückt worden. Letztendlich verlassen wir den Hafen rund 24 Stunden später als geplant. Durch diese Verlängerung entfällt zwar der Stopp in Texel, doch dieser wäre sowieso ausgefallen, da ein sicherer Tenderverkehr bei hohen Wellen nicht möglich gewesen wäre. Da genießt man lieber einen Tag länger das tolle Flair von Harlingen, als einen Tag vor den Westfriesischen Inseln in stürmischer See zu verbringen.
Wir nehmen Kurs auf die Insel Helgoland
Am Vormittag nimmt die Hamburg Kurs auf die Nordseeinsel Helgoland. Es ist ein wunderbarer, sonniger Vormittag auf See. Zeit um einfach auf die Nordsee zu schauen und die Zeit zu genießen.
Kurzes Zeitfenster für einen Besuch auf Helgoland
Die Insel Helgoland liegt rund 50km vom Festland entfernt und gehört seit 1890 zum deutschen Staatsgebiet. Helgoland ist als amtsfreie Gemeinde in den Kreis Pinneberg integriert. Die Entfernung von Helgoland nach Sylt beträgt 67km und bis nach Cuxhaven rund 57km. Schon eine Stunde vor der Ankunft auf Helgoland ist die markante rote Insel am Horizont zu erkennen. Der Wind legt sich immer weiter und die See wird stetig ruhiger. Der starke Wind vom Vortag ist schließlich ganz abgezogen. Zwischen zwei Tiefdruckgebieten entsteht ein Zeitfenster, das gerade groß genug ist, um die Insel besuchen zu können. Oft verhindern hohe Wellen und schlechtes Wetter eine Anlandung mit Tenderbooten auf Helgoland. Wir haben heute Glück. Noch am Vormittag wäre eine Anlandung unmöglich gewesen.
Die meisten Besucher kommen für einen Tagesausflug auf die Insel. Die Möglichkeiten dazu sind vielfältig. So fahren zum Beispiel von Büsum, Hamburg oder Cuxhaven aus Fahrgastschiffe nach Helgoland. Rund 1.500 Menschen leben dauerhaft auf Helgoland. Während die Hauptinsel aus Felsen besteht, so ist die Nachbarinsel „Düne“ eine reine Sandinsel, die zum Baden einlädt und mit einer kleinen Fähre erreicht werden kann. Auf der Nachbarinsel befindet sich auch der Flugplatz von Helgoland. Die Hauptinsel ist in Unter-, Mittel- und Oberland geteilt. Das Oberland erreicht man zu Fuß über knapp 200 Treppen oder mit einem Fahrstuhl. Der Spaziergang auf dem 2,8km langen Klippenweg ist mehr als lohnenswert, denn er führt vorbei an den bekannten Vogelfelsen und an der „Langen Anna“, dem schmalen Felsen, der als Wahrzeichen der Insel gilt.
Einzigartig in Deutschland
Helgoland ist bekannt für seine großen Vorkommen an Basstölpeln, die in Deutschland nur auf Helgoland anzutreffen sind. Der benachbarte „Lummenfelsen“ gehört, wie der Name vermuten lässt, ganz den Trottellummen, die hier alljährlich ihre Jungen großziehen. Der auffälligste Vogel auf Helgoland ist jedoch der Basstölpel. Er ist mit seinem cremefarbenen Kopf, den schwarzen Flügelspitzen und dem sonst weißen Gefieder unverwechselbar. Seit 1991 nistet der Basstölpel auf der Insel. Heute leben über 1.000 Paare dort. Um den Lummensprung der jungen Trottellummen vom Felsen in die Nordsee zu beobachten, sind wir einige Tage zu spät, denn dieser endete letzte Woche. Neben diesen Vögeln nisten auch Eissturmvögel und Dreizehenmöwen sowie der Tordalk auf Helgoland.
UNESCO-Kulturerbe
Eine Besonderheit, die in die Liste des UNESCO-Kulturerbes aufgenommen wurde, ist im Hafen von Helgoland zu bestaunen. Dabei handelt es sich um die aus massiver Eiche bestehenden Börteboote. 200 Jahre lang transportieren die offenen Holzboote Touristen von den vor Anker liegenden Fahrgastschiffen die letzten Meter zur Insel. Da in den letzten Jahren der Hafen ausgebaut wurde, können inzwischen nahezu alle Fahrgastschiffe direkt im Hafen anlegen, weshalb die Börteboote heute für Touristenfahrten genutzt werden.
Die höchste Erhebung der Insel ist der Pinneberg mit einer Höhe von 61,3m.
Lokale Spezialitäten
Die Zeit auf der Insel reicht nicht nur für einen kompletten Rundgang auf dem Klippen-Wanderweg, sondern auch noch für einen kurzen Stopp an einer Fischbude am Hafen, bevor es mit dem Tender zurück zur MS Hamburg geht. Was darf nach der Currywurst im Sansibar und den Stroopwaffeln in Harlingen nicht fehlen? Natürlich das frische Matjesbrötchen auf Helgoland.
Damit endet auch die kurze Reise mit der MS Hamburg, zu den Nordseeinseln und in die Niederlande – zu Destinationen vor der eigenen Haustür. Eine Reise, die in dieser Form nicht oft im Routenplan steht, in jedem Fall aber voller Highlights steckt. Und um die Frage zu Beginn zu beantworten: „Nein, es muss nicht immer in die Ferne gehen, um besondere Dinge und Neues zu entdecken!“
- Alle Bilder der Kurzkreuzfahrt mit der MS Hamburg zu den Nordseeinseln und nach Holland, hier in der Bildergalerie <<Link>>
- Vielleicht auch interessant: Reisebericht mit der Hamburg von Mauritius bis Dubai <<Link>>
Alle Kreuzfahrten mit der MS Hamburg können bei Kreuzfahrten & Mehr gebucht werden. Weitere Details zum Schiff und zur Kabinenausstattung teilen wir Ihnen gerne auf Anfrage mit. Senden Sie uns einfach eine unverbindliche Mail an kontakt@kreuzfahrten-mehr.de oder rufen Sie uns an unter 04893-4288535.
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