Reisebericht von Stralsund über Greifswald, Rügen, Swinemünde und Stettin
Mit der Junker Jörg und VIVA Cruises auf einer Flusskreuzfahrt mit Hochseecharakter
Tag 1 Freitag 13. September 2019
Anreise nach Stralsund
Stralsund ist nicht besonders bekannt als Start- und Zielhafen für Flusskreuzfahrten, bietet aber eine ideale Infrastruktur für eben solche. Man erreicht die Hansestadt am Strelasund mit der Deutschen Bahn oder auch mit dem eigenen PKW. Wer eine organisierte Reise bei einem Veranstalter gebucht hat, wir in der Regel direkt mit einem Reisebus zum Liegeplatz gefahren. Ich nutze für die Anreise zum Flusskreuzfahrtschiff Junker Jörg den eigenen PKW. In direkter Nähe zum Liegeplatz der Junker Jörg, auf der Altstadtinsel gegenüber der Gorch Fock (I), befinden sich einige Parkhäuser. So zum Beispiel das Parkhaus am Ozeaneum, das Parkhaus am Meeresmuseum oder das Parkhaus an der Fährwall Strasse. Die Parkgebühren liegen für eine Woche bei ca. 60,- EUR.
MS Junker Jörg
Das Flusskreuzfahrtschiff Junker Jörg wurde im Jahr 1990 für die renommierte Köln-Düsseldorfer Reederei in Dienst gestellt und befuhr unter dem Namen Theodor Fontane für viele Jahre die Elbe. Im Anschluss an diesen Einsatz ist das 94,80m lange Flusskreuzfahrtschiff, zunächst unter selbigem Namen zwischen Wien und dem Ijsselmeer, später als Viking Fontane auf Rhein, Main und Mosel unterwegs gewesen. Es folgte ein erneuter Einsatz auf der Elbe und im Jahr 2017 der Verkauf an die Luther Travel Cruises GmbH, welche die Viking Fontane in Junker Jörg umbenannte. Erstmals verschwand die rote Bauchbinde und wurde durch eine in Türkis ersetzt. Im ersten Betriebsjahr diente die Junker Jörg überwiegend als Hotelschiff in der Stadt Wittenberg. Seit dem Jahr 2018 kreuzt sie nun auf interessanten Routen zwischen den Ostseeinseln ab/bis Stralsund. Da das Fahrtrevier der Elbe aufgrund der unberechenbaren Wasserstände immer schwieriger zu planen wird, ist auch für die kommenden Jahre ein Einsatz zwischen den Ostseeinseln vorgesehen. Maximal finden 112 Passagiere an Bord Platz, die von etwa 30 Besatzungsmitgliedern betreut werden. Die Junker Jörg ist im Jahresverlauf für unterschiedliche Reiseveranstalter im Charter unterwegs. So auch für VIVA Cruises, eine Tochter der Schweizer Reederei Scylla AG.
Die Junker Jörg liegt insgesamt zwei Tage in Stralsund, wovon ein Tag komplett für die Aus- bzw. Einschiffung geplant ist. Ich reise erst am späten Nachmittag an und lasse meinen Tag nach dem Kabinenbezug entspannt ausklingen.
Tag 2: Samstag 14. September 2019
Die Sonne strahlt gleich nach dem Aufgehen, von einem tiefblauen Himmel. Zu Fuß erkunde ich heute die Altstadtinsel, was vom Liegeplatz aus problemlos möglich ist. Die Hansestadt Stralsund liegt am Strelasund, einer Meerenge der Ostsee. Aufgrund ihrer Lage und der zwei Brückenverbindungen zur Insel Rügen, wird Stralsund auch das „Tor zur Insel Rügen“ genannt. Stralsund ist mit etwas weniger als 60.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern. Die Altstadt von Stralsund gehört aufgrund der zahlreichen Baudenkmäler seit dem Jahr 2002 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Stralsund gehören:
- UNESCO-Weltkulturerbe Altstadt mit Marienkirche, Nikolaikirche und Jakobikirche
- Gorch Fock (I) aus dem Jahr 1933
- Ozeaneum und Meeresmuseum
- Die 2007 fertig gestellte, 4.100m lange 128m hohe Rügenbrücke
- Rathaus in der Altstadt
- Stralsund Museum
- Tierpark Stralsund
Zu den größten Veranstaltungen im Laufe eines Jahres zählt das Seit 2009 jährlich im Juni stattfindende Hafenfest in Stralsund.
Über den Greifswalder Bodden
Am Abend heißt es dann „Leinen los“ zu einer besonderen Flusskreuzfahrt mit sehr viel Hochseecharakter. Die Junker Jörg unterquert zunächst die Rügenbrücke und nimmt dann Kurs auf den Greifswalder Bodden. Beim Greifswalder Bodden handelt es sich um eine Bucht der südlichen Ostsee, welche mit einer Fläche von 514km² der größte Bodden der Vorpommerschen Boddenlandschaft an der Südküste der westlichen Ostsee ist. Aufgrund seiner Größe entsteht beim Durchfahren das Gefühl, sich auf einem Hochseeschiff bzw. auf dem offenen Meer zu befinden. Das Ijsselmeer ist mit knapp 1.138 km² allerdings mehr als doppelt so groß. Mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von 5,6m und einer maximalen Tiefe von 13,5m ist der Greifswalder Bodden jedoch tiefer als das Ijsselmeer mit durchschnittlich 4,6 bzw. maximal 5,5m Wassertiefe. So oder so ist die Fahrt über den Greifswalder Bodden in Richtung Greifswald sehr interessant.
Den nächtlichen Liegeplatz erreicht die Junker Jörg um kurz nach 20:00 Uhr. Das Schiff macht im kleinen Hafen Greifswald-Wieck fest, einem Ortsteil der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald. Greifswald-Wieck ist ein ehemaliges Fischerdorf, in dem heute 472 Einwohner leben. Der kleine Hafen befindet sich auf der nördlichen Seite der Mündung des Flusses Ryck.
Tag 3: Sonntag 15. September 2019
Am heutigen Vormittag wird ein Ausflug mit inkludierter Stadtrundfahrt durch Greifswald angeboten. Ich entschließe mich jedoch zu einem Rundgang durch das Fischerdorf Greifswald-Wieck. Das bekannteste Wahrzeichen des über 800 Jahre alten Fischerortes ist die Wiecker Ketten-Klappbrücke, die zu regelmäßigen Zeiten geöffnet wird. Dann ist es größeren Schiffen und Segelschiffen möglich, auf dem Fluss Ryck in Richtung Greifswald zu fahren. Der Fischereihafen ist sehr malerisch und sehenswert, wirkt jetzt, in der Nachsaison mit seinen reetgedeckten Häusern richtig melancholisch. Während der Sommermonate ist Wieck ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Greifswalder. Die Cafés, Bars und Restaurants bereiten sich nun wieder auf die bevorstehende Wintersaison vor.
Nach einem Rundgang entlang des Hafens und über die historische Klappbrücke, schaue ich mir noch das erst im Jahr 2016 eingeweihte Sperrwerk, in unmittelbarer Nähe zu unserem Liegeplatz an. Das Sperrwerk dient dem Hochwasserschutz.
Sturmfahrt auf dem Greifswalder Bodden
Um 12:00 Uhr nimmt die Junker Jörg Kurs auf den kleinen Hafen Lauterbach, einem Ortsteil der Stadt Putbus auf Rügen. Die Überfahrt über den Greifswalder Bodden entpuppt sich bei Sturmböen und Wellen mit einer Höhe von bis zu 1,3m zu einem kleinen Abenteuer. Die Gischt der am Bug zerschellenden Wellen wird über das gesamte Sonnendeck der Junker Jörg geweht. Ein solches Erlebnis hatte ich auf einem Flusskreuzfahrtschiff bisher nicht.
Nach der Ankunft in Lauterbach verschlechtert sich das Wetter weiter. Regen peitscht über das Sonnendeck. Die grauen Wolken ziehen, vom Sturm getrieben, im Eiltempo über die Junker Jörg hinweg. In Lauterbach leben etwa 500 Menschen. Neben einem Hafen verfügt der, südöstlich von Putbus, am Greifswalder Bodden gelegene Ort, über einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Es verkehren sowohl Züge der Normalspur als auch der Bäderbahn „Rasender Roland“ von Lauterbach aus.
Da sich die Wetterlage im Laufe des Abends weiter verschlechtert und der Wind noch einmal zulegt, entschließt sich der Kapitän der Junker Jörg dazu, den Hafen bereits heute zu verlassen und Kurs auf Peenemünde zu nehmen. Zu hoch könnten die Wellen über Nacht werden und die Weiterfahrt am nächsten Morgen gefährden. Nach dem Abendessen gleitet die Junker Jörg langsam aus dem Hafen heraus und nimmt kurz darauf Kurs auf die flächenmäßig größte Gemeinde der Insel Usedom. Während der erneuten Überquerung des Greifswalder Bodden schlagen die Wellen mit so großer Kraft gegen den stabilen Schiffsrumpf, dass einige Gläser an der Bar im Panorama Salon zu Bruch gehen.
Die Nacht im Hafen von Peenemünde verläuft dann ruhig.
Tag 4: Montag 16. September 2019
Peenemünde
Nach dem Frühstück haben die Gäste die Möglichkeit, an einer Inselrundfahrt zu Usedoms Seebädern teilzunehmen. Peenemünde ist die nördlichste Gemeinde der Insel Usedom und befindet sich nordwestlich des Seebades Karlshagen, am Übergang des Peenestroms in die Ostsee. Bekannt wurde Peenemünde aufgrund der Raketenentwicklung in der einst dort stationierten Heeresversuchsanstalt Peenemünde, worunter der als „V2“ bekannte Flugkörper „Aggregat 4“ Einsatzreife erlangte. Später wurde Peenemünde als Marinestützpunkt genutzt und darüber hinaus zum Standort des Jagdfliegergeschwaders 9 der Luftstreitkräfte der NVA. Nach der Wiedervereinigung ist der Truppenstandort im Jahr 1993 aufgelöst worden. Zu den größten Sehenswürdigkeiten zählt heute das Historisch-Technische Museum Peenemünde. Das Museum widmet sich in erster Linie der Geschichte über die Entstehung und Nutzung der damaligen Waffensysteme, wie dem weltweit ersten Marschflugkörper und der ersten funktionierenden Großrakete, der oben genannten „V2“.
Um 13:00 Uhr nimmt die Junker Jörg Kurs auf Wolgast. Dort macht das schmucke Flusskreuzfahrtschiff knapp 1,5 Stunden, nach dem Passieren der Peenebrücke bei Wolgast, nur für einen Zwischenstopp fest. Die Ausflugsgäste, welche die Inselrundfahrt zu den Seebädern von Usedom unternommen haben, kommen wieder an Bord. Um 14:00 Uhr geht es direkt weiter in Richtung Swinemünde.
Erneute Routenänderung
Die Route wird aufgrund der schlechten Wettervorhersage noch einmal angepasst. Das nächste Ziel lautet entsprechend nicht Stettin, sondern zunächst Swinemünde. Der Himmel ist immer noch von dichten Wolken bedeckt, die vom Wind getrieben, zügig über das flache Land ziehen. Die Fahrt führt entlang des Peenestroms, vorbei an der Südspitze von Gnitz, ins Achterwasser. Das Achterwasser ist eine Lagune des in die Ostsee mündenden Peenestroms. Mit einer Tiefe von maximal 3m ist das Achterwasser zwar nicht besonders tief, aber aufgrund der Breite von bis zu 15km entsteht bei der Einfahrt in die Lagune schnell der Eindruck, als würde das Schiff Kurs auf das offene Meer nehmen.
Besondere Vielfalt zwischen Fluss- und Hochseeerlebnis
Diese Kreuzfahrt entlang der Ostseeinseln, ist bislang gekennzeichnet durch eine besondere und abwechslungsreiche Route. Wir durchfahren mit der Junker Joerg nicht nur besonders enge Flussabschnitte, sondern überqueren andererseits auch riesige Buchten und Lagunen, die den Eindruck erwecken, sich auf dem offenen Meer zu befinden. Immer wieder sind entlang der Ufer kleine Städte und Orte zu entdecken. Die Landschaft ist malerisch. Steile Küstenabschnitte wechseln sich mit flachen ab. Schwalben und Seemöwen begleiten immer wieder die Junker Joerg, während an den Ufern grasende Kühe und Pferde zu beobachten sind.
Am Abend passieren wir schließlich die Peenebrücke bei Zecherin. Endlich klart der Himmel deutlich auf und der Wind schwächt sich von durchschnittlich Bft. 8 auf 5 ab. Langsam gleitet die Junker Joerg über das Stettiner Haff. Viele Reisegäste genießen den Abend auf dem Sonnendeck. Kaum vorstellbar ist es in diesem Moment, dass der Wind bereits in der Nacht erneut stark zunehmen soll. Das Stettiner Haff auch Oderhaff genannt, ist ein Küstengewässer im Mündungsbereich von Oder und Peene. Das Stettiner Haff ist das zweitgrößte Haff der Ostsee. Mit allen Nebengewässern hat das Stettiner Haff eine Ausdehnung von 903km². Durchschnittlich ist das Gewässer 3,8m tief. Die Tiefe der Fahrrinne zwischen Stettin und Swinemünde beträgt 10,5m. Nur das Kurische Haff bei Klaipeda ist mit 1.619km² noch größer als das Stettiner Haff.
Nach Einbruch der Dunkelheit biegt die Junker Joerg in den Kanal Piastowski (Piastenkanal) ein, so der offizielle Name des 1875 bis 1880 als Kaiserfahrt erbauten Kanals auf der Insel Usedom. Die Kaiserfahrt verbindet die Swine, südlich der Hafenstadt Swinemünde mit dem Stettiner Haff, sowie der Oder. Der 12km lange Piastenkanal befindet sich auf der polnischen Seite der Insel Usedom und umgeht den alten Lauf der Swine, welcher für Seeschiffe nicht befahrbar ist.
Tag 5: Dienstag 17. September 2019
Ein Tag im wunderschönen Swinemünde
Der heutige Morgen beginnt verregnet und trüb. Das soll sich mit zunehmendem Wind aber rasch ändern. Ich nutze die Gelegenheit für einen ausgedehnten Stadtrundgang. Es dauert nicht lange, da begeistert mich Swinemünde aufgrund seiner Vielfältigkeit. In der polnischen Stadt, die im östlichen Teil der Insel Usedom sowie auf den Inseln Wollin und Kaseburg liegt, leben etwa 41.000 Einwohner. Swinemünde ist der Vorhafen der Metropole Stettin und verfügt über einen bedeutenden Fährhafen. Die Geschichte von Swinemünde ist sehr bewegend. So war die Stadt bis zum Zweiten Weltkrieg nicht nur ein Teil von Deutschland, sondern auch das drittgrößte Ostseebad. Seit dem 06. Oktober 1945 gehört Swinemünde zu Polen. Swinemünde ist mit den Badeorten Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck über die längste Strandpromenade Europas verbunden, die sich über alle vier Seebäder erstreckt. Man kann von Deutschland direkt nach Polen laufen und umgekehrt ebenso. Der Sandstrand ist äußerst feinsandig und beeindruckende 12 Kilometer lang sowie im Schnitt 40m breit. Ich habe selten einen so schönen Strand in Deutschland gesehen wie diesen hier.
Monumentale Bauten, malerische Parkanlagen und endlose Wanderwege
Das Stadtbild von Swinemünde ist sehr abwechslungsreich und geprägt von großen Villen, riesigen, malerischen Parkanlagen und endlosen Wanderwegen. Entlang der Dünen befinden sich zahlreiche Waldabschnitte, moderne Hotelanlagen, alte Festungen und eine scheinbar endlose Promenade.
Zu den Sehenswürdigkeiten von Swinemünde zählen:
- Martin Luther Kirche
- Festung Swinemünde
- Seefestung Westfort
- Fort „Gerhard“
- Leuchtturm Swinemünde (mit 68m der höchste an der Ostseeküste)
- Mole Hafeneinfahrt
- Kirche Maria Stella
- Fort Engelsburg
Ein Genuss für alle Sinne, der Sommer ist vorbei
Die sehr schön angelegte Promenade von Swinemünde ist durch ein kleines Wäldchen vom Strand getrennt. Zahlreiche Bars, Restaurants und Kioske bieten hier ihre Speisen und Getränke an. Zu dieser Jahreszeit zeigt sich Swinemünde von einer ganz besonderen Seite. Die Tage sind gerade noch lang genug, um abends in einem der schönen Lokale draußen sitzen zu können. Die meisten Touristen sind bereits wieder abgereist. Gerade an stürmischen Tagen wie heute kann man stundenlang am Strand entlanglaufen und die scheinbar endlose Weite der langgezogenen Bucht genießen. Die Strandkörbe stehen zwar noch draußen, die Vermietungen haben aber bereits geschlossen. Swinemünde bereitet sich langsam, aber sicher auf den Herbst bzw. den dann folgenden Winter vor. Der Sommer ist vorbei. Diese Zeit zwischen den Jahreszeiten ist ein Genuss für alle Sinne. Die Luft schmeckt nach Salz, das Donnern der Wellen klingt wie Musik in den Ohren, das Sonnenlicht spiegelt sich in der über den Strand wehenden Gischt und der Wald duftet aufgrund des Regens nach frischem Tannengrün.
Tag 6: Mittwoch 18. September 2019
Fahrt von Swinemünde nach Stettin
Um 06:45 Uhr heißt es Abschied nehmen vom herrlich schönen Swinemünde. Die Fahrt führt noch einmal entlang der Kaiserfahrt, über den Stettiner Haff, in Richtung Westoder. Die Fahrtroute ist erneut ein Mix aus engen Kanälen, idyllischen Flussläufen und offenen Seegebieten. Während der Passage des Stettiner Haffs entsteht erneut das Gefühl, sich auf dem offenen Meer zu befinden. Entlang der Westoder sind einige industrielle Anlagen am Ufer zu erkennen, welche den Charme der unberührten Natur in dieser Region etwas trüben. Ein Großteil der Reisegäste nimmt in Stettin an einer geführten Stadtrundfahrt teil.
Die Hakenterrasse
Zu den Hauptsehenswürdigkeiten in Stettin gehört zweifelsfrei die 500m lange Hakenterrasse. Die 500m lange Hakenterrasse ist nicht nur das bekannteste Bauensemble in Stettin, sondern auch das schönste. Die am westlichen Ufer der Oder gelegene Anlage wurde zwischen 1900 und 1914 auf dem Gelände des ehemaligen Fort Leopold erbaut. Die Hakenterrasse ist einheitlich aus Sandsteinblöcken gemauert. Zentral steht eine Plattform mit der Springbrunnengrotte darunter.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Stettin:
- Stettiner Schloss
- Kasprowicz Park
- Hauptgebäude Nationalmuseum
- Philharmonie Stettin
- Marktplatz und altes Rathaus
- Jakobskathedrale
In Stettin gibt es keine Altstadt im herkömmlichen Sinne, entsprechend auch keinen historischen Stadtkern. Stettin ist geprägt von unterschiedlichen Epochen und Stilen. Man sollte in Stettin keine allzu großen Erwartungen an monumentalen Bauten haben, dennoch investiert die Stadt sehr viel für den Erhalt ihrer kleinen Perlen. So ist auch der Marktplatz zwar sehr klein, aber in einem hervorragenden Erhaltungszustand. Wie auf einem uralten Ölgemälde steht das alte Rathaus neben bunten Giebelhäusern. Die Fassaden verschmelzen beinahe mit den deutlich neueren Bauwerken, die diesen Platz einrahmen. Stettin zeigt sich sehr sauber und sowohl am Oderufer, als auch in der Innenstadt sind zahlreiche gute Restaurants, Lokale, Bars und Einkaufsmöglichkeiten zu finden.
Tag 7: Donnerstag 19. September 2019
Ein Tag auf See
Der heutige Tag führt von Stettin aus entlang der Westoder, über das Stettiner Haff, auf dem Peenestrom, über das Achterwaser bis nach Wolgast. Nach einem kurzen Aufenthalt in Wolgast geht es weiter in Richtung Peenemünde, über den Greifswalder Bodden, durch den Strelasund bis nach Stralsund.
Schon um 02:00 Uhr gleitet die Junker Joerg lautlos aus dem Stettiner Hafen hinaus. Der Himmel ist klar, das Thermometer zeigt gerade einmal 8 Grad. Am Ufer sind einige Menschen zu erkennen, die offenbar von einer Party kommen. Schließlich werden die Lichter von Stettin immer kleiner, bis sie ganz am Horizont verschwinden. Der Sonnenaufgang ist heute nicht zu sehen, denn einige letzte Gewitter und Regenwolken verdecken ihn. Morgens um 06:30 Uhr ist es ruhig an Bord, ein Großteil der Reisenden schläft noch. Gegen 08:00 Uhr ist das Stettiner Haff überquert und die Junker Joerg nähert sich der Anklamer Fähre. Jetzt ist es nicht mehr weit, bis zur Zecheriner Brücke. Die Sonne scheint über die dicken Regenwolken hinweg und taucht die Landschaft in malerische Pastellfarben.
Da die Junker Joerg die Zecheriner Brücke nur passieren kann, wenn diese geöffnet ist, muss der Fahrplan auf bestimmte Durchfahrtzeiten abgestimmt sein. Fast ohne Wartezeit erreicht die Junker Joerg die Zecheriner Brücke und passiert sie wenig später.
Kurzer Halt in Wolgast
Auf dem Achterwasser begegnen der Junker Jörg einige Seegelboote. Kormorane sammeln sich an den Ufern und formieren sich immer wieder in großen Schwärmen am Himmel. Es dauert nicht mehr lange, dann treten sie ihre Reise in Richtung Süden an. Ein letztes Mal während dieser Reise passieren wir die Peenewerft in Wolgast. Da sich die Peenebrücke in Wolgast auch nur zu festgelegten Zeiten öffnet, macht die Junker Jörg für eine Stunde im Hafen fest. Die Reisegäste haben die Gelegenheit, sich im kleinen Ort umzusehen. Pünktlich um 12:45 Uhr öffnet sich die Klappbrücke und macht der Junker Jörg den Weg frei in Richtung Stralsund.
Schöner hätte dieser letzte Tag an Bord der Junker Jörg nicht verlaufen können. Am Nachmittag taucht auf der Steuerbordseite noch einmal das Historisch Technische Museum von Peenemünde auf, bevor die Junker Jörg den Greifswalder Bodden erreicht.
Ein letztes Anlegemanöver in Stralsund
Nach der Passage des Greifswalder Bodden passiert die Junker Jörg die Insel Koos, die Halbinsel Devin und erreicht schließlich das Stadtgebiet von Stralsund. Eine letzte Unterquerung der Rügenbrücke rundet das Erlebnis des heutigen Tages ab, bevor der Liegeplatz der Junker Jörg in Sicht kommt. Nach dem Anlegemanöver endet diese herrliche Kreuzfahrt entlang der Ostseeinseln.
Das Flüsterschiff Junker Jörg
Abgesehen vom wirklich guten Zustand der Junker Jörg, fällt vielen Reisenden sofort eine Besonderheit gegenüber den meisten anderen Flusskreuzfahrtschiffen auf. Man bemerkt nicht, wenn die Junker Jörg fährt bzw. die Maschinen startet, an- oder ablegt. Sowohl die An- und Ablegemanöver mit dem Bugstrahlruder, als auch das Fortbewegen geschehen völlig lautlos und vibrationsfrei. Diese außergewöhnliche Eigenschaft verdankt das Schiff seinen Schottel-Ruderpropellern (SRP), einem Antrieb, der in den 1950er Jahren von Josef Becker entworfen wurde. Der SRP-Antrieb ist eine Kombination aus Antrieb und Steuerung in einer Einheit. In etwa vergleichbar mit den Azipod-Motoren von Hochsee-Kreuzfahrtschiffen. Der Propellerschub kann durch das Drehen der Gondel um 360° beliebig ausgerichtet werden und steht in jeder Gondelstellung gleichermaßen zur Verfügung. Neben den herausragenden Manövriereigenschaften weisen diese Antriebe eine weitere Eigenschaft auf. Es gibt keine Kurbelwelle und die Gondeln sowie die Motoren sind so gelagert, dass keine Schwingungen auf den Schiffskörper wirken. Das Fahrtgefühl für den Reisegast ist entsprechend beeindruckend. Auch im hinteren Schiffsteil ist nur ein minimaler Geräuschpegel der Maschinen wahrnehmbar. Eine Technik die fasziniert. Die Junker Jörg ist tatsächlich mein „leisestes“ Flusskreuzfahrtschiff, mit dem ich bisher gefahren bin.
Essen und Service
Außergewöhnlich gut ist das Essen an Bord der Junker Jörg, was auch viele Reisende im Laufe meiner Kreuzfahrt hervorgehoben haben. Das Frühstück wird in Buffetform angeboten, meist von 07:30 Uhr bis 09:00 Uhr. Die Auswahl reicht von unterschiedlichen Brötchen- und Brotsorten, Salaten, wechselnden Wurst- und Käsesorten, Müsli, Joghurt und Marmelade sowie einer Auswahl an Obst. Das Mittag- und Abendessen wird als Menü am Platz serviert. Die Gäste wählen beim Frühstück ihr Mittagsmenü und beim Mittagessen ihr Abendmenü aus. Diese Vorgehensweise ermöglicht es dem Küchenteam, alle Speisen zeitnah vorzubereiten und eine sehr hohe Qualität zu bieten. Bei freier Menüwahl, unmittelbar zu den jeweiligen Mahlzeiten, wird stets eine gewisse Anzahl an Menüs bereits fertig zubereitet, in der Kühlung gehalten und bei Bestellung aufgewärmt. Darunter leidet letztendlich die Qualität. Um diese besonders hoch halten zu können, sieht man an Bord der Junker Jörg von einer unmittelbaren Bestellung vor den Mahlzeiten ab. Die Menüs wechseln innerhalb einer Woche täglich. Es stehen auch vegetarische Gerichte zur Auswahl. Der Service ist insgesamt sehr gut und lässt keinerlei Spielraum für Kritik zu. Aufmerksamkeit, Servicebereitschaft und Freundlichkeit sind hervorragend! Die Reisegäste wissen die hohe Qualität der Speisen und den hervorragenden Service sehr zu schätzen.
Fazit der Kreuzfahrt
Sowohl die Reiseroute als auch das Flusskreuzfahrtschiff Junker Joerg sind absolut zu empfehlen. Die Junker Joerg ist das einzige Flusskreuzfahrtschiff, welches in 2020 nahezu die komplette Sommersaison zwischen den schönsten Ostseeinseln pendeln wird. Die Strecke ist abwechslungsreich wie keine zweite. Die Kombination einer „echten“ Flusskreuzfahrt auf schmalen Flussabschnitten und dem Gefühl eine Hochseekreuzfahrt zu unternehmen, ist in dieser Form einzigartig. Selbst eine Flussreise in Richtung Ijsselmeer ist mit diesem Erlebnis, zwischen Stralsund, Swinemünde und Stettin zu kreuzen, nicht vergleichbar. Die Junker Joerg ist das ideale Schiff auf dieser Strecke und bietet ein sehr hohes Maß an Komfort, sowie eine ausgezeichnete Küche. Die Crew ist überaus freundlich, aufmerksam und Service orientiert.
Für welche Zielgruppe ist die Reise geeignet?
Die Reise eignet sich sowohl für all jene, die bereits Erfahrungen mit Hochseekreuzfahrten gesammelt haben und mal eine Flusskreuzfahrt ausprobieren wollen, als auch für erfahrene Flussreisende. Wer die Donau, den Rhein, die Seine oder den Douro bereits kennt, dem bietet sich eine Reise zu den Ostseeinseln ebenfalls an.
Sofern VIVA Cruises die Junker Jörg im Charter fährt, sind ausgewählte Getränke, der Inhalt der Minibar sowie die Tagescocktails im Reisepreis enthalten. Der hochwertige Kaffee-Vollautomat kann, rund um die Uhr, ebenfalls kostenfrei genutzt werden. Aus den oben genannten Gründen, für den Erhalt der hohen Qualität, wird eine offene Sitzung im Restaurant an Bord der Junker Jörg bisher nicht umgesetzt, was die Reisegäste zu schätzen wissen. Das WLAN an Bord ist kostenfrei. Es stehen aus Gründen der Nachhaltigkeit wiederbefüllbare Wasserflaschen zur Verfügung.
- Die kompletten Bildergalerien der Reise: <<Link>>
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